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Maturanzio, Francesco; Herzfeld, Marie; Herzfeld, Marie [Transl.]
Chronik von Perugia: 1492 - 1503 — Das Zeitalter der Renaissance, 1. Serie ; 1: Jena: Eugen Diederichs, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.55586#0260
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er starb; und da sie irgendwen des erlauchten Hauses der
Baglionen sich günstig gestimmt haben wollten: darum
ersuchten sie den erlauchten Morgante in ihren Sold, mit
hundert Lanzen und ebenso vielen leichten Reitern, und
etiam den edlen Malatesta, Söhnchen des erlauchten Giovan
Paulo Baglioni, daß er mit dreißig Pferden in ihren Sold
trete; welcher erst neun Jahre alt war, oder so ungefähr,
ein herziges Büblein: die aber beide für den Augenblick
den Sold nicht annahmen.
etzt kehre ich zurück, um von unserem Vaterland zu
reden, in welchem seit der Stunde und Minute, in dem
das große Unglück in unserer peruginesischen Stadt sich
ereignete, von dem Tage an, wo die Herrschaft von den
erlauchten Baglionen zurückerworben wurde, man stets in
Ehrfurcht vor der Gerechtigkeit gelebt hatte. Und es war
der erlauchte Morgante voller Recht und Billigkeit, indem
er die feste Absicht und Entschlossenheit hatte, nach bestem
Vermögen das Leben in Perugia zu bessern; und ob-
schon die Gerechtigkeit nicht sofort gesundete und ge-
hoben war, so wurde sie doch nach Möglichkeit gehoben;
denn auf einmal es zu machen wäre unmöglich gewesen,
wie ich oben Euch gesagt habe. Und er war ein Mensch,
der für seine Person nicht irgend einem noch so Geringen
eine geringste Ungerechtigkeit hätte zufügen können; und
immer trug er Sorge, daß die armen Leute mit Überfluß
an Getreide und mit vollkommener Gerechtigkeit wohl
vorgesehen waren; und wenn irgend ein armer Mensch
wegen irgend einer Sache zu Seiner Gnaden kam, je un-
bedeutender er war, desto mehr zeigte er sich gegen ihn
leutselig und gütig, so daß jedermann sich in Seine Gnaden
verliebte und jeder ihn lobte und verehrte. Und wenn
irgend einer des erlauchten Baglionischen Hauses etwas
Ungerechtes begangen hätte, so war er derjenige, der nicht
wollte, daß man je von Seiner Gnaden anderes sagen könne,
als daß er ein Mann von wahrer Gerechtigkeit sei. Und
weil früher Seine Gnaden nie in Perugia lebte, so gab es
niemanden, der von ihm Kenntnis hatte; jetzt sprach jeder

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