Beilagk znm Mamhemm Anzeiger Nr. 102 vom 29. April 1860.
Bewshner MLLNuheLms 6
Der Bundesbeschluß vom 2-t. v. Mts. hat
bekanntlich die in anerkaunter Wirksamkeit be-
standeue Verfassung Krrrhefferrs definitiv
anfgehoben. Dieser Vorgang bedroht gleich-
mäßig alle deutsche Verfassnngen. Darum
wurde jn einer Besprechung vieler hiestger
Einwohner in Vorschlag gebracht, der allge-
weinen Eutrüstung, welche stch in ganz Deutsch-
land knnd gibt, auch in hiesiger Stadt Aus-
druck zu geben. Zu diesem Zweck wurde eiue
Petition an die hohe zweite Kammer der
Landstände, in welcher die Wiederherstellung
des in Kurhessen gebrochenen Nechts beantragt
wird, entworfen und wird diese nächsten
Mittwoch, Den 2. Mai,
Michiiiiltilgg vo» 3—6 Rhr i» dcin Anlasa.rl
(Lit. x 4 kii-. 4)
zur ttnterzeichnuilg ausgelegt werden. Wir la-
deu Alle, deneu die Wahrung des öffentlicheu
Rechtszustandes und der Ehre der deutschen
Nation am Herzen liegt, zur Betheiligung ein.
Mannheim, den 28. April 1860.
v. L!t. U. Lrtllria. L. 8a886rmaiill.
1 L. Vre88l6i'. 8r. korLter. Vm. Lvpler.
vr. I.rujeu!mr8'. kr. LötveudLiipt. lul.
ReiedLitii. Lä. köller. 1. Lvtnieiäer.
vr. Ledröller
Deutschland.
D Kn-clbng, 29. April. Gch. Kirchenrath Dr.
Umbrelt vcrstnrl- nach mchr als lOjähriqer Lehrthätigkcit
an der Universitäk am 26. April. — Der hiesige Ge.
werbcvercin, ivclcher in diescm Winter ein außerorventlich
regeS Lcbcn enlivickelt, scndct zur nächstm Wandcrver-
samnilung der bad. Geivcrbevereine die Herren Dr. Walz,
Prosessor Pickfvrd und Flaschner Kranß.
Karlsruhc, 26. April. S. G. H. der Prinz Karl
von Baden und S. G. H. der Hr. Markgraf Marinü-
lian von Daben haben gnädigst geruht. den Kameral-
praktikanten L. Kärchcr von Karlsruhe als Rciitamtmann
iii Schivehingcn anzustellen. (K. Z-)
Kaitsruhe, 26. April. Jn hcutiger Slhung der 2.
Kammer wurde von Herrn Geh.-Ralh Lamcy die Wahl-
akten für dcu Stadtbczirk Psorzheim vorgelcgt, da der
Gewählte — Profcffor Häusser — die Wahl angenom-
mcu hat. Die Sitzung wurve kurz unterbrochen, sodann
nach dem Antrage der PrüfungSkommissio» die Wahl
sür unbeanstandet erkiärt. — Die Petition der Deutsch^
Katholiken li, Mannheim, Heidelberg und Psorzheim, be-
treffend die Uebertragung der bürgerlichen Standesbeam-
tnng aus dic Ortsvorgesetzten unv Einsührung der Zi-
vilehe wird ohne Diskussion einfach zur Kennt'nlßiiahme
dem Gr. Staaisministerium überwiesen, ba über vie
kirchl. Fsgw bemnächst GcsetzeSvorlagen zn erwarten
steheli. Das Gr. Finanzministeriilm hat die Annahme
der Oesterr. Eln- uud Zwciguldenstücke zuni scsten Kurs
von 1 fl- !0 kr., resp. 2 fl. 20 kr. süddeuischerWährung
bei StaalSkaffen genehmigt. Eine Deputation aus Frei-
burg (Geh. Hofrath Baumgärlner, Bürgermelster Fauler,
Dr. Kapferer und Kansmann Trüschler) war hente im
gr. Schlosse, uni I. K. H. zum allgemeincn Gesangfeste
ersurchtsvvllst einzuladen. Wie wir hören, ist alle Hvff-
nung dorhanden, daß der Bitte entsprochen wcrdcn
Wird. , .. (K. A.)
D Fecwurg, 27. April. Soeben wurde ein Ruud-
schreiben Sr- Erz. des Herrn Erzbischofs von Frciburg
an bcn badischen Klerus bekannt. Daöselbe spricht, dcr
hochwürdige Klerus^erwarte nach den letzten Porgängen
mit Rccht eine Kundgebung scineS Obcrhirten über die-
selben. Nicht minder sühle ffch Se. Erz. selbst dazu ver-
pfl chtet, uud unternchme cS daher in diefer Zuschrist die
Lage, iu welcher sich gegenwärtig die kirchliche Angelegen-
heit bcfindet, zu bctrachten, und Schlüsse zu zichcn, in
welchm zugleich dic Regeln deS pflichtmäßigen Verhat-
tenö sur den Oberhirten und den Klerus enlhalten sind.
