38 I, Oie Erbschaft der Antike und die Baukunst der Karolinger
daß Germanenhände dabei tätig gewesen sind, von den Langobarden
wissen wir, daß sie sich lebhaft in die antike Bauweise hineinlebten.
Vie Kirchenzu Monza, Brescia und Padua enthalten Reste aus den
Tagen Nlboins und der Theodelinde, aber sie beweisen, abgesehen von
einigen ornamentalen Besonderheiten, nichts Eigenes, von den Kran-
ken allerdings berichtet uns Gregor von Tours aus der Rkerowinger-
zeit ausdrücklich, daß sie sich gegen die antike Kultur abschlossen. „Sie
saßen auf ihren Bauernhöfen, die nach alter Sitte aus Holz und Lehm
gebaut waren, die antike Rultur verachtend und die Söhne der Sena-
toren als Sklaven haltend." Noch mehr dürfte das von den im Inneren
Deutschlands zurückgebliebenen Stämmen gelten, besonders von den
Sachsen und weiter dann von den Nordgermanen.
über auch zu ihnen kam schließlich das Christentum von Rom her,
und mit dem Geiste dürfte auch die Korm von dorther ihren Einzug
gehalten haben. Oer Befund zeigt fa überall auf den ersten Blick eine
große Ähnlichkeit. Es gibt nur ganz wenige Dinge, die sich nicht ohne
weiteres aus der Anknüpfung an die südliche Überlieferung erklären
ließen.
Gegen diese bisher herrschende Ansicht sind neuerdings starke Bedenken
geltend gemacht worden. Uber den Wert der Vermutungen von §r. Sees-
selberg (Die frühmittelalterliche Kunst der germanischen Völker usw., 1897),
der die basilikale Form auf den germanischen Tempel- und Wohnbau, den
Zentralbau auf die Ringwälle zurückführen möchte, vgl. meine Darlegungen
im Repert. der Kunstwissensch., Bd. XXV, h. 3. — A. Haupt hat in seinem.
Merke: „Oie älteste Kunst, insbesondere die Baukunst der Germanen", IdOd,
die frühen Bauten der Gst- und Westgoten, Langobarden, Kranken und
Angelsachsen eingehend untersucht. Er hat den Beweis geliefert, daß Oe-
hios Behauptung, die Leistungen dieser Wandervölker füllten kein Blatt in
der Kunstgeschichte, insofern nicht zutrifft, als er daraus ein stattliches Buch
gemacht hat, in dem er der Eigenart germanischen Kormempfindens sehr
sorgsam nachspürt. Aber auch er muß zugestehen, „daß kein einziges wirk-
lich bedeutendes kirchliches Bauwerk der Germanen aus der Zeit vor
Karl d. Gr. geblieben ist". — I. Strzggowski („Kleinasien ein Neuland der
Kunst", l90Z, und „Grient oder Rom?", Leipzig 1901) meint, daß das,
was wir nachher romanische Kunst nennen, im wesentlichen durch Einflüsse
entstanden sei, die von dem oströmischen Reiche her über Ravenna, Mai-
land und Marseille im Abendland eingedrungen wären. — Auch diese Be-
hauptung kann nicht als erwiesen gelten und die Tatsache nicht umstoßen,
daß die Germanen chr Auge in erster Linie auf Rom gerichtet haben, woher
ihnen das Christentum und die lateinische Kultur kam.
Wir bleiben also dabei, daß die Germanen auch in der kirchlichen Bau-
kunst an die weströmische Tradition angeknüpst haben, wenngleich zu-
gegeben werden muß, daß dabei in Einzelheiten die bgzantinische und viel-
daß Germanenhände dabei tätig gewesen sind, von den Langobarden
wissen wir, daß sie sich lebhaft in die antike Bauweise hineinlebten.
Vie Kirchenzu Monza, Brescia und Padua enthalten Reste aus den
Tagen Nlboins und der Theodelinde, aber sie beweisen, abgesehen von
einigen ornamentalen Besonderheiten, nichts Eigenes, von den Kran-
ken allerdings berichtet uns Gregor von Tours aus der Rkerowinger-
zeit ausdrücklich, daß sie sich gegen die antike Kultur abschlossen. „Sie
saßen auf ihren Bauernhöfen, die nach alter Sitte aus Holz und Lehm
gebaut waren, die antike Rultur verachtend und die Söhne der Sena-
toren als Sklaven haltend." Noch mehr dürfte das von den im Inneren
Deutschlands zurückgebliebenen Stämmen gelten, besonders von den
Sachsen und weiter dann von den Nordgermanen.
über auch zu ihnen kam schließlich das Christentum von Rom her,
und mit dem Geiste dürfte auch die Korm von dorther ihren Einzug
gehalten haben. Oer Befund zeigt fa überall auf den ersten Blick eine
große Ähnlichkeit. Es gibt nur ganz wenige Dinge, die sich nicht ohne
weiteres aus der Anknüpfung an die südliche Überlieferung erklären
ließen.
Gegen diese bisher herrschende Ansicht sind neuerdings starke Bedenken
geltend gemacht worden. Uber den Wert der Vermutungen von §r. Sees-
selberg (Die frühmittelalterliche Kunst der germanischen Völker usw., 1897),
der die basilikale Form auf den germanischen Tempel- und Wohnbau, den
Zentralbau auf die Ringwälle zurückführen möchte, vgl. meine Darlegungen
im Repert. der Kunstwissensch., Bd. XXV, h. 3. — A. Haupt hat in seinem.
Merke: „Oie älteste Kunst, insbesondere die Baukunst der Germanen", IdOd,
die frühen Bauten der Gst- und Westgoten, Langobarden, Kranken und
Angelsachsen eingehend untersucht. Er hat den Beweis geliefert, daß Oe-
hios Behauptung, die Leistungen dieser Wandervölker füllten kein Blatt in
der Kunstgeschichte, insofern nicht zutrifft, als er daraus ein stattliches Buch
gemacht hat, in dem er der Eigenart germanischen Kormempfindens sehr
sorgsam nachspürt. Aber auch er muß zugestehen, „daß kein einziges wirk-
lich bedeutendes kirchliches Bauwerk der Germanen aus der Zeit vor
Karl d. Gr. geblieben ist". — I. Strzggowski („Kleinasien ein Neuland der
Kunst", l90Z, und „Grient oder Rom?", Leipzig 1901) meint, daß das,
was wir nachher romanische Kunst nennen, im wesentlichen durch Einflüsse
entstanden sei, die von dem oströmischen Reiche her über Ravenna, Mai-
land und Marseille im Abendland eingedrungen wären. — Auch diese Be-
hauptung kann nicht als erwiesen gelten und die Tatsache nicht umstoßen,
daß die Germanen chr Auge in erster Linie auf Rom gerichtet haben, woher
ihnen das Christentum und die lateinische Kultur kam.
Wir bleiben also dabei, daß die Germanen auch in der kirchlichen Bau-
kunst an die weströmische Tradition angeknüpst haben, wenngleich zu-
gegeben werden muß, daß dabei in Einzelheiten die bgzantinische und viel-