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Mannheimer Zeitung — 1824

DOI Kapitel:
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0138
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neue Inſkructionen von seiner Regierung in Malta

zu erwarten. Wahrſcheinlich haben ihn Lord Strang-

fords Depeſchen vermocht, die Antwort des engliſchen
Kabinets auf die Vermittlungsvorſchläge der Pforte
und zugleich die Wirkung , welche die Befehle des
Großherrn zu Tunis hervorgebracht haben, zu ver-
nehmen, bevor er weiter etwas unternimmt. In-
zwischen heißt es, treffe man Vertheidigungsanſstalten,
und habe Unterſtütung von den Regierungen zu Al-
gier und Tripoli begehrt. j

Nach Handelsberichten aus der Levante iſt die grie-
chiſche Admiralität dieſen Winter über nicht unthäuig
geblieben, ſondern will die Rückkehr des Kapudan
Paſcha nach Conſtantinopel und die Abweſenheit aller
türkischen Kriegsschiffe im Archipel zur Ausführung
verſchiedener Diverſionen benutzen. Ein nicht unbe-
trächtliches griechiſches Geschwader, bei dem ſich Lan-
dungstruppen befinden, war nach der Küſte Kleins
Asiens abgesegell. Unser neuer Bolſchafter bei der
Pforte, General Guilleminot, wird mit einem zahl-
reichen Gefolge zu Toulon erwartet, wo er fich nach
Conſtantinopel einschiffen wird. Die im Handel mit
der Levante intereſſicten Kaufleute hoffen, das es ihm
gelingen wird, die Zurücknahme der gegen den fran-
zdöſiſchen Handel ſeit einigen Jahren getroffenen nach-
theiligen Maßregeln auszuwirken. Nuch in politiſcher
Hinsicht dürfte er in Conſstantinopel zu einer wichiugen
Rolle berufen ſe nn. Man vernimmt, daß er dex
Pforte und der griechiſchen Regierung die Bermitte-
lung Frankreichs anbieten ſoll, Ob es ihm gelingen

wird, den Einfluß Frankreichs in der Türkei über.

den des engliſchen Kabinets zu erhdhen, ( was eigent-
lich ſeine Hauptbeſtimmung seyn mag), wird die Zeit
lehren. Es dürften zur Erreichung dieses Zwecks alle
Hebel in Bewegung geselzt werden, und wirklich sind
die Umſtäude dazu günſtiger, als früher. General

Guilleminot war schon ..nmal im Orient ( bey der
Misſſion des Generals Gardanne in Persien) und.

hat auch längere Zcit zu Conſtantinopcl verwallt.

h Paris, den zo Ian.

Gestern rourde unter dem Vorſitze des Königs ein
großer Minlſterialrath gehalten, der bey zwey Siuun-
den währte, dem aber dcr Großſiegelbewahrer nécht
buywohnte.

Der Marine- Miniſter hat in ſeinem Bureau cine

beraihende Commisſſion nicdcrgeſelzt, welche den Auf-
trag hat, alle auf den Hafenbau so wie auf die Con-
siruccion und die Bemannung der Kriegsſchiffe Bezug
habenden Vorſchläge zu unterſuchen. j

Ein Lütticher Blatt berichtet, daß man in dieſem
Augenblicke Remonte - Pferde für die franzdſiſche Ar-
mere aufkauft "t §

Die liberalen Blätter sind, der bevorſtehenden Wah-
len wegen in raſtloſer Thä igkeit, und thun alles

Meoögliche, um die conftlt. Wähler auszumuntern, und

auf die. C:ſüllung ihrer Pflichten aufmerkſam zu ma-
chen. Nachdem der, geſirige Conſtitutionnel dieſem

Gegenſiande 4 Spalten gewidmet, ſagt er am Schluſſe:

„„Das (von uns bereits erwähnte) Büreau der une

enigeldjichen Beraihungen iſt. 1äglich von 11 bis. 4.