Nach der Publckation der Konvention habe sich untcr
peiil KleruS unv dem kalh. Volke des Landeö ein Gefühl
der Fteude und Befriedigung, ein Gefühl des Dankes
für den Großherzog gezeigt, vas auch er, der Herr Erz-
bischof gelheilt habe. Ua,, habe ullen Grund gehabt,
die wichtige Angelegenheit für erledigt zu bctrachlen, da
sei wider alles Erwarten ei„ Widerstand — giößtentheils
von Prvtestanteii erhoben worden. Cö wird sodann die-
ser Wiverstand. die Thätigkeit der Preffe rc, bcsprochen,
unv uach Behandlung des Kamm'rbeschluffcs und deg
Ministerwcchielö, faßt das Nundschreiben die Lage näher
zusammen und spricht, daß dec abgeschloffene Vertrag
auf Bcrlangen dec Kanimermehrheit „icht in Wirksam-
kcit gescgl, ,,»d ein slcheres Gilt erst durch ein zu er-
sÜllendeS Versprechen gegeben werden solle. Statt der
vercinbarten Ordnung sollte eine neue Regclung eintrc-
tcn, dercn Erfolg nich» einmal von dem Willen der
Negierung abhäuge, sonderil den Eventualitätcn der
Kamniermajorität Preisgegeben sei ^ und so ubcr Re-
ligionSsachcn (?) durch Abstimmung entschieden werden
solle. Sllö rechtliches Moment scheint dcm Hrn- Erzbi-
schof fcstzustehe», daß die beidcn Ailtoritäten znm Ab-
schlnssc dcr Konveiition vollkoinmen bcrechtigl gewcsen )
daß dieselbe nach dcr Beröffentlichung im Regierungsblatt
ein vollzugSrciser Vertrag sei, welcher der Kirche nur
ihre alten Rechte zurückgegeben habe. Sodann sei dic
Konvention als kafl). Kirchengesetz durch die päpstliche
Bulle piomulgirt, und „ „wir haben deßhalb die Psticht,
die darin cnthaltenen Rechke der Kirche znr Durchführnng
zn bringcn, und wir üben durch die Erfüllung die-
ser Pflicht nur niiscr Rechl aus. "" — Anö-
dieser Darstellung ergebe sich die Negel für vaö
Verhalten deS Klerus; derselbe sei den Befehlen deö
Oberhanpis der Kirche Gehorsam schuldig und könne sich
nicht ertauben, von den rechtlich ertheillen Weisnngen
dessclbcn abzuweicheii. Der Kleruö werde dieser Pflicht
nachkommen und Vie Konvcntioii so gnt er vermöge zum
Dollzug bringeu. Diesen Grundsätzen gemäß werde S.
E- dcr Erzbischof vorkommende» Falls ffelbst handeln unv
dem Klcruö — von demselben abznwartende — Wcisnngen
ertheilen. Diese AnSsührung sei S. K. H. dem Grvß-
.herzvg zur Kenntniß gegeben worden. Dicselbe schließt
mit Ermahnungen zur Standhastigkcit, der Hinweisung
anf das Gebet unv Vertrauen und das mnthige Beispiel
des Papstes PinS IX.
' Tie Kreuzzig. meldet: Der chemalige badische
Minister nnd Bnndcstagsgesandte, Frhr. v. BljtterSdorf,
seit lange in Frankfurt wohnhafl, ist geisteskrank geworden
nnd wurde nach der Heil- und Pflegeanstalt Jllcnau
gebracht.
Eiucin Privaibriese aus SPt in Schleswig-
Holstein entnimmt die „B. Volköz." Folgendes: „Dcr
Zwcck diescS Schrcibenö ist, . . . . Dir mitzntbeilcn, daß
eS kürziich dem Herrn Pastor hierortS anbesvhlcn wor-
ben, dafür zu sorgen, daß die unö vom Hamburgcr
Scnat 1843 eingeiandte Medaille und Dankschrist sür
Theilnahme und Beitrag z» dem 1842 statigchabten
Brandunglnck unverzüglich auS unserer Kirche zu eiiifer-
nen; dieselben Gegenstände haben nun seit 17 Jahren
ruhig dorten gehangen nnd von keiner Seite Anfechtmigcn
erlitten. — Kirchenvisttatoren, Superintendent, Dischoff,
Amtmann, Probst u. s. w., deutsch und dänisch gesinnte
Männer haben eö gesehen, gelesen und betrachtct, abcr
wahrscheinlich hat nic einer poliüsche Demonstratioiieil
dahei entdeckt. — Vorigen Herbst soll Riper Avis dar
anf aufmerksam gemacht haben, daß solche deutsche Sym-
pathien sich in deu Kirchen ;u Wesierland und Kostum,
znr Schau aufgchängt, befinden. — Visttatores verlang-
ten hierüber 'nähere Aufkläiung vom Herrn Pastor,
welche crthcilt wurde; hierauf wurde dem Herrn Pastor
anbefohlen, wie oben angezeigt." — Diese Mittheilung
bedarf keincö Kommentarö. Gott schütze mich vor meinen
Freiinben, mvge die dänische Rcgierung beten! Oder
tragen nicht Zustände, in dencn Vie bloße Eriimerung
an eine vor siebenzehn Jahren geübte Handlung rein
menschlichen MitleidcS politisch gefährlich erscheint, tragen
nicht solche Ztlstände i» ihrer Nnerträglichkeit, die Ge.
wißheit ihreS baldigcn Unterganges!
Ztalien.
