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Marin, François-Louis-Claude
Der Liebenswürdige Mensch, oder die Kunst sich den Leuten angenehm und gefällig zu machen — Leipzig, [1762] [VD18 14157195]

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https://doi.org/10.11588/diglit.28122#0021
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angenehm und gefällig zu machen. 15
stand davon; er siehe: aber dabey einen al-
ten Officier an, welcher gegenwärtig ist, als
ob er ihn gleichsam um sein Gutachten befrag-
te. Ist die Rede von Moden, vom Ge-
schmack und von den Empfindungen, so bezie-
het er sich auf die Meynung des Frauenzim-
mers. Betrift das Gespräch einige Pun-
cre aus der Historie, Moral, Politik oder Li-
teratur, so sind ihm diese Materien nicht un-
bekannt; allein, in seiner Rede wende: er sich
zu der Person, die von Rechts wegen die
Sache am besten verstehen solle. Er kennet
die Gelegenheiten vollkommen, wo man auS
Bescheidenheit Unrecht haben muß, ob man
gleich das gröste Recht von der Welt hat.
Erhebet sich ein Streit, so ist Leander der letz-
te, der sich darein legt. Man hört ihn mit
Vergnügen am Er gibt anfänglich jeder-
mann Recht. Er lobet des einen Witz und
gibt des andern Reden einen neuen Schwung.
° Die Meynung eines dritten setzet er in das
schönste Licht. Hier gibt er den Beyfall mir
einer Geberde, dort mit einem Bewunde-
rungsvollen Lächeln. Er erläutert die vers
schiedene Gesinnungen. Ec sagt hierauf auch
seine Gedanken, und jedermann erstaunet am
Ende, daß er mit ihm gleicher Meynung ist.
Man frage mich also nicht mehr, durch wel-
che Zauberey Leander alle Herzen zu fesseln ge-
wust har.

Die
 
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