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Mannheimer Abendzeitung — 1848

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No. 287 - No. 313 (1. Dezember - 31. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44565#1316
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ſelbſt majorenne aber noch nicht 24 Jahr alte Perſonen laut Art 67 dev Ver-
faffuͤng keine Urn äbler D?Öeu’:( ſind im ganzen Umfang des preußiſchen Staales
felbft folche Perſonen Urwähler, die noch vor erreichter Majorennität aus ir-
gend welchen Rückſichtey, ; 7 ar ı ;
Se nachdem die ANE oper dieſer beiden Beſtimmungen die allein
maßgebende iſt, dürfte die Anzahl der Urwähler um vielleicht eine halbe Million
geßen oder Meinet L —

us Schleswig Holſtein, 18. Dezbr. Die däniſche Regieruug
macht fortmährenDe Zurüßungen; die Beurkaubten werden einberufen; zahlreiche
Streitfräfte follen nad) Sütland und MAlfen eingefchifft, zwifhen Kolbingen und


zoe find von den Dänen befegt, obwohl ſie dem Malmöer Vextrag zufolge
ynter die gemeinſchaftliche Regierung gehören. Es liegt alſo ein offener Bruch
des Waffenſtillſtandes vor. Dem „Reichscommifär Stedmann käme es zu,
nach Alſin zu gehen, und ſich durch den Augenſchein zu überzeugen daß die
Zuͤfel wirklich von einer bie Vertragesmäßige Zahl weit überſchreitenden Beſatzung
eingenommen iſt. Der „Reichscommiſſär“ aber hört täglich die Klagen über
den Druck der däniſchen Herrſchaft in Alſen und hat fich bis jetzt noch nicht
bewogen gefunden, auch nux einen Schritt zur Abhülfe bei der däniſchen
Regicrung zu thun. Wir ſind freilich ein derartiges Benehmen von unſeren
„Reichseommiſſären“ ſchon zu ſehr gewöhnt, als daß wir uns noch darüber
wundern ſollten. —

— Das Frankfurter Journal berichtet vom 14, Dezbr.: Nach zuverläſſi-
gen Reiſenden, die erſt geſtern gus der däniſchen Hauptſtadt gekommen, iſt die
Stimmung daſelbſt eine ſolche kriegsexaltirte, daß es gar nicht unwahrſcheinlich,
daß, im Falle ein Friede ermittelt werden ſollte, der nicht ganz Schleswig an
Daͤnemark bringt, das Volk den König wegjagt und den Krieg mit Deutſch-
land von Neuem beginnen wird. —

Weien, 15. Dez. Bei der Eommiſſion für öffentliche Arbeiten haben
ſich 30,000 arbeitsloſe Menſchen gemeldet; 4500 von ihnen erhalten bei den
öffentlichen Bauten Beſchäftigung; es bleibt alſo noch die große Maſſe von
mehr alg 25000 Arbeitexa übrig, die einem ungewißen Schickfale preisgegeben
ſind. — Die Contrerevotution arbeitet unermüdlich weiter, alle demokraͤtifchen
und Arbeitervereine in ganz Oſterreich, ſowie alle akademiſchen Legionen find
aufgehoben.

Die Militärbehörde hat kürzlich unter dem Maunhaͤrdisberge in der Um-


waͤffnung vornehmen laſſen, und zwar erſtreckte ſich dieſelbe nicht bloß auf die
Gewehre der Bürgergarde, ſondern auch auf die Privatwaffen! Den Orund
zu dieſen Maßregeln kann ſich kein Menſch erklaͤren; Unruhen hatten keine
ſatigefunden. — Windiſchgrätz hat f Et Wien verlaſſen und iſt zur Armee nach
Ungarn abgegangen. Oh die Hinrichtungen nnn aufhören werden? Große
Hoffnungen darf man ſich nicht machen, da das ſeit einigen Tagen wieder
vollſtändig eingeführte Standrecht bereiis feine Opfer zu holen anfängt, und
die zurückbleibenden Werlzeuge Windiſchgrätz' dem „Fürſten“ an Blutdurſt kaum
etwas nachgeben durften.





