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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 61 - No. 90 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#0353
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@Ron\tag‚ den 22. März.



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halbjährlich 5 fl., im Ausland erhöht fid das ?lbonn;xnehfspnm‚béä %Dü.flauf?d‚\t‚gg; ' ; NO 86
- Inf erate die gefpaltene Zeile in Petitfchrift obder deren Haun vier Kreuzer, — Briefe und Gelder: fret einzufenden, 8 —















+# Die DÖlerbundlericchen . —— ⏑ — als ein Necht, ſondern auch als eine heilige Pflicht die in unferer Laudesver-
D* reidetunderiſchen Hanuoverauer. faſſung enthaltenen Zufiderungen;, ſo weit an un& iſt, zu verwirklichen.
Hannover befindet ſich genau im Fall des Sonderbunds, Das Volk nicht Der $. 7 unferes Staalsgrundgefeges beglunt mit den %prten‘g_„_„
weniger als fein Rönig, der ſeit frinem Negierungsantritt bekanntlich imnmer v Die Staatobuͤrgerlichen Rechie ter Badner ſind gleid in jeder Hinficht, wo
den Sonderbündler geſpielt hat. In allen übrigen dewifhen Bundesftaaten hat | die Berfaffung nicht namentlid undausdrüclih eine Ausnahme begründet.“

das Volt ſeine Rechte in entſchiedener und würbiger Weiſe gefordert und zum | In Betreff des Soldateuſtandes macht die Verfaffung nirgends eine Aus-
Theil errungen, ſei es durch impoſante Volksdemonſtationen, fei es durch fühne | nahme. Luch wir befigen daher fämmtliche verfaffungsmäß ge Rechte der Bas
entſchloſſene Thaten. Nur in Hannover hat man weder das eine noch das | dener, und uͤnter diefen namentlich auch das Recht, Vorſtellungen und Beſchwer-

andere verſucht. 2 „ | den bet der hoben zweiten Kammer einzureichen. Bon dieſem Nechte. machen.
Die Sprache, welche der König dem Volke gegenüber fuͤhrt, können wir wir hierdurch Gebrauch. — — — —
obſchon ſie unverſchamt klingt, doch nur lächertich finden, Denn lacherlich iſt Die Cane des Soldaten iſt in unferen Tagen eine durchaus unnatürliche

