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Maturanzio, Francesco; Herzfeld, Marie; Herzfeld, Marie [Übers.]
Chronik von Perugia: 1492 - 1503 — Das Zeitalter der Renaissance, 1. Serie ; 1: Jena: Eugen Diederichs, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.55586#0065
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des Ridolfo, ist 1486 im Neapolitanischen gefallen, Malatesta,
ein anderer Sohn, bald darauf [1487] bei einer Niederlage, die
die Venezianer unter Roberto Sanseverino bei Calliano imTrien-
tinischen erlitten, in der Etsch ertrunken. Guido weilt oft in
Spello; unter dem Deckmantel dortiger Unruhen rüstet er. Das
Jahr 1488 bringt die Entscheidung. Unaufhörlich gab es blu-
tige Händel. Im September, wegen eines Spielstreites, gerieten
die della Corgna und die Oddi zu Passignano am trasimenischen
See, wo beide Familien begütert waren, mit den Waffen anein-
ander; viele wurden verwundet, besonders von den Corgnischen,
man zündete Häuser der della Corgna an; die Oddi hatten fremde
Söldner da, so daß man an eine absichtliche Veranstaltung
glaubte, obwohl Guido di Lionello degli Oddi, der einen der Corgna
getötet, selbst verwundet wurde. Am 4. Oktober griffen Lanz-
knechte [spadaccini] der Ranieri Parteigänger der Staffa [Er-
manni] an, am 8. kam es zu neuen Zusammenstößen zwischen
beiden Häusern auf der Piazza, die Freunde und Anhänger aller
gentiluomini eilten herbei, eine Stunde lang wurde gekämpft,
sechzehn lagen verwundet zu Boden, als man einschritt und auf
drei Monate einen,,Waffenstillstand“ [trieve] abschloß; aber am
24. gab es in Passignano einen neuen Rumor zwischen den della
Corgna und den Oddi. In Perugia wagten an diesem Tag die
Oddi nicht den gewohnten Spaziergang auf der Piazza, denn es
hieß, die Baglionen wollten sie erschlagen, und die Tochter Brac-
cios, Leandra, die an Simone degli Oddi verheiratet war, sowie
Isabetta, Tochter des Guido Baglioni und Frau des Sforza degli
Oddi, „machten Besuche in den Häusern der Baglionen, um
nachzusehen, ob wirklich fremde Söldner gekommen seien“
[Graziani, S. 684], was die Oddi sehr befürchteten. Am 26.
kehrte Guido aus Spello zurück, „und weil er hörte, daß die
Häuser der Oddi wohl versehen wären“, ließ auch er fremde
Truppen in die Stadt kommen. Am 28. begann der endgiltige Ru-
mor auf der Piazza. Ein Wortstreit zweier Bürger, sofort eilen
die Bewaffneten herbei und die Parteigänger der Oddi und der
Baglionen greifen sich an, die della Corgna kommen herzu;
ein Haus brennt, viele Verwundete, drei Tote: da erscheint Gui-
do auf dem Platz, unbewaffnet, nur mit einem Spazierstock in

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