Fürſten-Congreſſe neue Untexdxückungepläne gegen Oeſtreich und Deutſchland.
Es befinden ſich daſeltſt der Prinz Karl von Preußen, der Prinz Albert von
Sachſen, der fächfiſche Geſandte Baron v. Konneritz und noch einige andere
Herrn; vas Häuflein wird ſich in kurzem durch mehrere „erlauchte Häupter“
verſtärken. — Der junge Kaiſer hat im Hinblick auf „die vielen Beweiſe von


Stuͤtze des Thrones 2e.“ bewährt hat, des Militär „von der bei Thronbeſtei-


In der Reichstaͤgsſtadt Kremſier hat ſich unter den Deputirten ein deutſch-
öſterreichiſcher Berein gebildet. Aus dem Programm geht die Tendenz hervor:
a) Conſtituirung Eines DOeſterreichs als conſtitutionelle Erbmonarchie auf rein
voltethuͤmlicher Grundlagez b) Abwebr jedes, die drutſche Nationalität im
Grundſatz der Gleichberechtigung verletzenden Uebergriffs; c) Förderung einer
innigen Verbindung zwiſchen Deutfolano und Oeſterreich als Geſammtſtaat. —

Franzöſiſche NepublLik

Paris. 17. Dec. Der Moniteur promulgirt eine Menge bereité bekann-
ter Dekrete der Nationalverſammlung, worunter auch die Verlängerung der be-
kannten Geſetze über Schutz und Unterſtüßzung politiſcher Flüchtlinge bis zum
Ende des Jahres 1849.
— In vielen Gemeinden werden Bittſchriften kolportirt, welche die Auflö-
ſung der Nationalverſammlung verlangen.

— Die berüchtigte religiös-politiſche Brüderſchaft von St, Paul hielt ge-


Die reattionären Umtriebe der Rue Poitiers werden jeden

gegen die Niederträchtigkeit der „rue Poitiers.“ ;
„Die Februar-⸗Revolution, ſagt fie, habe gewiſſe Principienfragen auf im-


ſo werven wir ihn mit Miſtgabeln empfangen, wenn er mit feinem „Hofe“ und
mit Bajonetten, wenn er mil dem Auslande ſich feſtſetzen will. Wir haben die
Republit, und wenn einer die Republik angreifen wollte, ſo würden wir ſie mit
den Waffen vertheidigen, ſollten wir fogar ungeachtet des allgemeinen Stimm-
rechtes uns in der Minorität befiuden, —


aug Wien die anweſend ſind, werden auf den Händen getragen.

— Ueber den Stand der Abſtimmung für die Präſidentenwahl hat man auch
heute verſchiedene Angaben, feſt aber ſteht, daß Louis Bonaparte mit ungehen-
Die Liſte des Conſtitutionnel gibt folgende Zahlen
an: Louis Napoleon 4,012,193, Cavaignae 1,006 000 St. — Die neueſte
Zählung iſt: für L Napoleon 4,850,000 Stimmen, für Cavaignac:
L2uo OOcq.

Die Landtruppen, welche in Marſeille eingeſchifft worden waren, um nach
dem Kirchenſtaat als Hülfskorps für den Papſt geſchickt zu werden, ſind nun


Paris in aller Stille das erſte Opfer des Napoleonsfiebers begraben. Sein
Name hieß Le Bien public; es war vor einigen Monaten von Macon nach
Paris übergeſiedelt. Es war bei Lebzeiten Vertheidiger der Candidatur Lamar-
tines, die bekanntlich gaͤnzlich verunglückte. — Der chemalige Conſul Thouars,
der feinem ehemaligen Herrn und Meiſter Hetzel, Generalſekretär des Miniſters
des Auswärligen cietzt wieder Buchhaͤndler) im Saale ves Pas Perdus ins
Geſicht ſpie und auch den Miniſter Baſtide ſelbſt beleidigte, iſt geſtern zu drei
*










Monaten Gefängniß und 100 Franken Geldbuße verurtheilt worden. — Dr.
Bowring, der Freihandelsmann, iſt zum engliſchen Konfui in Kanton ernannt,
; ) Jtalien. H —

Rom, 7. Dezbr. Aus den im Nachlaſſe Roſſt's genommenen Papieren,
veroͤffentlicht der -Contemporaneo einen Brief des im Nayren des Papſtes von
Bologng aus gegen die Roͤmer agirenden Generals Zucchi an Roſſi. Er be-
ginnt dieſen Brieß mit der Erklärung, daß er ſo viel als möglich die Wirkung
von Gaxibaldi's Gegenwart zu Boloͤgna zu paralyſiren geſucht habe und fährt
dann wörtlich fort: — 44*

„Bei Gott, wenn man nicht energiſche Maßregeln ergreift, wird das Lum-
penpack am Ende kommandiren und das Geſetz diktiren. Sie wiſſen, daß ich
kein Mann der Transaktionen bin: ich werde glücklich ſein, ſobald ich den
Staat unſeres heiligen Vaters ruhig und ſtill fehen werde, was nicht wenig
Ich trete feſt auf und
moquire mich über die, die mıd einen Verräther und Parteigänger der Deut-
ſchen nennen. In Wahrbeit, ich habengroßen Grund ſie zu lieben.

