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Marin, François-Louis-Claude
Der Liebenswürdige Mensch, oder die Kunst sich den Leuten angenehm und gefällig zu machen — Leipzig, [1762] [VD18 14157195]

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https://doi.org/10.11588/diglit.28122#0022
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i6 Die Kunst sich den Leuten
Die Ge- Die Gefälligkeit entstehet von selbst aus
Mgkeit. Höflichkeit, Vielleicht sind diese zwey
Tugenden ihrer Natur nach noch nicht ge-
nug unterschieden? Man erlaube nnr hier
anzumerken, daß die Moral der Religion sich
dahin erstrecket, daß sie die Gründe einer gu-
ten Erziehung bestätiget. Die beyden sehr,
säße, so sie vorschreibt, Demuth und Men-
schenliebe, sind eigentlich zu reden nichts, als
die Ausübung einer gefälligen Verfassung.
Denn habt ihr nur keinen gar zu hohen Be-
grifvon euch selbst, liehet eures gleichen, so
werdet ihr ihnen zu Gefallen achtsam scyn.
Die siebe des Nächsten und die Bescheiden-
heit, sind die Quelle aller gesellschaftlichen Tu-
genden. Diese ehrwürdige Personen, wel-
che Christliche Werke ausüben, denen das
Unglück der Elenden zu Herzen gehet, die es
mit Vergnügen erfüllet, wenn sie ihnen eine
hülfreiche Hand reichen können, diese sage ich,
sind berechtiget, daß man sie für edelgebohr-
ne Seelen halt, ob sie schon nicht die ausge-
suchten Muren dabey zu Hülfe nehmen, die
der dumme Pöbel für Höflichkeit zu halten
pflegt. In der Höflickken giebt es eben so
wol eine Heuchelet), als in der Religion.
Ein junger Herr, der allerhand Männergm
und Sprünge macht ist von dem Characler
eines artigen Menschen eben so weit entfer-
net, als ein Scheinheiliger mit seiner gleiß-
rierischm
 
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