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Marucchi, Orazio
Handbuch der christlichen Archaeologie — Einsiedeln, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.18496#0137
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Korporatives Eigentum der christlichen Kirchen

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2. Das korporative Eigentum der christlichen Kirchen

§ 53. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts nahmen die Kata-
komben eine beträchtliche Ausdehnung an. Da sich die Zahl
der Christen vermehrte, entwickelten sich natürlich auch die
Räume ihrer Cömeterien.

Es ist gewiss, dass während des 3. Jahrhunderts einige
Katakomben nicht mehr Privaten, sondern der Kirche selbst
zu eigen gehörten. Wir haben Beweise hierfür sowohl im
Edikt von 313 als auch in den Konfiskationen, die unter Va-
lerian (258) und Diokletian (303) vorkamen, denen dann die
Rückgabe unter Gallienus und Maxentius folgte.

Das Edikt von Mailand stellt den Christen die Kirchen und
Friedhöfe zurück, die bereits ihnen gehörten, ad ius corporis
eorum pertinentia.

Das Edikt des Kaisers Maximinus Daza, im gleichen Jahre
(313) veröffentlicht und von Eusebius überliefert, gibt den
Beamten der Provinzen ähnliche Befehle. Auch zur Zeit der
Verfolgungen hatte Gallienus eine ähnliche Rückgabe an-
geordnet; [Eusebius versetzt sie ins Jahr 259, unmittelbar
nach der Verfolgung des Valerian 2582). Der \Liber pontifi-
calis bezeugt dieselbe Tatsache in der Lebensbeschreibung
des Papstes Dionysius: Hic presbyteris ecclesias divisit, et
cimiteria, et parochias diceceses restituit. Gallienus, so sagt
derselbe Eusebius, schrieb an mehrere Bischöfe und erlaubte
ihnen, die eigenen Cömeterien wieder in Besitz zu nehmen:
xa. xöv xaXou|i£vü)v xci|XT]-n]p!Wv xwpia. Aurelian liess dem
rechtmässigen Bischof von Antiochia alle Güter zurückgeben,
die Paul von Samosata an sich gerissen hatte. Er kannte
das Eigentum der Christen so gut, dass er in einer Rede,
die er an die Senatoren hielt und wovon Vopiscus berichtet,
ihnen den Vorwurf machte, sie hätten die sibyllinischen
Bücher nicht beraten, quasi in christianorum ecclesia, non in
templo deorum omnium tractaretis3). Das gleiche liest man
im Leben des Alexander Severus, das Lampridius geschrieben
hat: Dicebatque grave esse, cum id (die Veröffentlichung der
Namen) Christiani et Iudaei facerent in praedicandis sacer-
dotibus, qui ordinandi sunt, non fieri in provinciarum rectori-

1) De Rossi, Roma sotterr. I. p. 101; Bullet, d'arch. crist. 1864
p. 25; 1805 p. 89. Allard, Hist. des persecutions II. c. 1 u. append. A. B—4
Duchcsnc, Les origines ehret, ch. 23,4.

2) Enseb., Hist. eccl. 9,10 (P. G. Bd. 20, Sp. 832); ebenda. 7,13
(Bd. 20, Sp. 685).

3) Vopiscus. Hist. Aug. Aurelian 20.

Marucchi, Christi. Archäologie.
 
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