Tuiin, 27. April. Eine osfizielle Depesche von der
Rhede von Palermo vom 25. meldet: ,,D>e Revolittion
in Patermo ist nnterdrückt und ein strenger BelagerungS-
zustaiid über die Stadt verhängt. Messiiia ist ruhig und
die Banden im Jnncrn schcinen zerstreut zu sein. Grvße
Ausreguiig herrscht nur noch in Marsala, und die Ne-
gierungsgewalt ist noch nicht hergestelltch (F. I.)
** Am 19. empfing Vikl. Emannel die Hrn.Mastri-
cola, Reittengeli, Silvcstrelli, Mitglieder der in Rom
gebildeten Kommision um dcm Könige iind dem Kaiscr
bcr Franzoscn Ehrendcgcn zu überrcichcn. Der für dcn
Kaiser bestimmte Degen wurde nebst einer Adresse, durch
die Hrn. Garotti, Gabrielli und Fürst von Ruspoli, dcm
Herzog von Garmont überreicht.
** Die „Gaz. di Torino" veioffentlicht das Abschied-
schreiben der Svldatcn der Brigade Savvyen an ihre
üal. Waffengefährten. Diese Adrcffe entspricht — wie,.
die Gaz- di Torino — sagt den Gesühlen dieser beiden
Völker die Freud' und Leid theilten und sich nicht ohne
legilimen Schmerz trennen können. „Ädieu Jtaliener,
rufen die Savoyarden aus, Adicu Jtaliener, wir kehren
in imserc Berge zurück, aber um uns dort als wachsame
Postcn aufzustellcii. Wcnn cS sich um den heil. Namen
der Solidarüät handelt, werden wir zu den Waffen
greisen um Jhnen zu helfen habgierige u»d wilde Nän-
ber zu verjagen."
** Der,,Corr. merk." meldet aus Peruggia 20. April.
Gestern gegen 4 Uhr Nachmittags traf Gen. Lamoricierc
in Peruggia ein, der Delegat ging dem Gen. entgegen.
Frankreich.
" Puris, 27.April. Das „Pays" meldet die dem-
nächstige Ankunft des Großfürsten Nikolans, Bruder deö
Kaisers von Rußland, in Paris. — Der General in
Diöpoiiibilüät Hr. v- Creny >st zum General Lamoriciere
nach Rom abgereist. — Die „Lomb." veröffentlicht ein
Dekret Viktor Emamrels, womü die Wahlkollegien, welche
Abgeocdnele zu ernennen haben, auf dcn 6. Mai einbe-
rufcn werden. Jm Falle ein zweites Votum nölhig
würde, vcreinigt dis Kolleg sich nochmals am 10. —
Die „Patrie" veröffentlicht eine Depesche auS Neapel
vom 26, wonach die Jnsurgentenbanden sich überall vor
den Truppen ziieückziehen. Cine derselben, welche sich in
die kleine StadtCartini warf, wurde von den k. Truppen
angegriffcn und zersprengt. Die Meisten unterwarfen
srch. Jm ganzen Königreiche ist die Rnhe IMN wieder
hergestellt. — Die neuestcn Nachrichten aus Savvycn
ergeben 134,744 Ja unv 203 Nein. — Marquiö Lavalette
wird am 2 Mai auf seinen Posten abreisen. — Jn
Fontaincbleau werden Vorbereitungc» sür die demnäch-
stffie Dnhinkimst des KaiserS getroffen. — Bcrichte a»s
Madrid besagen, daß dcr Friedensvertrag mit Marokko
alS ein knü neoonipli bezeichnct werdeu kann. — Die
Kaiserin von Rußland wird bis zur Ankuust des Kaisers
Napoleou und der Kaiserin Eugenie in Nizza verweilen.
- Nach einer der „N. F. Z." von Paris zugehen-
den Depesche des Fürsten Goilschakoff an den russischen,
Giafcn Kisselcff, i» Paris, datiit vom 12.April hat der
Kaiscr von Rußland geaen die Aln--"»,..,
nnd Nizja au Frantreich cmch nicht das Geringste ein-
znweiiden. Der Kaiser von Rußland betrachtet die
sreiwillige Abtretung des Königs voii^ Sardinien als
eine Transaktion unter unabhängigen Souveränen, die,
voni dicsem Gesichtspunkte aus betrachtct, daö Gleichge-
wicht EuropaS nicht gesährdet, wenn die Frage üver
das nciüralisirte Terrain sv kombinirt ist, daß kein er-
langtes Recht dabei verletzt ist, daß kein legüimeS Jnte-
ressc dabei angegriffen wi'rd, unb daß die immerwährende
Neutrglität der Schweiz, wie sie durch die Verträge von
Wieu und Paris proklamirt ist, in ihrcr ganzen Auödeh-
nung erhalten werde. Kaiser Alerander hat stch mit
Besriedigung daher überzeugt, daß dieser letzte Gcstchts-
punkt von der französischen Regierung getheilt wird, wie
der Art. 2 deS mit der sardinischen Regierung geschloffe-
nen Traktateö, sowie die Crklärungen des französischen,
Ministers deS Auswärtigen bewcisen und hofft daher,
daß die Berathung, dercn Gegenstand die an die schwei-
zcrische Konförderation angrenzenden Terriloricn sein
wcrden, zu einer Verständigung beitragen wird, die von
allen Parkeien genehmigt werven könne. Das Kabinet
wird scinerseiis die ernsteste Sorgfalt cntwickeln, um bie
Stipnlationen aufrecht zu erhalten, welche die Siiyerheü
cines Staates gewährleisten, dessen Neutralilät ein Ge-
genstanv europäischen Zntereffes ist. Die Red. der „N.