Uhr auf dem Kah Pelletier Nr. 22 offen. Es iſt ein
ſehr großer Zulauf daſelbſt. '“

Die Ultra- und miniſteriellen Blätter entwickeln
dagegen keine geringere Thätigkeit ; am Schluſſe eines
langen Ariikels ruft die Etoile :,, Nur noch die letzte
Anstrengung, royaliſtiſche Wähler, und die Sache des
Königthums iſt für immer gewonnen! – “sh

Das Journal des Debats ſagt in seiner Nummer
v.. 29. ,,Die Oppofitionsblätter haben geſtern die
Waffen ergriffen;. das eine kündigt an, daß wir neun
erdings Truppen nach Spanien marſchiren laſſen, und
daß Baron Eroles Barcelona besetzen werdez ein an-
deres behauptet, daß wir Schiffe und Mannſchaft
von Breſt, von Rochefort und von Toulon abgehen
laßen.

Was ſollen alle dreſe Mährchen- heißen ? Daß man,
bey Grlegenheit der Wahlen , die Gemüther erhitzen
will; daß man aus der Luft gegriffene Armeen mar-
ſchiren läßt, um die Schlacht zu gewinnen. Doch
dieſe Umtriebe werden nicht: gelingen. Wir werden
keine Truppen nach Spanien marſchiren lassen, wo.
wir deren nicht bedürfen,, wo wir nur. auf Begehren
Sr. kaithol. Maj. bleiben, und wo keine Revolution
mehr erſtehen wird ,. was ſich die Revolutionsmänner
in Curopa auch immer für Hoffnung. machen mögen.
Was die Bewaffnungen in. unseren Häfen betrifft,
ſo. wiederholen. wir zum zwanzigſten Mal, daß üÜe
bloße Erfindungen der HH. Opponenten ſind. Zwödif-
hundert Mann. Linientruppen ſollen, nach dem neuen
Syſteme, die Garniſonen. in den Colonien von Guas-
deloupe und Martinique ergänzen, das iſt Alles ......

Arme Oppoſition , du biſt sehr. krank !“

L.o.n do n ,. den 25 Jan.
Folgendes iſt der Auszug eines. Briefes. aus Paris v.
2.1. Jan.: „„Es iſt gewiß, daß unsre Regierung Han-
dels- Ugenien nach Südamerica. mit Vollmachten ſchi-
ken will, weiche das Intereſſe des franzöſiſchen Han-
dels beschützen ſollenz. jedoch ſoll: ein Augenmerk dar-
auf gerichtet werden, um die Unabhängigkeits- Aner-
kennung jener Staaten zu verhindern, welche Alt-
Spanien gerechterweiſe bcleidigen könnte. Man sagt
auch, aus guter Quclle, daß Preußen. in dieſem Au-

geaultlidc sich beraihe, ob cs geeignet ſcy, ähnliche Maßz

regeln zu ergreifen, Die einzige Schwierigkeit ſcheint
darin zu beſtchen, welcher Perſon der angeſtellten
Egpſels oder Handelsagenten man ſich hiezu bedienen
olle. - :
ß Die M ornin g-P oſt verſichert, König Ferdinand
ſey zu. einem Congreſſe der Monarchen nach Paris
eingeladen geweſen. Der Staatsrath habe aber Bes
denken getragen, bey dem jelzigen Zuſtande Spaniens
in dieſen Vorſchlag einzuſtimmen. j ;
Der Congreß (house of Assembly) von Jamaica.
ſcheint ſich den neueſten Nachrichten zufolge , in offe-
nem Streite mit unſern Miniſtern zu befinden. Man
findet dort die neuen Verfügungen über Sclavenbe-
handlung zu mlld und beſteht auf dem Hergebrachten.
Lo nd on, den 27 Jan.. f
(Durch außerordentliche Gelegenheit.)
Unsere Fonds ſtiegen heute bedeutend und ſtehen. ger
 
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