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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0623
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fbtmlichen Autoriſation ſeiner Regierung handelte,
glaubte den übeln Eindruck zerſtören zu müſſen, wel:
hen mehrcre neuere Thatsachen bey den iùrtiſchen
Machthabern gegen England veranlaßt hatten, Nach-
dem ihm mehrere Depeſchen zugekommen waren, be-
gehrte er eine mündliche Audienz beym Großweſſier,

dem er wichtige Mittheilungen zu machen hätte. Der -

Großweſſier war von dem summariſchen Inhalt dieser
Commurnicationen durch den englischen Dragoman un-
terrichtet worden und bewilligte daher die verlangte
Zuſammenkunft ſchr gerne und ohne die mindesten
Schw!erigkeiten zu machen. Lord Strangford beru-
higte den Großwesſier volllommen über die Alſichien
und die Politik ſeines Hofs. Man verſichert aus ſchr
guter Quelle, er habe ihm erklä:t, daß, dem durch
den Großherrn mitgetheillen Wunſch zu Folge, Eng-
jand geſonnen ſey, seine Schwierigkeiten mit dem Deg
von Algier zu beendigen und in die Eumſtellung der
Feindſeligkeiten zu willigen; daß dieß nur geſch:he,
um ſich dem Großherrn gefällig zu bezeigen und die
Regierung von Algiee in Siand zu ſetzen, ihre Sec-
macht, wie ſie früher bereits gethan, zur Verfügung
des Großhern zu ſtellen ; daß aus di. ſen Gründen
England seinen gerechten Beschwerden gegen den
Dey k.ine Folge gebe u. s. w. Zu gleichcr Zeit gab
Lord Sirangford dem Großwessier die Verſicheruvg,
daß ſcin Hof die Beſchwerden der Pforte in Erwä-
gung gezogen habe und dieselben abſtellen werde, in
ſofern es von ihm abhängez daß die beſtehenden Ge-
ſesze und Reglements wegen des Verbots, den Grle-
chen Ariillerie und andere Kriegsbedürfniſſe zukommen

zu laſſen, ſtrenge vollzogen werden ſollten ; daß Vers

bote ſchon seit längerer Zeit ergangen ſseyen, nach wel-
chen es den engliſchen Unterihanen unterſagi wäre,

Militärdienſte in Ländern zu nehmen, die mit ben

freundeten Mächten von England in Krieg verwickelt
wären; daß dicſe Verbote die Pforte beruhigen müß:
ten; daß wenn demungeachtet, gegen die Befehie der
engliſchen Regierung, einige ihrer Unterthanen insge-
hcim ihr Vaterland verlaſſen hätten, um den grir-chi-
ſchen Inſurgenten zu dienen, ſie zurükberuf. n iverdcn
und für ihren Ungehorsam verantworllich ſeyn ſaoll-
en 1c.e Der Großweſſier war mit dieſen Auſfſchlüſ-
ſen und Erklärungen ſehr wohl zufiieden, verlangie
aber,, daß der bri.tiſche Botlſchaster der tüikiſchen R.-
gierung eine ſchriftliche Note zuſtellen solle, worin die
münd.ich gemachten Versprechungen und Erörterungen
enthalien ſeyen. Lord Strangford verſtand ſich dazu
und somit waren alle Mißhelligkeiten beendigt. Lehz-
terer brachte aber bey dicſer Gelegenheit die Vollzie-
hung der von der Pforte ihm bereits mehrere Male
versprochenen, aber immer nicht erfolgten, Räumung
der Moldau und Walachey zur Sprache, und erhiclt
nun auch darüber befriedigende mündliche Verſpre-
{ungen ; er beſteht aber nun g eichfalls auf eiuer
ſchrifilichen Note, um dieſclbe dem ruſſiſhen Hofe
übermachen zu tönnen. Ste ſoll ihm zugesagt wor-
den schu ‘“ —~ Man meldet aus Pera glelchfalls die
wichtige Nachricht, daß der Vicekönig von Egypien
üvuiehzi die Ueberlaſſang eines Truppencorps an dis