F. Z" bemerkt einleitend zu dieser Nvte, bieselben liesere
den traurige» Beweis, wie fest Napoleon bei seinen
llebergriffen auf Rußlands Konvenienz rechnen kann, und
läßt 'vermuthen, zu welchen Gegendicnsten er sich mag
bereit crklärl haben- Wenn diese Note nicht den Wiener
Herren die Augen darüber öffnet, daß sie besser thu»
würden, die ewigen Zerrcreien und Rechlhabereien mit
Prcußen am Bund nnd über den Bund einzustellen und
sich ans Thatsächlichc zu halten, so werden sie znr Zeit
über die sonst unbegreifliche Gefügigkeit Rußlanvö zu
ihrem großen Schaden Aufklärung erhalten.
Spanien
Madiid, 23. April. Man glaubt, daß noch im
Augcnblicke dcr vorausgesehenen Verhaflung der Prinzen
die Negierung noch Nichts über sie beschloffen halle.
Man benkt, daß der Staatsrath befragt werden wird,
und soll drßhalb nach Totuan berichtet worden seiii.
O'Donnell ist demnnchst ecwartet.— Die marokkanischen
Bcvollmächtigten stnd Sidi Mohamed el Katib, Minister
der auswärtigen Angelegenheiten, und Aysnad ad cl
Maleek, hoher Beamter dcs Reichs. Der General en
Chef ist von der Aufrichtigkeü Muley el Abbas überzcugt.
"" Eine telegraphische Depesche aus Lrssabon nielvet
den Tod deö port. Mmisterpräsidcnten Herzog v. Tercaira.
G r o ß b r i t a n n i e n-
Fondon, 28. April. Nnffell erklärt: Frankreich
opponire jeglichcm auf Konferenzen beabsichtigten An-
trage auf Zerstücklung SavoyenS. Frankreich beschränke
sonst die Berathimgen iiichl. Gegen Zulaffung der
Schweiz eristirte kcine Einsprache, wegen PiemontS Zu-
laffung werde unterhandclt; doch wünsche Frankreich
kcine Konferenzen, bevor das sardinische Parlament die
Abtretung Savoyenö ratifizirt habe. Frankreich wvlle
keine Vcrpflichtung sür einstweilge Nichtokkupation der
Neutralitätödistrikte übernehmen, werde aber die Okku-
pation schwerlich vorschnell vornehmen. (S. M.)
Frankfurt, 28. April, l^ Khr. Die Böise
war ungeachtrt der matteren Pariser Jlotirungen dennoch
in fester, steigender Haltung. Das unheilvvlle Ereigniß
in Wien wird nunmehr in ganz anderem Lichte betrachtet
als in den ersten Tagen. Sämmtliche briefliche und tele-
graphische Privatmütheilungen dcuten darauf hin, daß
diirchgreifende Veränderungen in dem Negierungssystem
bcvorstehen. Bis jetzt sind alle diese Nachrichten mit
großer Vorsicht aufziiiiehmen, denn die Zeit scheint uns
noch zu kurz, um die großen prüizipiellen Fragen zu ent-
scheidcn, die jetzt zur Ciörterung kommeii müffen. — Am
gcsuchtcsten wareu Nativual, die sich auf 58^/g steigerteu.
Auch ueueste Loose waren heute von ver Arbitrage für
Wiener Rechnung begehrt und 70^/g G. Am wenigsten
folgten Kreditaklien dem gegcbciien Jmpulse in Bankakiien
war ckein Geschaft. — Darmstädter und Mitteldeutsche
Kredüaktteu eifuhrcn ciue Aufbesseruiig, ebenso Lurembui-
ger und Darmstädter Zettelban'k. — Von Ciseiibahnaktien
waien Nahebahn wiederum beffer. Vvn Staatspapiercn
warcN 4 pZt. Badische beliebt, cbenso Bayeiische 4 pZt.
iind 4^/^ pZt. — Von Wechseln war London fester,
Wien in reger Frage zu steigeiiden Prcisen.
Berlin, 28. Apr., 1 Nhr. — Min. Kredit 70.
Nat. 59.
Wien, 28. April, 1 Nhr —> Min. Kcedit 186.20.
Nat. 79.40. London 131.50. Bankaktien —. Nene
Loose 92^/,. Kredilloosc —.—. (Fi. Hz.)
Der Art. „Eingesandt" in der Nummer 99 JhreS
BlatteS veranlaßt mich, eine gleiche Begegnimg an genann-
tem Billctschalter derOffentlichkeü zn übergcben. Am 16. ds.
suhr ich mit dem erskcu Bahnzug fort, und nahin nür ein
Billet 3. Klaffe; ich fand keiuen angenchmen Platz in den
WaggonS und ging an den Schalttr 1. und 2. Klasse,
uiil mein Billet in ein solches 2. Klasse unizutauschcii, bei
welcher Gelegenheit ich von deM Billeieur niit den baisch-
sten Worteu gcsagt bckam: Nehmcn Sic alö gleich ein
rechtes Villet — mit Jhrcn Plackcrcieii. Ich wollte diescm
Menschcn die gebühiende Anttoort geben, abcr der Zug
war im Abgeheu, weßhalb ich diese Gclegmheit bmütze. IX.
