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Die altchristliche Kunst

nicht vorgebracht. Die Gruppe ist auch darum von grösster
Bedeutung, weil sie beweist, dass die alten Christen Maria
nicht nur darstellten als Gegenstand der Verehrung, sondern
auch auf sie als Tugendbeispiel hinwiesen. Auch der Um-
stand ist bemerkenswert: Diese drei so wichtigen Bilder be-
finden sich alle im vielleicht ältesten christlichen Cömeterium
von Rom, S. Priscilla, das bis in die apostolische Zeit hinauf-
reicht.

Cömeterium der hl. Domitilla. Ein Bild auf der Wand
einer Gallerie zwischen zwei loculi stellt die Anbetung der
Könige dar. Es stammt aus dem 3. Jahrhundert. Die Jung-
frau ist verschleiert, sitzt und trägt das Kind auf den Knieen;
vier Weise nahen sich, während es auf einem andern Bild
desselben Cömeteriums nur drei sind (Fig. 144 und 152).

Cömeterium der hll. Petrus und Marcellinus. Auch hier
haben wir eine Darstellung der Anbetung der Weisen ; doch
sind es nur zwei Weise; das Haupt Mariens ist unbedeckt;
der Schleier als Unterscheidungszeichen der römischen
Matronen, wurde auch den gottgeweihten Jungfrauen, als
den Bräuten des göttlichen Lammes gegeben. Auf diesem
Bild ist offenbar angespielt auf die jungfräuliche Unverletzt-
heit Mariens und darum wurde sie als junges Mädchen dar-
gestellt.

Cömeterium des Kallistus. In einem Arkosolium aus dem
3. Jahrhundert finden wir die Epiphanieszene mit drei Weisen.

Cömeterium von St. Agnes. P. Marchi entdeckte in einem
Arkosolium aus dem 4. Jahrhundert ein Bild der seligsten
Jungfrau mit dem' Kinde ; zur Rechten und Linken sieht man
das konstantinische Monogramm. Es ist dem Kinde zuge-
wandt, um anzuzeigen, dass es Christus ist. Dieser neue
Typus der Mutter Gottes blieb nicht vereinzelt; er wurde
im 4., 5. und 6. Jahrhundert bis ins Mittelalter fortgesetzt.
In den Bildern mit byzantinischem Typus, die im Orient so
häufig sind, hat er ebenfalls eine Fortsetzung gefunden.

Cömeterium der Komodilla. Im Jahre 1904 wurde die
alte Kripta der hll. Felix und Adauktus entdeckt. Dort fand
man ein wichtiges, gut erhaltenes Gemälde. Es stellt Maria
auf einem reichverzierten Trone sitzend dar, mit dem Jesu-
kinde auf den Knieen. Zur Seite stehen die hll. Felix und
Adauktus ; der erste reicht eine offene Rolle dar, der andere
stellt die Verstorbene vor, die in der Hand verhüllt die
Rolle des Gesetzes trägt. Dieses Bild kann nicht nach Papst
Johannes I. (523—526) entstanden sein, der dieses Cömeterium
ausschmückte.
 
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