Pforte, um gegen die Griechen verwendet zu werden,
verweigert habe. Als Urſache dieſer W-igerung
wird angegeben, daß ernsthafie Unruhen in Egypten
ansgebrochen ſeyen, welche dem Vicekbnig zur Pflicht
machen , ſeine Truppen zu ſeiner Verfügung im Lan-
de zu behalten. Nachrichten aus Alexandria erwähnen

gleichfals dicſer Unruhen, die zu Cairo und in der
Umgegend ausgebrochen ſind und ſehr ernſtlicher Nas

tur ſeyn sollen.

i Nähere Details werden nicht gege-
"en.

Odeſſa, den 10. May.
(Beſchluß.) j
Allein hält der Bolſchafter, unser Freund, uns für
gar so ſehr alles geſunden Menſchenverſtandes beraubr,
daß er uns glauben machen will, ſeine Regierung
habe nicht die Macht , eine gerechte Aufsicht auf das
Beiragzen ihrer Unterthanen auszuüben? Die- britti-
ſche Regierung hatte wohl dieſe Macht, und beeilte
ſich, sie auszuüben, als es sich darum handelte, eng-
liſche Schiffe zu hindern, ein wenig Getreide den arz
men ottomanniſchen Besatzungen zu bringen , welche
vor Hunger ſtarben, und wenigſtens auf die Menſch- ,
lichkeit eines alten Freundes rechneten. Das Daſeyn
einer ſolchen Macht war dazumal vollkommen erwie-
sen, und der elende Tod mehrerer Hundert Muſels
männer bezeugt es nur zu laut, Wenn wir mii Eng-

land in Fricden leben, ſo haben wir ganz beſtimmt

das Recht, vom Londoner Hofe zu fordern, daß er
ſcinen Unterthanen nicht mehr erlaube, uns zu be-
kriegen. Wenn die Regierung das feindselige Betra-
g: n ihrer Unterthanen mißbilligt, warum ſagt ſie
nicht ein- für allemal zu ihnen: ,,die Pforte iſt unsere
Freundin ſeit Jahrhunderten; wir haben uns über
ſie nicht zu b. k'agen; es iſt demnach gerecht, daß sie
auch gegen uns keinen Grund zur Klage habeyz ſie err
ſült die Verträge gegen uns, es iſt demnach gereche,
daß wir sie auch gegen ſte erfülleu..“.. Warum ſührt
die engli che Regierung keine solche Sprache ? Warum
hat sie zu dem birittiiſchen Volke nie Ein Wort geſaog!,
daß wie ein für uns freundſchafiliches geklungen ? Den
Boiſchafter, unsſcern Freund, verdrießt es, daß wir
nicht velliz Ulles thun, was er von uns verlange.
Kann cr veruünfiigerwciſe darüber erſiaunen? Er
sagt uns immer Dinge voll Freundſchaft ; glaubt «e
denn aber, daß wir nicht den ganzen Umfang dis
Uebeis kennen, das ſeine Landsleuie uns zuzufügen
sſuchrn ? Wie ſoll man denn seine Worte mit ihren
Handlungen zuſammenreimen ? In der That, wir
begreifen nichts von dieſen Widersprüchen.

Die hohe Pforte verlangt, was ſie ein Recht hat
zu verlangen, und was England kein Recht hat zu
verwrigern , nämlich ; daß den Engländern verboeeu
werde, künflighin Fcindſseligkeiten gegen die Muſel-
männer zu verüben, ſcy es in Person, ſcy 's du: ch
Sendungen von Gelid und Kriegöbedürniſſen (wie
es jetz! dfenilich und unverhotlen gesſchich!); ſey es
enilich, indem sie die Werkstätte ihrer Umt i be gegen

die Intercſſen der hohen Pforte untir den Augen der

jouiſchcn Reglirung a. [H agen, Ec iſi k.ar, caß tie
 
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