Bewshner MLLNuheLms 6
Der Bundesbeschluß vom 2-t. v. Mts. hat
bekanntlich die in anerkaunter Wirksamkeit be-
standeue Verfassung Krrrhefferrs definitiv
anfgehoben. Dieser Vorgang bedroht gleich-
mäßig alle deutsche Verfassnngen. Darum
wurde jn einer Besprechung vieler hiestger
Einwohner in Vorschlag gebracht, der allge-
weinen Eutrüstung, welche stch in ganz Deutsch-
land knnd gibt, auch in hiesiger Stadt Aus-
druck zu geben. Zu diesem Zweck wurde eiue
Petition an die hohe zweite Kammer der
Landstände, in welcher die Wiederherstellung
des in Kurhessen gebrochenen Nechts beantragt
wird, entworfen und wird diese nächsten
Mittwoch, Den 2. Mai,
Michiiiiltilgg vo» 3—6 Rhr i» dcin Anlasa.rl
(Lit. x 4 kii-. 4)
zur ttnterzeichnuilg ausgelegt werden. Wir la-
deu Alle, deneu die Wahrung des öffentlicheu
Rechtszustandes und der Ehre der deutschen
Nation am Herzen liegt, zur Betheiligung ein.
Mannheim, den 28. April 1860.
v. L!t. U. Lrtllria. L. 8a886rmaiill.
1 L. Vre88l6i'. 8r. korLter. Vm. Lvpler.
vr. I.rujeu!mr8'. kr. LötveudLiipt. lul.
ReiedLitii. Lä. köller. 1. Lvtnieiäer.
vr. Ledröller
Deutschland.
D Kn-clbng, 29. April. Gch. Kirchenrath Dr.
Umbrelt vcrstnrl- nach mchr als lOjähriqer Lehrthätigkcit
an der Universitäk am 26. April. — Der hiesige Ge.
werbcvercin, ivclcher in diescm Winter ein außerorventlich
regeS Lcbcn enlivickelt, scndct zur nächstm Wandcrver-
samnilung der bad. Geivcrbevereine die Herren Dr. Walz,
Prosessor Pickfvrd und Flaschner Kranß.
Karlsruhc, 26. April. S. G. H. der Prinz Karl
von Baden und S. G. H. der Hr. Markgraf Marinü-
lian von Daben haben gnädigst geruht. den Kameral-
praktikanten L. Kärchcr von Karlsruhe als Rciitamtmann
iii Schivehingcn anzustellen. (K. Z-)
Kaitsruhe, 26. April. Jn hcutiger Slhung der 2.
Kammer wurde von Herrn Geh.-Ralh Lamcy die Wahl-
akten für dcu Stadtbczirk Psorzheim vorgelcgt, da der
Gewählte — Profcffor Häusser — die Wahl angenom-
mcu hat. Die Sitzung wurve kurz unterbrochen, sodann
nach dem Antrage der PrüfungSkommissio» die Wahl
sür unbeanstandet erkiärt. — Die Petition der Deutsch^
Katholiken li, Mannheim, Heidelberg und Psorzheim, be-
treffend die Uebertragung der bürgerlichen Standesbeam-
tnng aus dic Ortsvorgesetzten unv Einsührung der Zi-
vilehe wird ohne Diskussion einfach zur Kennt'nlßiiahme
dem Gr. Staaisministerium überwiesen, ba über vie
kirchl. Fsgw bemnächst GcsetzeSvorlagen zn erwarten
steheli. Das Gr. Finanzministeriilm hat die Annahme
der Oesterr. Eln- uud Zwciguldenstücke zuni scsten Kurs
von 1 fl- !0 kr., resp. 2 fl. 20 kr. süddeuischerWährung
bei StaalSkaffen genehmigt. Eine Deputation aus Frei-
burg (Geh. Hofrath Baumgärlner, Bürgermelster Fauler,
Dr. Kapferer und Kansmann Trüschler) war hente im
gr. Schlosse, uni I. K. H. zum allgemeincn Gesangfeste
ersurchtsvvllst einzuladen. Wie wir hören, ist alle Hvff-
nung dorhanden, daß der Bitte entsprochen wcrdcn
Wird. , .. (K. A.)
D Fecwurg, 27. April. Soeben wurde ein Ruud-
schreiben Sr- Erz. des Herrn Erzbischofs von Frciburg
an bcn badischen Klerus bekannt. Daöselbe spricht, dcr
hochwürdige Klerus^erwarte nach den letzten Porgängen
mit Rccht eine Kundgebung scineS Obcrhirten über die-
selben. Nicht minder sühle ffch Se. Erz. selbst dazu ver-
pfl chtet, uud unternchme cS daher in diefer Zuschrist die
Lage, iu welcher sich gegenwärtig die kirchliche Angelegen-
heit bcfindet, zu bctrachten, und Schlüsse zu zichcn, in
welchm zugleich dic Regeln deS pflichtmäßigen Verhat-
tenö sur den Oberhirten und den Klerus enlhalten sind.
