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368

Die altchristliche Kunst

Polyptychon. Der Ge-
brauch, solche Tafeln
bei Festanlässen als
Geschenke zu verwen-
den, führte dazu, dass
man sie oft aus kost-
baren Stoffen, Gold und
Edelsteinen, besonders
aber aus Elfenbein her-
stellte. Da fand die Pla-
stik ein weites Gebiet
der Entfaltung und die
antik klassische Kunst
feierte in diesem Zweig
eine schöne Nachblüte1).

■j* Stilvoll gehalten ist
das schöne Diptychon,
das Konsul Anicius Pro-
bus 406 zu Ehren des
Kaisers Honorius an-
fertigen liess. Der Kai-
ser trägt in der Linken
die Weltkugel, auf wel-
cher eine Viktoria steht;
mit der Rechten hält er
das Labarum, worauf
die Worte : In nomine
Christi vincas semper.
Des sog. Miinclmer Dip-
tychon, dem 4. Jahrhun-
dert angehörig, eine
Fig.193. die kathedra des hl.Maximian. Darstellung der Auf-
erstehung Christi, zeigt
eine frische freie Komposition und ist trotz mangelnder Per-
spektive sehr schön und naturwahr (S. 342). Aehnlicbe vollendete
Darstellungen sind das Mailänder Diptychon mit dem Gottes-
lamm und Szenen aus dem Neuen Testament, die Figur des
hl. Michael und die Mennasbilder auf den Londoner Tafeln,
die Diptychen im Barghello zu Florenz, die mit den aller-
besten Werken der klassischen Periode den Vergleich aus-
halten. Manche dieser kleinen Kunstwerke fanden Verwen-
dung als Buchdeckel kostbarer Handschriften und sind so
auf uns gekommen.

1) f Kuhn, Kunstgeschichte, Skulptur I. 294. Kraus, Real-Ency-
klopiidie des Christi. Altertums I. 403. Kaufmann a. a. O. 533.
 
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