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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0459
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den zu ſehn, daß die Beyÿs ihr ContingentTdem Pa-
ſcha von Scutari verweigerten ; welcher wegen seinem
vorjährigen verunglückten Feldzug nach Miſſolunghi
bei der Pforte längſt in Ungnade seyn ſoll. Wenig-
ſtens herrscht unter den Türken allgemiin der Glau-
he, daß die Pforte nur auf Gelegenheit warte, ihn
zu entſelzen oder zu todten. Aus Seres wird vom

20. März geſchrieben , daß der Divan beſchloſſen har

be, den 20jährigen Enkel des Uli Paſcha von Janina,
nach Janina , wv er Anhang haben soll, mit einer
Amneftie zurückzuſchiken. Allein wenn ſich auch dieſe
Nachrict.t: beſtätigte „ ſo iſt zv vermuthen, daß die Al-
baneſcr und Gri.chcn nicht trauen werden. Seit der
gewali!ſamen Entfernung dieſces Jünglings, nach Er-
greifung und Tödturg ſeines Großvaters, hat sich
die Geſtalt der Dinge in dieſen Gegenden zu sehr
verändert, als daß die Pforle den erwartctea Vortheil

aus dieſer Maßregel ziehen dürfte. Es heißt die ſchlaue
Vaſilitia, Ali Paſcha's Wiitwe, die ihn bekanntlich

verrieth, werde den Enkel begleiien.

Semlin, den 9. April.

Nachrichten aus Seres vom 20. März zufolge hatte

der Haznadar des geweſenen Seraskiers Ubdullabur
Paſcha, seinem Herrn auf Befehl des Sultans Gift
beigebracht, woran er am 11. März ſtarb. Stin Wir-

ken war furchtbar,. und die Chriſten werden fich lan-
ge von dicsem Ungeheuer zu erzählen haben. Er theil-
te das Loos aller seiner Vorfahren; da in der Türkei:

gewöhnlich der Divan, Mißgeſchick,. Treue ui.d Tisx
ranney, mit dem gewöhniichen Lohne bezahlt. Die
früheren Seraekiers, Churfchid Paſcha, und jr yt Ab-
dullabut Paſcha ſind ,. eben: so gut wie die gegen die

Pforte rebellirenden Paſcha’s, vernichtet worden. Wer

möchte daher leicht glauben, daß der so k.uge Mehe-
met Aly Pascha in Egypten seinem sichern Verderben,
es ſey durch Sieg oder Niederlage gegen die Grie-
chen, entgegen gehen werde ? –~ Perlonen, die bci
der Abreise. des j. izigen Serasklers Derwiſch Pacha
von Widdin zugegen waren , sagen, dieser überall als
Chriſtenfreund geschilderte Muſelmann habe, als er
Widdin verließ, das Haupt gesenkt, und mit ſichtba-
rerBrſtärznug ſcinen Weg nach Lar:ſfa angeircie n.
HOdeſſa, den 3. Uril!l..

Wir haben Nachrichten aus Conſtaniinopel bis zum

27. März, welche nichts Neues bringen. ~~ Aus Pe-
tersburg melden. Privatbriefe vom 20. März, aus

guter Quelle, daß Hr. v. Minciaky den Auftrag habe,.
von der: Pforte eine Entſchädigung für. die in. den
letzten Jahren den ruſſiſchen Untertanen, in Folge
der verſchiedenen Fermane.,,. zugefügten. Verluſte bei.

ihren. Handelsunternehmungen , zu begehren. Ehe

nicht darüber eine Ausgleichung getroffen sey, ſolle ſich

keine förmliche Miſſion unsers Hofs bey der Pforte
einfinden. Man begreift leicht, daß. dies auf jcden
Fall eine langwierige Unterhandlung werden wird.

