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Massmann, Hans F. [Editor]
Der keiser und der kunige buoch oder die sogenannte Kaiserchronik: Gedicht des zwölften Jahrhunderts von 18,578 Reimzeilen ; nach 12 vollständigen und 17 unvollständigen Handschriften, so wie anderen Hülfsmitteln ... (Band 3) — Leipzig, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.28335#0461
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Anhang.

Virgilius und seine Zauber werke.

Die Prosaauflösung der Kaiserchronik (S. 55) weiß, sahen wir S. 61,
von einem p baffen, der die fch eilen d. i. die Bildsäulen der Länder
machte.

Dieser pfaffe oder meifterpfaffe fein pfaffe, der wol zouber las:
Wolfr. Parcifal 66, 4) ist, wie wir S. 61 schon andeuteten, kein andrer
als der S. 61 usw. bereits genannte zauberkundige Virgilius, den auch
Th omas Ly rer noch in Bezug auf die Salvatio Rornae gradezu meint
und nennt: Do kam Virgilius zuo den Felben ziten gein Reime; der
was bürtie von Mantouwe. der machte mit finen liften, als er wol
künde, alliu lant, diu der Römaer wären gewefen und fie heten be-
twungen, dag lie muoüen tribut dahin geben

Das zwölfte Jahrhundert scheint, wenigstens in Deutschland, die
welsche Virgilsage noch nicht besonders zu kennen; mit dem dr eiz eh eil-
ten tritt dieselbe aber auch zu utis über. Um 1200 begegnen wir ihr bei
Wolfram von Eschenbach (Parciv. 656, 11):

Sin lant heigt Terre de Labur.
von der nachkoinen er ill geborn,
der euch yil Wunders het erkorn,
von N ä p e 1 s V7 i r g i 1 i u s.

Um 'I2077 setzt der Wartburgkrieg die einzelnen Sagenzüge vor-
aus (der geift — diu fliege im glafe — dag bilde ug ere gegoggen).
Eben so kennen sie der Dichter des Lohengrin, des jüngeren Titurel,
des Reinfrid von Braunschweig, der Marner, Rumei and, Boppo,
Frauenlob, Walther von Metz ustv. und Encnkel behandelt die Sage
des Breiten.

Um 1200 aber kennt und nennt die neapolitanischen Wunder T irgil's
sämmtlich der kaiserliche Kanzler Gervafius Tilburienfis in seinen Otia
imperialia * 2), die er für Kaiser Otto IV. niederschrieb. Er war bereits
vor 1191 in Neapel und Unteritalien gewesen, im J. 1209 aber nochmals
mit dem genannten Kaiser. Seine Aufzeichnungen hatte er aus dem Munde
des Volkes entnommen. Um dieselbe Zeit bietet dieselben Sagen Kaiser
Heinrichs Kanzler Konrad, Bischof von Hildesheim, in Briefen beim Fort-
setzer von HelmolcVs Hiftoria Slavorum, Arnold von Lübeck IV, 19. 3)
Eben so (um 1209) der Cistercienser H elin an d in des burgundischen Vin-
centius Bellovacenfis Speeulum hiftoriale VI, 61. 4) Gleichzeitig ferner

’) Hieran schließt er unmittelbar Julius: Alfo Fanten die römer kai-
fer Julium aus mit grolTem gewalt.

2) Bei Leibnitz Script, rer. hrunsvic. (1707) I, 963—1001 ; die
Virgil betr, Stellen zum Theil wieder abgedruckt bei D oben eck Des
Deutschen Mittelalters Volksglaube (Berlin, 1815) 1, 188. und bei Sp atzier
Alten gl. Märchen (Braunschw. 1830) I, 89 — 92. Vgl. Wünschelruthe S. 135.

3) Bei Leibnitz Script rer. hrunsvic. II.

4) Douay, 1624. S. 193. Daraus im lateinischen Königshofen (Cod.
Argent. fol. n. 63).

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