Nach der Publckation der Konvention habe sich untcr
peiil KleruS unv dem kalh. Volke des Landeö ein Gefühl
der Fteude und Befriedigung, ein Gefühl des Dankes
für den Großherzog gezeigt, vas auch er, der Herr Erz-
bischof gelheilt habe. Ua,, habe ullen Grund gehabt,
die wichtige Angelegenheit für erledigt zu bctrachlen, da
sei wider alles Erwarten ei„ Widerstand — giößtentheils
von Prvtestanteii erhoben worden. Cö wird sodann die-
ser Wiverstand. die Thätigkeit der Preffe rc, bcsprochen,
unv uach Behandlung des Kamm'rbeschluffcs und deg
Ministerwcchielö, faßt das Nundschreiben die Lage näher
zusammen und spricht, daß dec abgeschloffene Vertrag
auf Bcrlangen dec Kanimermehrheit „icht in Wirksam-
kcit gescgl, ,,»d ein slcheres Gilt erst durch ein zu er-
sÜllendeS Versprechen gegeben werden solle. Statt der
vercinbarten Ordnung sollte eine neue Regclung eintrc-
tcn, dercn Erfolg nich» einmal von dem Willen der
Negierung abhäuge, sonderil den Eventualitätcn der
Kamniermajorität Preisgegeben sei ^ und so ubcr Re-
ligionSsachcn (?) durch Abstimmung entschieden werden
solle. Sllö rechtliches Moment scheint dcm Hrn- Erzbi-
schof fcstzustehe», daß die beidcn Ailtoritäten znm Ab-
schlnssc dcr Konveiition vollkoinmen bcrechtigl gewcsen )
daß dieselbe nach dcr Beröffentlichung im Regierungsblatt
ein vollzugSrciser Vertrag sei, welcher der Kirche nur
ihre alten Rechte zurückgegeben habe. Sodann sei dic
Konvention als kafl). Kirchengesetz durch die päpstliche
Bulle piomulgirt, und „ „wir haben deßhalb die Psticht,
die darin cnthaltenen Rechke der Kirche znr Durchführnng
zn bringcn, und wir üben durch die Erfüllung die-
ser Pflicht nur niiscr Rechl aus. "" — Anö-
dieser Darstellung ergebe sich die Negel für vaö
Verhalten deS Klerus; derselbe sei den Befehlen deö
Oberhanpis der Kirche Gehorsam schuldig und könne sich
nicht ertauben, von den rechtlich ertheillen Weisnngen
dessclbcn abzuweicheii. Der Kleruö werde dieser Pflicht
nachkommen und Vie Konvcntioii so gnt er vermöge zum
Dollzug bringeu. Diesen Grundsätzen gemäß werde S.
E- dcr Erzbischof vorkommende» Falls ffelbst handeln unv
dem Klcruö — von demselben abznwartende — Wcisnngen
ertheilen. Diese AnSsührung sei S. K. H. dem Grvß-
.herzvg zur Kenntniß gegeben worden. Dicselbe schließt
mit Ermahnungen zur Standhastigkcit, der Hinweisung
anf das Gebet unv Vertrauen und das mnthige Beispiel
des Papstes PinS IX.
' Tie Kreuzzig. meldet: Der chemalige badische
Minister nnd Bnndcstagsgesandte, Frhr. v. BljtterSdorf,
seit lange in Frankfurt wohnhafl, ist geisteskrank geworden
nnd wurde nach der Heil- und Pflegeanstalt Jllcnau
gebracht.
Eiucin Privaibriese aus SPt in Schleswig-
Holstein entnimmt die „B. Volköz." Folgendes: „Dcr
Zwcck diescS Schrcibenö ist, . . . . Dir mitzntbeilcn, daß
eS kürziich dem Herrn Pastor hierortS anbesvhlcn wor-
ben, dafür zu sorgen, daß die unö vom Hamburgcr
Scnat 1843 eingeiandte Medaille und Dankschrist sür
Theilnahme und Beitrag z» dem 1842 statigchabten
Brandunglnck unverzüglich auS unserer Kirche zu eiiifer-
nen; dieselben Gegenstände haben nun seit 17 Jahren
ruhig dorten gehangen nnd von keiner Seite Anfechtmigcn
erlitten. — Kirchenvisttatoren, Superintendent, Dischoff,
Amtmann, Probst u. s. w., deutsch und dänisch gesinnte
Männer haben eö gesehen, gelesen und betrachtct, abcr
wahrscheinlich hat nic einer poliüsche Demonstratioiieil
dahei entdeckt. — Vorigen Herbst soll Riper Avis dar
anf aufmerksam gemacht haben, daß solche deutsche Sym-
pathien sich in deu Kirchen ;u Wesierland und Kostum,
znr Schau aufgchängt, befinden. — Visttatores verlang-
ten hierüber 'nähere Aufkläiung vom Herrn Pastor,
welche crthcilt wurde; hierauf wurde dem Herrn Pastor
anbefohlen, wie oben angezeigt." — Diese Mittheilung
bedarf keincö Kommentarö. Gott schütze mich vor meinen
Freiinben, mvge die dänische Rcgierung beten! Oder
tragen nicht Zustände, in dencn Vie bloße Eriimerung
an eine vor siebenzehn Jahren geübte Handlung rein
menschlichen MitleidcS politisch gefährlich erscheint, tragen
nicht solche Ztlstände i» ihrer Nnerträglichkeit, die Ge.
wißheit ihreS baldigcn Unterganges!
Ztalien.
