Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Abendzeitung — 1848

DOI Kapitel:
No. 287 - No. 313 (1. Dezember - 31. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44565#1314
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


























24 {r., durch die Poſt bezogen In ganz Babzu

No. 304





CS







Neichsminiſterium Gagern.

Nach gewallſamer Niederwexfung ver deniſchen Partet in Wien konnte die
jhwarg - gelbe Kamarilla mit ihren Plänen hervorrücken und die Trennung
Deſterreichs von Deutſchland ausfpredhen, Was thut man in Franffurt? Der


ſagt, ſe weiß die „Centralgewalt! nichts Anderes zu thun, ald diefe Loſagung
gutwillig als eine abgemachte Sache hinzunehmen und ſich mit Oeſterreich in


Man muß es Herrn v. Gaͤgern nachſagen,
daß er ſeine Rolle wirklich voͤrtrefflich ausfüllt; man ſollte glauben, den Aus-
leger der ſchwaͤrz-gelben Kamartlla vor ſich zu haben, ſo läßt er fich über das
Deutſchland vernehnien! Herr v. Gagern weiſt auf
] n De Miniftertums vom 27, November hin, wornach alle
Öfterreich. Laube in ſtaatlicher Einheit verbunden bleiben follen und die Bezie-


wenn beide Staatenkörper ihre innere Geſtaltung vollenbdet haben würden. Die-
ſem Ausſpruche hat das öſterreichiſche Miniſterium bereits eine praktiſche An-


über die Ermordung Blums jede Anerkennunag der „Reichsgeſetze“ von ſi

de von ſich ge-
wieſen hat. RE M0

‚ @as}Retc{)ém_miflerigm wendet gegen ein ſolches Verhalten der oͤſtreichi-
ſchen Regierung nicht das Mindeſte ein, es hat eben ſo wenig dem öſtreichiſchen


Herr Gagern adoptirt ſchlechtweg

Grundlage zur Beſtimmuug des Verhältniffes zwiſchen Oeſtreich und Deutfch-
land. Herr v. Gagern hat damit das Werk ſeines Vorgängers, des ſchwaͤrz-


in das Reichsminiſterium hineingeſchmuggelt; Oeſtreich bleibt in feinem Sanzen
und Großen ein beſonderes Reich für ſich und beherrſcht durch ſeinen Einftuß
Daß die Sache darauf hinausläuft erweiſt ſich deuilich
aus Dder ganzen Auslegung, die uns der Herr 3. Gagern über das Verhältniß


Dieſelbe gründet ſich vor allem auf „das Sonderverhältniß Oeſtreichs“
Oeſtreich behält ſich vor, „in den zu errichtenden deuiſchen Bundesftaat“ nicht
einzutreten. Herr Gagern iſt gleich fertig. Gut, fährt er fort: „Alfo wird
Deſtreich „als in den zu errichtenden deuͤtſchen Bundesſtaat“ nicht eintretend zu
betrachten ſein.“ Das wird abgemacht wie etwas, das ſich ganz von ſelbſt
verſteht. Oeſtreich fagt es, Oeſtreich will es, alfo bleibt e& ein für allemal
dabei; das „Reichsminiſterium“ verordnet blos den Vollzug deſſen, was Oeſt-
reich begebrt hat. Demgemäß iſt denn auch „Oeſtreichs Unionsverhältniß zu
Deutſchland mittelſt einer beſonderen Unionsacte zu ordnen“, und jede wertere


einzuleiten und zu unterhalten.“ Deutſchlaͤnd ift alſo Seſtreich vollſtändig wie


ſchaftlichen, d. h. diplomatiſchen Unterhandlungen ein Bundniß einzugehen.
Nun ſpricht aber Herr Gagern doch von einem „unauflöslihen. Bunde“
Oeſterreichs mit Deutſchland und weiſt „kür jetzt“ der Reichsgewalt“ die Auf-
gabe zu /das beſtehende Bundesverhältuiß Oeſterreichs zu Deutfhland-im All-
gemeinen zu erhalten“, Worin ſoll aber das beſtehende Bundesberhaͤltniß be-


den Antheil, den Oeſterreich an dem alten Bunde hatte! Aber dieſer alte Bund
ſoll ja untergegangen ſein; Deutſchland ſoll nach einer neuen Grundlage reor-
ganiſirt werden. Steht nun wüklich Oeſterreich zu Deutſchland „in einem
upauflöslichen Bunde!, ſo iſt es eine natürliche Saͤche, daß Oeſterreich unbe-
bingt in dieſe Reorganiſation mit eintritt. Bisher hat man auch nichtanders ge-


deutſchen Verfaſſung mitwirkte.