es, wenn ein König von Haͤnnover ſeine Zuſtinimung uicht geben wıll zu eiz | und im hoͤchſten Graͤde unglückliche! Nicht freiwillig, ſondern gezwungen durch
ner Bertretuns des Volkes b im deutſchen Bund, der kein Voͤlkerbund fondern | die Naͤcht des Schickſals tritt der Bürger in den Soldatınftand ein, -
ein Fuͤrſtenbund ſei. Das Parlament, welches in Kurzem zuſammentreten Früher gewoͤhnt an ein gewiſſes Maas von Freiheit, ſoll er auf dieſe nun«
und über die Zukunft der Naͤt on zu beſchließen hat, wird den gefrönten mehr gaͤnzlich Verzicht leiften, Er foll nicht blos im Dienſte, ſondern au
Rebellen ſchon zum Geborſam zurüczubringen wiſſen, falls das die Han | außerhalb des Dienſtes in Wort und That lediglich nach den Befehlen ſeiner
noveraner nicht ſelber vermögten. Aber empörend iſt die träge Ruhe und das | Dberen haudeln. ' — — 4 —
ſchlafige Benehmen des Voͤlks. Kein Volt hat den Druͤck der Polizei, die Wahrend er bis dahin ſeine eigenen Anfichien, feine perſöuͤliche Ueberzeu-
Willkür der Gerichte, den büreaukratiſchen und militaͤriſchen Despotiemus in dem | gung begte, ſoll er mun plößlich ein willeniojes Werkzeug in den Haͤnden ſei-
Maße gefühlt; als gerade die Hannoveraner. Kein Voik hat naͤchſt den Der | ner Vorgeſetzten werden. Wahrend der Soldat auf fölche Weiſe feiner Mens
ſterreichern mehr zur Beſchimpfung des deutſchen Namens beigetragen, als das ſ(henwuͤrde beraubt werden ſoll, wird er auf der anderen Seite aus allen
hannoverſche. Wenn öffentliche Blaͤtter uͤber Hannover berichteten, ſo wurde Verbaltniſſen des bürgerlichen, Lebeng, in welches er doch fruͤher oder ſpoͤter
entweder Jemand auf ver Kuhhaut zum Richtplatz geſchleift oder | zuräüdfehren muß und zurückzukebren ſich fehnt, herausgeriſſen! Was er gelernt
ein Familienvater wurde unbaͤrmherzig niedergeſchoſſen, weil er, um ſich und | hat, um ſich zu -ernähren , Virlernt er ganz oͤder theilweiſe im Soldalenſtande.
ſeine Familie vor dem Hungertode zu ſichern, ein Wild hatte erlegen wollen, Die Anfnüpfungspunkte, welche ihm ſein Forikommen erleichtern, werden auf-
oder $ wurde Jemand aus /Ueberinaß von Amtgeifer“ halb todt ges gelöft. Waͤhrend er dein Staate unter den Wurfen dient, wird ihm ein karger
peitfcht. 4 Sold, eine ſpaͤrliche Naͤhrung und unfreundliche, nicht ſelten eine entwürdi-
Aach ſolchen Vorgaͤngen hätte man glauben ſollen, die Hannoveraner wuͤr⸗ gen de Behaͤndlung zu Theil. Tritt er in das bürgerliche Leben zurüd, ſo hat
den den günftigen Moment benugen, um die unwürdigen Fefeln abzufehütteln, | er die ſchönſten Jabre feines Lebens hinier ſich, und muß mit Muͤhe und Noth
die ſie ſo laͤnge Zeit getragen. Aber dem iſt nicht ſo. Die Bürgerſchaften | da wieder anfangen, wo er beim Eintritte in den Soldatenftand vor Jahren
der einzelnen Staͤhte haben fich darauf beſchraͤutt in unterthaniaſter, treun ſchon geweſen waͤr. 7 7

gehorfamfter Weife demüthige Bitten vor die Stufen des Throns niederzus | — Schon die Anrede, welche ſich der Soldat von feinen Vorgeſetzten gefal-
legen. Und die Stadt Hildesheim glaubte damit renomiren zu dürfen, daß ſie | fem laſfen muß, iſt entehrend. 0 O S ]
den Anſtoß zu ſo ſchwachen Kundgebungen gegeben hatte. Was thut aber die | Jeder Taglöhner, jeder Hardwerkeregeſelle wird jetzt in derſelben Perſon

Zugend, von der man vor Allem hätte erwarten können, daß ſie es fuͤr un« | angeredet, in weldher er feinen Arbeitgeber oder Meifter anfpridt. Der Sols
wuͤrdig erfanat batte, einen König zu bitten, der ein Jahrzehuͤt hindurch alle dan welcher ſeinen Vorgeſetzten mit „Sie“ anreden muß, wird ſeinerſeits voͤn
Sefege mit Füßen getreten und Ales, was dem Menſchen ihcuer und beilig iſt, ihm mit „Du“ oder „Er“ angeſprochen. 1a