Tuiin, 27. April. Eine osfizielle Depesche von der
Rhede von Palermo vom 25. meldet: ,,D>e Revolittion
in Patermo ist nnterdrückt und ein strenger BelagerungS-
zustaiid über die Stadt verhängt. Messiiia ist ruhig und
die Banden im Jnncrn schcinen zerstreut zu sein. Grvße
Ausreguiig herrscht nur noch in Marsala, und die Ne-
gierungsgewalt ist noch nicht hergestelltch (F. I.)
** Am 19. empfing Vikl. Emannel die Hrn.Mastri-
cola, Reittengeli, Silvcstrelli, Mitglieder der in Rom
gebildeten Kommision um dcm Könige iind dem Kaiscr
bcr Franzoscn Ehrendcgcn zu überrcichcn. Der für dcn
Kaiser bestimmte Degen wurde nebst einer Adresse, durch
die Hrn. Garotti, Gabrielli und Fürst von Ruspoli, dcm
Herzog von Garmont überreicht.
** Die „Gaz. di Torino" veioffentlicht das Abschied-
schreiben der Svldatcn der Brigade Savvyen an ihre
üal. Waffengefährten. Diese Adrcffe entspricht — wie,.
die Gaz- di Torino — sagt den Gesühlen dieser beiden
Völker die Freud' und Leid theilten und sich nicht ohne
legilimen Schmerz trennen können. „Ädieu Jtaliener,
rufen die Savoyarden aus, Adicu Jtaliener, wir kehren
in imserc Berge zurück, aber um uns dort als wachsame
Postcn aufzustellcii. Wcnn cS sich um den heil. Namen
der Solidarüät handelt, werden wir zu den Waffen
greisen um Jhnen zu helfen habgierige u»d wilde Nän-
ber zu verjagen."
** Der,,Corr. merk." meldet aus Peruggia 20. April.
Gestern gegen 4 Uhr Nachmittags traf Gen. Lamoricierc
in Peruggia ein, der Delegat ging dem Gen. entgegen.
Frankreich.
" Puris, 27.April. Das „Pays" meldet die dem-
nächstige Ankunft des Großfürsten Nikolans, Bruder deö
Kaisers von Rußland, in Paris. — Der General in
Diöpoiiibilüät Hr. v- Creny >st zum General Lamoriciere
nach Rom abgereist. — Die „Lomb." veröffentlicht ein
Dekret Viktor Emamrels, womü die Wahlkollegien, welche
Abgeocdnele zu ernennen haben, auf dcn 6. Mai einbe-
rufcn werden. Jm Falle ein zweites Votum nölhig
würde, vcreinigt dis Kolleg sich nochmals am 10. —
Die „Patrie" veröffentlicht eine Depesche auS Neapel
vom 26, wonach die Jnsurgentenbanden sich überall vor
den Truppen ziieückziehen. Cine derselben, welche sich in
die kleine StadtCartini warf, wurde von den k. Truppen
angegriffcn und zersprengt. Die Meisten unterwarfen
srch. Jm ganzen Königreiche ist die Rnhe IMN wieder
hergestellt. — Die neuestcn Nachrichten aus Savvycn
ergeben 134,744 Ja unv 203 Nein. — Marquiö Lavalette
wird am 2 Mai auf seinen Posten abreisen. — Jn
Fontaincbleau werden Vorbereitungc» sür die demnäch-
stffie Dnhinkimst des KaiserS getroffen. — Bcrichte a»s
Madrid besagen, daß dcr Friedensvertrag mit Marokko
alS ein knü neoonipli bezeichnct werdeu kann. — Die
Kaiserin von Rußland wird bis zur Ankuust des Kaisers
Napoleou und der Kaiserin Eugenie in Nizza verweilen.
- Nach einer der „N. F. Z." von Paris zugehen-
den Depesche des Fürsten Goilschakoff an den russischen,
Giafcn Kisselcff, i» Paris, datiit vom 12.April hat der
Kaiscr von Rußland geaen die Aln--"»,..,
nnd Nizja au Frantreich cmch nicht das Geringste ein-
znweiiden. Der Kaiser von Rußland betrachtet die
sreiwillige Abtretung des Königs voii^ Sardinien als
eine Transaktion unter unabhängigen Souveränen, die,
voni dicsem Gesichtspunkte aus betrachtct, daö Gleichge-
wicht EuropaS nicht gesährdet, wenn die Frage üver
das nciüralisirte Terrain sv kombinirt ist, daß kein er-
langtes Recht dabei verletzt ist, daß kein legüimeS Jnte-
ressc dabei angegriffen wi'rd, unb daß die immerwährende
Neutrglität der Schweiz, wie sie durch die Verträge von
Wieu und Paris proklamirt ist, in ihrcr ganzen Auödeh-
nung erhalten werde. Kaiser Alerander hat stch mit
Besriedigung daher überzeugt, daß dieser letzte Gcstchts-
punkt von der französischen Regierung getheilt wird, wie
der Art. 2 deS mit der sardinischen Regierung geschloffe-
nen Traktateö, sowie die Crklärungen des französischen,
Ministers deS Auswärtigen bewcisen und hofft daher,
daß die Berathung, dercn Gegenstand die an die schwei-
zcrische Konförderation angrenzenden Terriloricn sein
wcrden, zu einer Verständigung beitragen wird, die von
allen Parkeien genehmigt werven könne. Das Kabinet
wird scinerseiis die ernsteste Sorgfalt cntwickeln, um bie
Stipnlationen aufrecht zu erhalten, welche die Siiyerheü
cines Staates gewährleisten, dessen Neutralilät ein Ge-
genstanv europäischen Zntereffes ist. Die Red. der „N.
