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Massmann, Hans F. [Editor]
Der keiser und der kunige buoch oder die sogenannte Kaiserchronik: Gedicht des zwölften Jahrhunderts von 18,578 Reimzeilen ; nach 12 vollständigen und 17 unvollständigen Handschriften, so wie anderen Hülfsmitteln ... (Band 3) — Leipzig, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.28335#0757
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729

Rechte (IO), bringt dem Nero als seinem Vorbilde Todtenopfer (11), ist
gefräßig, gierig, grausam, mörderisch gegen edle Männer und seine Ge-
noßen (13—14). Da fallen im achten Monat seiner Herrschaft die mösi-
schen und pannonischen Truppen ab (15), es folgen die jüdischen und sy-
rischen (15) und alle huldigen dem Vespasian (15). Da erkauft Vitel-
lius sein Leben von Flavius S ab inus, des Lespasians Bruder, faßt aber
wieder Math und schließt Jenen im Capitol ein, das er besetzt hatte und
mit welchem er verbrennt (15. Tacit. 11. 3, 72. 74. Cassius Dio 65, 17) ').
Inzwischen naht der Feind, Vitellius versteckt sich in einem elenden
Ha use (lö), wird aber ergriffen, verleugnet sich, wird erkannt, nackt durch
die Stadt geschleift , mit Koth beworfen, auf dem Markte zu Tode gesti-
chelt und gestachelt, endlich erdroßelt, mit Haken in die Tiber geschleift,
unbeerdigt (17). So starb er im bl. Jahre seines Alters * 2) mit Bruder und
Sohn, nachdem er 8 Monat und 1 Tag geherrscht (18) 3).

A

Der in der Stadt zwischen Vitellius und Antonius Primus (dem
Mutianus am andren Tage folgtcj entbrannte Kampf, der 50,000 Menschen
das Leben kostete und wonach die deutsch en Kriegsleule den Bürgerkrieg
stillten (Joseph. Jüd. Kr. 4, 29), wird von der Kaiserchronik außerhalb
der Stadt verlegt und als Ursache die Aufsäßigkeit der Othonischen
Verwandten und Freunde angegeben. — Unter Vitellius wird nun von
der Kaiserchronik die Geschichte des Mutins Scaevola verpflanzt. Dazu
gab, wie wir vorher S. 725 schon andeuteten, die Anlehnung des Tarqui-
nius (und der Lucretia) an Nero Anlaß. JVie, was auf Claudius paßte,
dem Nero zugeschrieben ward (_S. 650), wie Marcus Curtius und Lu-
cretia aus der Königszeit herübergenommen wurden, so hier Mutius
Sccev ola, weil der hetruskische König Porsena vor Clusium ein Freund
der vertriebenen Tarquinier war iLivius 2, 9).

A

Die Geschichte des C. Mutius Cortlus Scaevola 4) ward von den Al-
ten vielfach erzählt 5) und daher auch von den Zeitbüchern des Mittelalters
fortgeführt.

Otto von Freisingen (2, 10) sagt nur kurz, daß Sccevola in ca-
Ilra venillet militibusque captus Votum fuum implere non polTet, ma-

4) Josephus Jüd. Kriege 4, 42. sagt, Sabinus sei in des Vitellius
Lager vor der Stadt geführt und ermordet worden.

2) Cassius Dio (65,62) sagt: 54 Jahre, denen Zonaras 89 Tage
zusetzt; Aurelius Victor (de Caef. 8, 6) sagt umgekehrt Tb Jahre.

3) J o s ephu s iJüd. Kriege) sagt: 8 M. 5 T., der dir on o g r aphu s
von 354 hat 8 M. 11 T.; Andre geben nur 4 Monat.

4) D. i. der Herzhafte Linke, cui poßea Scaevolae a clade dextrae
mauus cognomen inditum QLivius 2, 13). Der Name Scaevola war
nicht ungewöhnlich, z. B. I. M. Scaevola pra;tor, Q. M. Scaevola praetor.

5) Livius 2, 12, Aurelius Victor 12 usw., Dionysius b, 27 —
30,' Cassius Dio 45, 31. 46, 19. 53, 8. Valerius Maximus 3, 3, 1.
hat nichts davon.
 
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