freventlich verlegt hat. Die fiudirnde Jugend in Göttingen, die auf die bru⸗ Dieſe Anrede in dezeichnend Sie fpricht am deutlichſten die Ungleiche
talſte und roheſte Weiſe von dem Chef der dortigen Poltzeiſchergen gemißhans | heit aus, welche den Soͤldaten von ſeinen Vorgeſeßten tremnt. Gegen diefen
delt wurde, verſieht eben vor dem Hauſe dieſes verhaßten Polizeiminıfiers dew | fank er niemuls Recht erlangen.. Ungeachtet c ler beſtehenden Geſetze und Bera
Patrouillendienſt und glaudt ihin damit eine moraliſche Nieberlage? beigebracht ordnungen ſteht die Thatfache feſt. Der Soldat iſt der Laune und der Willtuͤr
zu baben. Im hebrigen veranlaßt ſie die Schriftgeiehrten der Hochſchule, den | feiner Vorgefegten fhuglos. Preis gegeden. Unwürdige Schimpfworte
Loͤnig in einex Audienz perſönlich zu bitten', den Studenter. für das, von der Badenfireide, Stöße und Schldye werden (bm von feinen ä?dt‚géfegfex;
Juriſtenfakultät als verbrecherifch erkannte Benehmen, Saͤtisfattion zu geben, geboten. Die ungerechteſten Strafen derſelbei muß er aushaͤlten und fann
die man ſich doch ohne alle weitere Umwege in continenti hätte nehmen fole ſich uͤber dieſelben erft. beſchweren, wenn fie überftanden find. Bei einer ders
len. Natürlidh, ſolches Begehren ward abgeſchlagen und der König ließ durch artigen gewalithatigen Berfahrungsweile der Vorzefesten, koͤnnen unterfchleife
Kommiſſionen den Swdenten eröffnen, daß fie zum Bertrauen auf feine | aller Art nicht vermieden werden. Wer Geld' befigt, Fann ſich von dem Wachs
Majeftät verpflidtet wären. Was geſchieht? die Stubenten, ftatt, nad) | dienfte frei kaufen, wer keines dat, mnß für den Bemittelten die biénfti’t lei-
dem Borgange anderer Städte, dem König eine Viſite zu machen und nötbis ſten, ohne übrigens irgend einen Vortbeil davon zu een

genfalls die Bauern der Umgegend, die fdon im Jahté 31 zu energifden Der | Die Nadrung des Soldaten- iſt namenttich in gegenwärtigen Augenblicke
monſtrationen ſehr geneigt waren, mitzunehmen, verlaffen die Mufenftadt „fo weder ſchmaͤckhaft noch ausreidend. &s iſt ſogar der Fall »ötg‘éf‚ö men , b’hé
lange hannoverſche Polizeigefege das Leben harmloſer Menſchen ſtören würden« ein von dem Wachtdienſte zuruͤckkeh ender Soldat, gar. — mmmge'}}é“ e'r hielt,
und gehen nach Hauſe zur Mama. Und mit ſolch' unmürdigem Benepmen und als er ſich daruͤber befwerte, mit. Ohrfeigen bebient wurde, 2
glauben diefe Derrn, fich vor aller AWelt breit machen zu dürfen, wenn fie den | — Die Ctappengelder reiden wWt Din,. um den einberufenen. Soldaten, bı
MRebakteuren verſwiedener Blätter eine ausführiide Darfelung diefer Kühnın | größter Syarjaml.it, m feine Kuͤlht 3u Sringen. Wäbrend e aus













DHeldenthat pomphaft anzeigen! — Niot minder lächerlidh baben fid die 38» | feinen bürgerligen Örfehäfien berausgeriffen, mird,. wenn plotuch der Ruf zur

linge der poytechniſchen Schue in Hannover ‚gemadit., Dieſe pfiffigen Veirte | Faͤhne an ihn ergeht, uͤnd dabuͤrch ſchon zroͤhehe6 aDen. an
haben nämlich, nach den Deridfen offentlicher Biätter, ſich uberall damit gr | nodh von ſeinen ſchwer verpienlen Sparpfennigen ajegen, _ui»h—fiüé—g‚g_\fié_fflfi
brüſtet, daß ſie vor der Wohnnng des Herrn vı Falfe, dem die Prolctartet Kuͤfe Aol fönnen,. * den, M M