F. Z" bemerkt einleitend zu dieser Nvte, bieselben liesere
den traurige» Beweis, wie fest Napoleon bei seinen
llebergriffen auf Rußlands Konvenienz rechnen kann, und
läßt 'vermuthen, zu welchen Gegendicnsten er sich mag
bereit crklärl haben- Wenn diese Note nicht den Wiener
Herren die Augen darüber öffnet, daß sie besser thu»
würden, die ewigen Zerrcreien und Rechlhabereien mit
Prcußen am Bund nnd über den Bund einzustellen und
sich ans Thatsächlichc zu halten, so werden sie znr Zeit
über die sonst unbegreifliche Gefügigkeit Rußlanvö zu
ihrem großen Schaden Aufklärung erhalten.
Spanien
Madiid, 23. April. Man glaubt, daß noch im
Augcnblicke dcr vorausgesehenen Verhaflung der Prinzen
die Negierung noch Nichts über sie beschloffen halle.
Man benkt, daß der Staatsrath befragt werden wird,
und soll drßhalb nach Totuan berichtet worden seiii.
O'Donnell ist demnnchst ecwartet.— Die marokkanischen
Bcvollmächtigten stnd Sidi Mohamed el Katib, Minister
der auswärtigen Angelegenheiten, und Aysnad ad cl
Maleek, hoher Beamter dcs Reichs. Der General en
Chef ist von der Aufrichtigkeü Muley el Abbas überzcugt.
"" Eine telegraphische Depesche aus Lrssabon nielvet
den Tod deö port. Mmisterpräsidcnten Herzog v. Tercaira.
G r o ß b r i t a n n i e n-
Fondon, 28. April. Nnffell erklärt: Frankreich
opponire jeglichcm auf Konferenzen beabsichtigten An-
trage auf Zerstücklung SavoyenS. Frankreich beschränke
sonst die Berathimgen iiichl. Gegen Zulaffung der
Schweiz eristirte kcine Einsprache, wegen PiemontS Zu-
laffung werde unterhandclt; doch wünsche Frankreich
kcine Konferenzen, bevor das sardinische Parlament die
Abtretung Savoyenö ratifizirt habe. Frankreich wvlle
keine Vcrpflichtung sür einstweilge Nichtokkupation der
Neutralitätödistrikte übernehmen, werde aber die Okku-
pation schwerlich vorschnell vornehmen. (S. M.)
Frankfurt, 28. April, l^ Khr. Die Böise
war ungeachtrt der matteren Pariser Jlotirungen dennoch
in fester, steigender Haltung. Das unheilvvlle Ereigniß
in Wien wird nunmehr in ganz anderem Lichte betrachtet
als in den ersten Tagen. Sämmtliche briefliche und tele-
graphische Privatmütheilungen dcuten darauf hin, daß
diirchgreifende Veränderungen in dem Negierungssystem
bcvorstehen. Bis jetzt sind alle diese Nachrichten mit
großer Vorsicht aufziiiiehmen, denn die Zeit scheint uns
noch zu kurz, um die großen prüizipiellen Fragen zu ent-
scheidcn, die jetzt zur Ciörterung kommeii müffen. — Am
gcsuchtcsten wareu Nativual, die sich auf 58^/g steigerteu.
Auch ueueste Loose waren heute von ver Arbitrage für
Wiener Rechnung begehrt und 70^/g G. Am wenigsten
folgten Kreditaklien dem gegcbciien Jmpulse in Bankakiien
war ckein Geschaft. — Darmstädter und Mitteldeutsche
Kredüaktteu eifuhrcn ciue Aufbesseruiig, ebenso Lurembui-
ger und Darmstädter Zettelban'k. — Von Ciseiibahnaktien
waien Nahebahn wiederum beffer. Vvn Staatspapiercn
warcN 4 pZt. Badische beliebt, cbenso Bayeiische 4 pZt.
iind 4^/^ pZt. — Von Wechseln war London fester,
Wien in reger Frage zu steigeiiden Prcisen.
Berlin, 28. Apr., 1 Nhr. — Min. Kredit 70.
Nat. 59.
Wien, 28. April, 1 Nhr —> Min. Kcedit 186.20.
Nat. 79.40. London 131.50. Bankaktien —. Nene
Loose 92^/,. Kredilloosc —.—. (Fi. Hz.)
Der Art. „Eingesandt" in der Nummer 99 JhreS
BlatteS veranlaßt mich, eine gleiche Begegnimg an genann-
tem Billctschalter derOffentlichkeü zn übergcben. Am 16. ds.
suhr ich mit dem erskcu Bahnzug fort, und nahin nür ein
Billet 3. Klaffe; ich fand keiuen angenchmen Platz in den
WaggonS und ging an den Schalttr 1. und 2. Klasse,
uiil mein Billet in ein solches 2. Klasse unizutauschcii, bei
welcher Gelegenheit ich von deM Billeieur niit den baisch-
sten Worteu gcsagt bckam: Nehmcn Sic alö gleich ein
rechtes Villet — mit Jhrcn Plackcrcieii. Ich wollte diescm
Menschcn die gebühiende Anttoort geben, abcr der Zug
war im Abgeheu, weßhalb ich diese Gclegmheit bmütze. IX.