Die „Gazzeta di Bologna“ vom 2. Dezbr. meldet, daß der General
Zucchi eigenmaͤchtig einige Promotionen in der Armee angeordnet hat. Er ſoll
felbſt die Offiziere aller Waffengattungen zuſammenberufen und ihnen erklärt
haben, ſie hingen nicht vom Kriegsminifter, ſondern von ihm allein ab. Eine
ſolche Uſurpation ſtände im vollſten Widerſpruch zu ſeinem freiwilligen Austrttt
aus der Armee vom 27. Novbr. Der römiſche Kriegsminiſter, Campello, hat
ein Cirkular veröffentlicht, worin er erklärt, daß der Baron Karl Zuechi in
einem Tagesbefehie ſich Commiſſar Sr. Heiligkeit titulire. Der Miniſter ſchärf
allen Civil- und Militärbehörden ein, in keiner Weiſe ſeinen Befehlen zu ges
horchen; ſie haͤtten nur den Befehlen zu gehorchen, die ihnen durch das Mini-
Wer entgegen handle, werde als Rebell gegen die
conſtitutionellen Geſetze des Kirchenſtaates betrachtet und als ſolcher verurtheilt
und beſtraft werden.




———





Robert Blums Familie.
Bei J. E. Dresler ſind eingegangen:
Von N. —— ‘ 30 fr
Bon A, . . . . - * „ 20420
Durch A. D. in R. von 61 Einwohner der Gemeinden
Lichtenau und Scherzheim (Baden). 2— 9
Von 31 Einwohnern von Muckſchopf — —
22736 — — . y Hreyftett * — fl 47 fr
— „Neufreyſtett { — 24 fr.
— * „Rheinbiſchofsheim ‚3 fl 48 {r
mit dem Motto:
„Auch in den Hütten ſchlichter Landleute
wohnt Mitgefühl für den geopferten Volks-
freund und ſeine trauernde Familie, möge
die allgemeine Theilnahme Ihr einigen
Troſt gewähren
Durch A. D. in R. von 18 weiteren Einwohnern D
von Neufreiſtet und Freiſtett — AL —
Bei Hauer: ; °
Von S. &. ; { i . } . 30 kr.
— — — . ; ? 54 tr.
Hu E: ; . . . A
ı &. S0 . . n . ; — —
——— B, . ; 5 ; A OT
B S N. ; . . . . ; 24 fr.
2 F. B, ’ + . + e 30
D BD i { * 2—
* A. E. * — + + + 30 kr.
— B, A2 fr.
„ . W 15 fr und &E K 240 ; 15 kr.
bei L. Reichard von A. S. 2—
bei Dr. Weißenburg von Et. Fl. * 244
bei F. Löwenhaupt: Von C. H. * —— —
— Da, — — A{A
R * 44
„özum bereits gegebenen . ; *— 13 kr.
y Na Pfeilfer — * ‚10 360
bet Al. Rös von W, S, , , ) . 26 7
* 2 A. * + + ° * + BA 48 kr.
2 S, 3, + + —— 30 *
— — 2 4 3Or
bei A. Hauer: Von F N. 4
n .b. DB, . 2 * + . + 30 *
bei M. Kickert von der Schülcrin der Md. Welder 1 /
Von M. aus Schwetzingen . . ; . 24 kr.
„Moſes Löb . C . ; } * 6 fr,
„ M, Baftian . ) : n . . 30 kr.
„ SMr . - 7 . . ; 30 kr.
Den Leib haben ſie getoͤdtet aber die Seele können
fie nicht lödten 18 kr.
Von Michael Moll ; — 12 fr
u S S — — — — 2
\ U H. St. + 2— + + — 1 fl.
2 © 4 4 — er
n D Weidner. X © . 4 fl.
ů — — — 24 kr.
} U D. 4 + < + + + + 1 flo N }
— Y IM- ; Ö . * 12 fr.
Wir erhielten ferner: ;
Aug Mauer, mit den Worten: trotz des Wüthens von
Pietiften hochſchätzen wir Familien, deren Väter für die
Freiheit gemordet, eingekerkert und vexbannt ſind * ‚°n — Wr
— Bon mehreren chriſtlichen und iſraelitiſchen Einwohnern
der Stadt Bühl .. — * 20 fl. S0 fr

Die Exrped. der Mannh. Abendztg.
Durch Vermittlung des Bolkfs-Vereins in Renchen aus der Gemeinde
Utm 7 fl. 7 kr., welche Summe, wie die früheren, von genanntem Vereine
erbaltenen Beträge an das betreffende Komite in Frankfurt geſandt wurde.
Mannheim, den 20. Dezember 1848. —
Der Kreis⸗Ausſchuß der Volks⸗Vereine in Baden.


 
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