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Mannheimer Zeitung — 1824

DOI Kapitel:
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0343
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war. Riva Aguera, der große Riva Aguera, der Ab-
gott des Volkes, der Präſident der Republik Peru,
iſt ein Verräther geworden und hat freundſchafilich
hit den Spaniern Briefe gewechselt ; aber Bolivar,
der Genius der Freyheit, durchſchaute ihn und Aguera
und ſeine Trabanten wurden geſichert und befinden
fich jest in Haft zu Guyaquil. Ales ſcheint wieder
aufzuleben und einen neueu Anbii>k zu gewinnen.
Toretagle iſt zum Präſidenten der Republik ernannt
worden; das Civils und Militär - Commando aber,
euht in den Händen Bolivars mit unbeſchränkier Ge-
walt zu unterhandeln oder Krieg zu führen. ,

Die übrigen Neuigkeiten aus Peru lauten ſehr be-
friedigend ; unſere Truppen hatten mehrere feindliche
Corps vernichtet. Der Befreyer hat jeßt 15,000 Mann.
unter ſcinem Befehle außer 5. ~ 60090, welche Genes
ral Sucre anführt. Er hat einen großen Schlag vor,
an deſſen Gelingen man nicht zwe felt.

O de ſ sa, den 4. März..

Ein Schiff, das in der außerordentlich kurzen Zeit
von 40 Stunden von Conſtantinopel hier eingelaufen
iſt, bringt die für die Pforte traurige, aber wichiige
Rachricht, daß Mohamed Aly Paſcha,. Vicekdnig von
YRegyyuten , endlich die Maske abgelegt und ſich für
unabhängig erklärt habe. Man wüßte in Con-
ftantinopel längſt, daß er mit großen. Plänen ums
ging, die Pforte suchte ihn daher auf alle Art zu
ſchwächen, und befahl ihm. zuletzt 10,000 Mann , zu

Bekämpfung. der griechiſchen Inſurrectiion, zu ſtellen..

Mohamed entſchloß ſich ſtatt deſſen zur Unabhängigs-
keit, und wählte dazu unſtreitig den günſtigen Au-

genblick. Welche Folgen dieses, als Beijpiel, vicle

leicht den ganzen Orient erſchütternde Ereigniß, worse
über die nähern Berichte zu erwarten ſind, haben.
wird, können nur diejenigen beurthcilen, welche die
Verhäliniſſe des türkischen Reichs, unabgeſehen von.
der Lage der großen Hauprtſtadt deſſclben, die so. vies
le Zufuhren a. s Aegypten erhält, richcig. euffaſſen.
Wir ahnen, daß dieſer Vorfall die Emancipation Gries
chenlands vollenden,. und der Macht der Pforte. den.
Todesſtoß geben wird. G





Mannigfaltigkeitan.



Aus dem kürzlich erſchienenen Werke : §uits an Meé--

morial de St. Hélène theilen wir folgende merkwür-
dige Note mit, die Napoleon ſelbſt dictirte, als er
zum zwriytenmal. die Krone verlor. Der Verfaſſer
des Weiks bemeik1, daß dieſe Note noch nie das Ta-
geslicht erblickt hatte: : :
„Hat ein Menſch das Recht, ſich zu tbdten ?
Ia; wenn ſein Tod Niemand Schaden bringt; und das
Leben ein Uebel für ihn iſt. : |
„Wann iſt das Leben ein Uebel für den Menschen ?.
pu es ihm nichts, als Leiden und Mühſeligkeiten.
arbietet.. ; ;
„„Da aber Leiden und Mühſeligkeiten jeden Augens
bli> wechſeln, so gibt es keinen Augenblick des Le-
bens, wo der Menſch das Recht hat, ſich zu iddten.

Denn jener Augenblidk ſelbſt, wo er das Recht hier-
zu hätte, würde erſt in dem Momente seines Todes
ſelbſt eintreten, weil er erſt dann den Beweis hätte,
daß sein Leben nur ein Gewebe von Uebelu. und Leis
den gewesen.

J„ÊEs gibt keinen Menſchen, der, den moraliſchen

Eindrücken ſeiner Seele unterliegend, nicht mehrere
Male in seinem Leben Luſt sich zu 1bdien gehabt,
dem es aber, wegen der in ſeiner Stimmung und-
den Umſtänden eingetretenen Veränderungen, wenige
Tage hernach nicht leid gethan hätte. Dennoch würs
de der Menſch, am Montage ſich getödtet, am Sonts&
abend haben leben wollen,, und dennoch todtet man
ſich nur einmal.. Das Leben des Menſchen beſteht
aus Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Da-
her kann das Leben für ihn ,. hinsichtlich der Gegen-
wart und Zukunft, ein Uebel ſein, wenn es aber nur

für die Gegenwart ein Uebel iſt, so opfert er die Zuu

kunft auf.. Die Uebel. eines Tages ermächtigen ihn
nicht, ſein kommendes Leben darum hinzugeben. Der
Meunſch, deſſen Leben ein Uebel. iſt, und der gewiß
wäre (was unmöglich,) daß es. dies immer ſceyn und
kein Wechsel ſeines Gefühls oder Willens, sey es
durch Veränderungen in den Umſtänden oder in Fol-
ge der Gewohnheit oder des Zeitlaufs eintreten würs:
de, hätte allein das Recht, ſich zu tbdten. Der
Menſch, welcher unter der Laſt gegenwärtiger Uebel
erliegend, sich das Leben nehmen würde , beginge
eine Ungerechtigkeit gegen ſich ſelbſt; er würde aus
Verzweiflung und Schroäche einer Laune des Augen-
blicks gehorchen ,. wclcher er seine künftige Exiſtenz.
zum Opfer. brächte,“

A nk ümdi g ung e n.





51 b..

Mannheim. (Verſteigerung eines Hauſes
„un d Gärt < en s.) Den zo. d. M.

, , | Morgens 9
Uhr wird im Gaſthaus zum goldenen Schaaf der
Prinz. nſtall nebſt Wohngebände, woran ſich ein
Gärtchen befindet, und Bcſchlagſchmiede, an den

Meiſtbieihenden salva ratikicationse bffentlich verſteis

gert werden, wobey bemertt wird, daß der Kaufs
ſchiling In 3 Terminen von Mariini 1824. anfane
gend bis 1826 nebſt Zinsen ùà 5. pCt. zur Großherz.
General. Kriegscaſſe bezahlt werden muß, und daß
ſich die Steigerer mit Zahlungsfähigkeiten zu legiti-
miren. haben.. .

Die nähern Bedingungen sind auf dem Büreau der
unterzeichneten Stelle in Lit. N. 2. Nro. 11. jeden:
Morgen einzuſehen. 1
. Mannheim, den 16. März 1814.

Gr o ß h. Magazin verwaltung;
S ch u lt h e i ß.
508..

Man nh eim. (Anzeige ) Ich habe mich ent-
ſchloſſen mein Geſchäft aufzugeben und mit meinew
Waarenvorrathe aufzuräumen. Dieſer beſteht in fei-
nen und ordinären blauen, ſwarzen. grauen und.
grünen Tüchern , jn weißen Wagren, Baumwollen-
 
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