S myr na, den 5. März.
( Spect. Ori.nial. )

Rach den lezten Berichten über Miſſolunghi ſcheint.

es, daß die Guechen diefen Platz in einen furchiban.

rern Vertheidigungsſtand, als jemals, ſetzen wollen.

Ein Armeecorps iſt dort z es herrſcht auf dieser Seite
große Thätigkeit, und der Sage nach wird jenes
Corps bald die Offensive ergreifen, und nach Janina
marschiren. So lange die Gritchen Miſſolunghi be-
haupten, werden sie zu Gunſten Morea’s eine wich-
tige Diverſion machen. – Abaullabut Paſcha, deſſ n
tragiſches Ende bereits mehrere Zeitungen erzählt hat-
ten, befand ſich ersſt neuerlich zu Tornovi 5 Meilen
von Lariſſa. Waghrſcheinlich wird er als Seraskiir
den vierten Feldzug eröſſnen. Der Bruch zwiſchen
den Algierern und Engländern gestattet erſtern nicht,

gan den Operationen dir t1ùürkiſchen Flotte Antheil zu

nelmen. – Ein kleines, mit zwei Franken. bemann-
tes Fahrzeug, das ſich vor dem Siurme in den Ha-
fen von Scio retten wollte, wurde von Kugeln durcch-
bort, und ECiner der Martroſen gerddtet.
<es,. grbßeres Unglück ereignete sich zu. Metelin gegen
Eude Decembers v. I.. Drei europäijche Schiffe, darr
unter ein ruſſiſches und ein joniſches, wurden durch
einen Sturm gend.higt, auf der Rhcde des kleinen
Hafens Caloni, auf Metelin , zu ankern. Die Tür-

ken hiclten ſie, aus. einem ſehr verzeihlichen Frrthume,

für feindliche Schiffe, und begrüßten ſie mii einem so
heftigen Kugelregen, daß das ganze Schiffsvelk von
der Arbeit lief, und sich in den Kajüten verbarg. So
geriethen die Schiffe auf den Sirand. Die Lürken
beſtiegen die Fahrzeuge, und feuerten, noch immer
im. Irrthume, auf die Manuſchaft, tddteten einen
Matroſen, verwundeten mehrere, und warfen die an-
dern, die ſich ihnen nicht verſtäudlich machen kounten,
in Ketten, „Man ſùührie ſie vor die Ortsbehödrde ; die
europäischen Konsuln nahm. n Einsicht von der Sache,
und der traurige Irrthum klärte sich aufz. doch der.
Schaden. war leider uncrſ. bar..

Earracas,. den 16. Febr.
Briefe aus Lima melden rine wich!ige Neuigkeit: Die
kön. ſpaniſche Armee von Peru, sell den Ramen Na-
tionalaimee angenommen und die ÖOfficiere follen Be-
fehl erhallen haben, in jedem Orte, durch welchen ſie
paſſiren, zu erkläcen, daß sie nunmehr für die Nalion
und nicht mehr für den König. fechten; die alte In-
ſchrifi auf den Fahnen t. „„ Es lebe Ferdinand , “ iſt.

durch die: „„es lebe die Nationalarmee!. 't erſctzt wor-
den. –~ Wir laſſen Ihnen diese Nachricht zukommen,

wie wir ſie erhalten habcn und bemeiken bloß, daß.
die erwähnten Briefe aus Lima durchaus keine Be-
trachtung darüber anſt:Uen, die irgend einen Zweifel.
anzeigt Unmödg'ich wäre die Vrränderunrg eben nicht
wenn man ſich trrinnert, daß VLaſerra, der Obergene-
ral der spaniſch s peruaniſchen Armee ſchon einmal
der königlichen Gewalt geirotzt hat, indem er vor ei-
nigen Jahren, den, vom Ködnige ernannten Siatlthal-

ter aus dem Lande jagte und daß ſeine Armce mit

Enthuſiasmus die Conſtitution der Cortes beſchwor,



Cin ähnlin.
 
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