Nun kommt aber Herr Gagern mit ſeiner Weisheit und bringt heraus,
daß Oeſterreich an der Meorganıfation Oeutſchlands keinen Theil zu nehmen
brauche, dafür aber dennoch das alte „Bundesverhältniß“ fortbeſtehe, das heißt
nichts Anderes, als, daß Deſterreich ſich um keine -Reichsgeſetze? zu bekümmern,
aber dafür ſich fortwährend in die deutſchen Angelegenheiten einzumiſchen habe,
Herr Gagern weiß das ſelbſt wohl; er findet es ausoͤrücklich für nothwendig,
die Berußigung zu geben, daß „die Verfaſſung des deutfchen Bundesſtaates“
durchaus nicht „Gegenſtand der Unterhandlung mit Oeſterreich“ ſein ſolle. Wie
entfeglih lächerüch! Ais ob nicht ſchon dutch das cben! augeinandergefeßte
Verbaͤllniß die „ Verfaflung des deutfehen Bundes- Staates” von vornherein
zun Gegerſtand der Unterhandlung mit Oeſterreich gemacht ſei, indem das
Neichsminiſterium“ geradezu auf das öſterreichiſche Programm eingegangen iſt
und Trennung Defterreichs von Deutſchland anerkannt hat.

_ Man muß 68 Herrn von Gagern zugeftehen, daß er den Metternich'ſchen
Geiſt ber Öfferreichtfchen Lamarillaͤ gut aufgefaßt hat! Er macht das „Son-
rerverhältniß? Oeſterreichs zur Grundlage der Beziehungen Oeſterreichs zu
Deutſchland; des „Bundesverhältniß“ bilvet blos noch einen beſonderen Anhang
3u dem Sonderverhältniſſe“ Soͤnach iſt der öſterreichiſchen Kamarilla der
boppelte Vortheil eiugeräumt, vaß ſte ihr „Bundesverhältniß“ zu Deutſchland
3° nac) Belieben für ihre Sonderintereffen ausbeuten fann, mit ihrem. „ Son-
derverhältniſſe“ dagegen die Intereſſen Deutſchlands mehr oder weniger zu be-








Da haben wir alſo wieder vollſtändig das Metter-
nich'ſche Syſtein. Oeſterreich bleibt in ſeinem Ganzen ein beſonderer, für ſich
abgeſchloſſener Staat und der Geiſt ſeiner Beherrſcher verbreitet ſich über Deutfch-
land. Herr von Gagern iſt ein großer Staatsmann! —

— — —

Deutf{ GLan D
4 Karlsrubhe, 19te. Dee! Heute wurde Dr. K, Steinmetz, der we-


de, in welcher die badiſche, Juſtiz“ glücklich einen Hochverrathsverſuͤch zu entdecken
verſtand, hier am 12ten April verhaftet worden war, nach einer „Unterſu-


Längſt ſchon hatte der Genannte alle Hoffnung aufgegeben vor der Entſchei-


da ſein bereits vor fünf Monaten eingereichtes Geſuch um Aufhebung des
heilloſen Inquiſitions-Arreſtes Ende Juni von dem Hofgerichte zu Freiburg
untet Angabe einiger nichtsſagenden Molive verworfen worden war, als ihm
wieder Bermuthen vorgeſtern ein Erlaß des allgemeinen Unterſuchungsge-


Eonſequenz unſerer „Juſtiz“ erſcheint hier in einem ſeltſaͤmen Lichte! Woher
dieſe plötzliche, unerwartete Aenderung der Anſichten des Freiburger Gerichtes?
Die Gründe, welche gegen die Fortdauer des Verhaftes ſchon vor fünf Mo-
naten ſprachen, ſind heute noch die nämlichen, indem ſeit jener Zeit Dr.
Steinmetz nicht mehr verhört wurde, alſo die Unterſuchungs-Akten keine neue
Geſichtepunkte für die Entſcheidung in dieſer Sache bieten koͤunten. Doch wun-
dern wir uns darüber nicht. Die deutſchen Gerichte haben ſchon oft ſo auffal-
leude, faſt unglaubliche Proben ihrer Auffaſſungsgabe und ihrer „Unabhängig-


würdigen in dieſem Falle von den Themisprieſtern des „gluͤcklichen“ Landes
* bewieſenen Durchführung des Grundſatzes der Folgerichtigkeit in Demuth
eugen.