f TBe Teiften zu $ 2
die Fenſter eingeworfen haben gepfiffen hätten — Diernady aber in Gemein⸗ 44 fird, unferen tetzten Blutsteo 44
fhaft mit den Bürgern fidy mit Stöden vewaffnet und ſo den Pairduillendienft | terkand Au vergießen, ſo müfen 8 * 22 0
verfehen, zum Hohngelächter der Offtziere und Soldaten, die ſich verwundernd | iM Örieden voͤn unferen Berufsgefhäften und u}ifefé'tii"'bégfitaifb‘li’öén.‚.fia‘};g.fag‘
ginander gejragt haben, was benn die „ Pfahlbürger und Schuljungens« eigent» | abberufen Werden, um einen dem VBaterlande große RKoften verurfadhendert.
lich wollten. Dap ein foldhes Benehmen nicht geeiguet ift, dem Könige zu im, | Dienft gegen Färgliden Sold und unter den drücendften Berhältniffen Leiftert
yoniren und ihn zum velſtändigen Nachgeben zu veranlaffen, wird Jedermann | zu L N &a e
einfehen, und wir find überzeugt, daß mar in den boͤbern Kreifen der Gefelle | Unſeres Etachtene kann allen unfern Kagen und Beſchwerden nur das.
fhaft, die zur Zeit nocy das Rubder führen, von „dem Pödel und der Ka- | durch abgebolfen werden, daß das ftehende Heer und die Volfewehr zu einein
naille eben ſo denkt und ſpricht, wie man von jeher gethan hat. Man wird Gaͤllzen vereiniget werden. * 2



/

glauben, und wohl am Ende nicht mit Unrecht, einige Konzeffionen genügten Wir fchließen daher mit der Bitte:. _ ; *
und /Publikus würde fich überfhlagen ob ſeiner Majeftäts Die hohe zweile Kammer der Staͤndeverfammlung wolle dahin wirken, daß?

SGnadenakt” und dadei ausrufen: „Ot wie hoch ſteht der Konig ) das ſtehet
über biaes (?efiäb‘%‘;*)' 4 77
. ”) Anmerfung, Daß dies die ipsissima verba des Hrn. v. Fieſe, Adjue ) Bis dahin aber unferen in dieſer Vorſtellung mitaetheilten. ten Be-
tanten)beßfifironprmgen , waren, deren er ſich in einem duͤrch und durch unor⸗ ſchwerden abaeholfen werden. { - — — — 5
thoaraphiſch geſchriebenen Briefe an den Oberhofmarſchall v. Rulortie, als der | Mannheim, 22. März 1848. . D
König im Jahr 43 in England war, bebiente, werden viele meiner Landsleute | — — 4 — * 4
bezeugen fönnen, denen ich dieſen in melne Hände gelangten Brief oft vorge« | *0” Kartsruhe, 24. März. ‚ Dreiundvierzigfie Sitzung der zweiten
teien habe, ' . | Rammer. Tagedordnung: Bericht des Abg. Welder, über die Baffermann’

ude Heer mit der Bürherweht zu einer wahren Volteweht vera.



2— fde Motion auf ein deutfdes Parlament. Auf der Negierungsbank
—3 — B E aa S 4 4Y⏑
*g* DMianndein, 24. März, Unterm heutigen ging eine mit 500 bis Die SGallerien find zum Erdruͤcken angefällt, beſonders durch Soldaten,

bis 600 unterſchriften bedeckte Petition baͤdifchle Soldaten ‚ betreffend ifre | Die Shranfen im Saale find geöffnet,, auch ein Theil der bevorrechteten
Stellung im Staate an den Landtags⸗Abgeordneten Dr. Heder in Karlaruhe Logen wird vom Volte eingenommen. Kurz vor Beginn der Sitzung hört maı
ab, um dieſelbe bei der zweiten Kammer einzureichen. Sie lautet wörtlidh vlöfßliw“@genßralfi}‘ht@f@f)ia@éfi‚»müfiabfr‚läic anwefenden Soldaten durchaus
wie folgt: ; ; — — _ | nicht zum Fortgehen bewegt. Ein Oberleutnant bemübt fih, eine Nede an
Dohe zweite Kammer! Wenige Tage find verfloffen, ſeiden wir feiers | das Militär zu halten, um, daffelbe an die Dienfpflit zu erinnern. Siele

i auf unfere Landesverfaffung beeidiget worden find. Wir haben dieſe Bes | der Soldaten riefen jedoch: „Hier bleiben!“ worauf die groͤßte Anzahl auf
digung als eine hochwichtige Handlung aufgeno mmenund erachten es nicht blos der Gallerie blieb. —



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