Ss Von der Haardt, 18. Dezbe. In der heutigen Sitzung der 2.
Kammer wurde über das Fortbeſtehen der Landes⸗-Geſtüis Auſtalt diskutirt, und
mit einer bedeutenden Majorität die Aufhebung derfelben beſchloſſen, zugleich
* damit einem längſt beſtebenden gerechten Verlangen des Landes ent-
prochen. *

Wenn wir auch einestheils vom volks- und landwirthſchaftlichen Stand-
punkte aus die Verexlung der Pferderaeen als ein weſentliches Mittel zur Be-
friedigung des Bedürfniffes an vorzüglichen Pferden für das badiſche Contin-
gent und für den Landbau anſehen, ſo ſind wir doch weit entfernt, deßhalb fuͤr
Beibehaltung eines Inſtituts uns zu entſcheiden, das ſeiner Beſtimmung nur


trag in Anſpruch nimmt. ;

Wir verkennen zwar keineswegs, daß manchen Gegenden des Landes bisher
der Einfluß, welchen das Laͤndes-Geſtüt auf ihre Pferdezucht äuſſerte, ſehr zu
Statten kam; man laſſe ſich aber hierdurch keineswegs über die Nachtheile
täuſchen, welche dieſe koſtſpielige Staats-Einrichtung bisher im Gefolge hatte.

Man berückſichtige vor Allem den Umſtand, daß es vier Jahre dauert,
bis nur ein Füllen zum Militärdienſt für tauglich erachtet wird, und was die
Unterhaltung eines ſelchen bis dahin koſtet. — Schlägt man den jährlichen Un-
terbalt zu 70 Gulden an, ſo macht dies bis zum 4. Jahre die nicht unerheb.
liche Summe von 280 fl. — Was bezahlt daͤgegen der Staat? — höchſtens
20 Louisdor's per Stück, und da muß e noch zut gehen — wenn er ſich


Nun frägt es ſich ferner, was leiſten unſere Haorr yferleẽ Sind ſolche
ausdauernd auch für Gebirgstouren — oder ſind ſie bloß Kavallier, ſtatt Ka-


gigem Terrain nichts taugen, und wenig Strapazen aushalten können.
Nun fragen wir, zu was die vielen Henafte in Karlsruhe? Etwa zum
Spazierenreiten und zum Blind oder Lahmwerden? Zu was Ober- und


Privat⸗Pferden und deren Wiederverkauf — wie es der gnätige Herr treibt?
7 dazu wird man doch nicht dieſes Inſtitut auf Staaͤtskoſten unter-
alten ! — - A ; } {

Da macht man es in den Privatbeſchaͤlereien beſſer! — Man giebt die
Hengſte in die Hände tüchtiger Landwirthe, die — ohne Landſtallmeiſter mit
Kutſche und Pferden zu ſein — die Behandlung Ddiefer edeln Thiere recht gut
verſtehen — und die eine beſondere Ehre darin ſehen — ſchöne Nachzuͤcht zu
- ' 2—

Wie leicht dieſe Anordnung bei uns zu treffen ſei, können am beſten die-
jenigen Gemeinden ermeſſen, welche bereits im Beſitz von Hengſtſtälien ſind,
und denen es Lin Geringes iſt, aus Gemeinde-Plätzen einen Waidplatz für
Hengſte zu ſchaffen, denen die Landluft beſſer behagen wird, wie die Hoͤfluft
der Reſtdenz. 2 2*

Wir halten deßhalb eine Aufhebung der Geſtütsanſtalt in ihrer gegenwär-
tigen Organiſation im Jutereſſe des Landes für dringend geboten, und hoffen,
daͤß die Regierung zuletzt daxein willigen werde. —

Frankfurt, 19. Dezember. Der Miniſter Gagern hat bereits die
Vorboten einer Niederlage erfahren. Der Ausſchuß zur Begutachtung ſeines
Antrags iſt heute gewählt worden; es ſind jedoch nur drei ſeiner Anhänger
hineingefommen : Buttel und Rüder aus Oldenburg, Barth aus Kaufheuren;
drei Audere, Sommaruga aus Wien, Paur aus Augshurg, Linde aus Mainz,
ſollen entſchiedene Gegner ſeines Syſtems im Vetreffe Oeſtexreichs ſein; ferner
drei: Kirchgeßner, Giskra und Makowizta gehören dem linken Centrum an,
das in diefer Sache mit der Linken geht die ſechs übrigen gehören zum Treil
zum Elubb Weftend - Hall, alg: Mar Simon, Venedey und Hilde-


 
Annotationen