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das wiederum mit texere — decken zusammenhängt. Eine etwa zur Re-
gierungszeit des Kaisers Hadrian (117—138 n. Ehr.) gemachte Erfindung
war der Keilziegel; dieser begünstigte außerordentlich die Merwölbung
großer Raumflächen. So wird es verständlich, daß Diokletian Thermen
aufführen konnte, die in ihren Ausmaßen etwa zehnmal so groß sind wie
das Leipziger Reichsgericht.
Aus den schwierigen Berechnungen, welche die genaue Druckverteilung
verlangte, erklären sich die Anfänge einer Fachliteratur. Die Schriften des
Vitruvius Pollio verdienen hier besonders hervorgehoben zu werden.
Vitruv war Feldzeugmeister und Negierungsbaumeister unter den Kaisern
Augustus und Tiberius. In seinem dem Kaiser Augustus gewidmeten
Werke über die Baukunst gibt er uns Aufschluß über das Wissen der Archi-
tekten jener Zeit, über die Anlage von öffentlichen und Privatbauten, von
Stadt- und Landhäusern, über den inneren Schmuck, über Wasserleitungen
und endlich über Ziegelformate. Danach sind am Pantheon Ziegel von
29,3 X 29,6 X 7,4 ein verwendet. Von Vitruv erfahren wir auch, daß
die Römer erst damals dazu übergingen, Ziegel, welche sich in den Dächern
der Witterung gegenüber bewährt hatten, zur Herstellung von Mauern zu
verwenden; sonach war also bei den Römern die Dachziegelherstellung
älter als die der Mauerziegel. Erst um die Zeit Kaiser Konstantins des
Großen (305—337 n. Ehr.) ist der völlige Ziegelbau in Gebrauchs. Ein
Beweis ist der schon 311 erwähnte großartige Ziegelbau der Basilika in
Trier, der heutigen evangelischen Kirche „Zum Erlöser".
Als die Römer nach Deutschland und an den Rhein kamen, baute
man hier weder mit Steinen noch kannte man Ziegeldächer^). Die ger-
manisch-keltische Mischbevölkerung errichtete ihre Häuser vielmehr in einer
Art von Fachwerk aus Holz und Lehm. Diese Häuser waren mit Stroh
gedeckt, so wie es uns Cäsar noch für die Gallier als typisch schildert. And
die gleich gedeckten Hütten finden wir noch im 2. Jahrhundert n. Ehr. auf
der großen Triumphsäule des Kaisers Mark Aurel zu Rom. Erst die Römer
haben den Steinbau und das Ziegeldach bei uns eingeführt und zu großer
Verbreitung gebracht.
Was die Ziegelwerke selbst anlangt, so ist bemerkenswert, daß man
in Deutschland bei Rheinzabern in der Nähe von Speyer und in Nied bei
Höchst am Main Zentralziegeleien der römischen Militärverwaltung ge-
funden hat. Eine dritte lag wahrscheinlich bei Tanten am Niederrhein;
aus den Stempeln ihrer Fabrikate ist sie uns als „tesularia tran8rkenana"
bekannt.
Schon die Lage dieser Betriebe an schiffbaren Flüssen ist denkbar
günstig gewählt. Das anstehende Rohmaterial war vorzüglich; dazu
kommen eine sehr sorgfältige Arbeit und ein vorzüglicher Brand in beson-
?) Hasak, Bezugsquellen für die Bauindustrie. Tonindustriezeitung 1923, S. 1.
°) Fremersdorf, Aus der Geschichte des Ziegels, Deutsche Ton- und Ziegelzeitung
1925, Nr. 23, S. 389. - »
das wiederum mit texere — decken zusammenhängt. Eine etwa zur Re-
gierungszeit des Kaisers Hadrian (117—138 n. Ehr.) gemachte Erfindung
war der Keilziegel; dieser begünstigte außerordentlich die Merwölbung
großer Raumflächen. So wird es verständlich, daß Diokletian Thermen
aufführen konnte, die in ihren Ausmaßen etwa zehnmal so groß sind wie
das Leipziger Reichsgericht.
Aus den schwierigen Berechnungen, welche die genaue Druckverteilung
verlangte, erklären sich die Anfänge einer Fachliteratur. Die Schriften des
Vitruvius Pollio verdienen hier besonders hervorgehoben zu werden.
Vitruv war Feldzeugmeister und Negierungsbaumeister unter den Kaisern
Augustus und Tiberius. In seinem dem Kaiser Augustus gewidmeten
Werke über die Baukunst gibt er uns Aufschluß über das Wissen der Archi-
tekten jener Zeit, über die Anlage von öffentlichen und Privatbauten, von
Stadt- und Landhäusern, über den inneren Schmuck, über Wasserleitungen
und endlich über Ziegelformate. Danach sind am Pantheon Ziegel von
29,3 X 29,6 X 7,4 ein verwendet. Von Vitruv erfahren wir auch, daß
die Römer erst damals dazu übergingen, Ziegel, welche sich in den Dächern
der Witterung gegenüber bewährt hatten, zur Herstellung von Mauern zu
verwenden; sonach war also bei den Römern die Dachziegelherstellung
älter als die der Mauerziegel. Erst um die Zeit Kaiser Konstantins des
Großen (305—337 n. Ehr.) ist der völlige Ziegelbau in Gebrauchs. Ein
Beweis ist der schon 311 erwähnte großartige Ziegelbau der Basilika in
Trier, der heutigen evangelischen Kirche „Zum Erlöser".
Als die Römer nach Deutschland und an den Rhein kamen, baute
man hier weder mit Steinen noch kannte man Ziegeldächer^). Die ger-
manisch-keltische Mischbevölkerung errichtete ihre Häuser vielmehr in einer
Art von Fachwerk aus Holz und Lehm. Diese Häuser waren mit Stroh
gedeckt, so wie es uns Cäsar noch für die Gallier als typisch schildert. And
die gleich gedeckten Hütten finden wir noch im 2. Jahrhundert n. Ehr. auf
der großen Triumphsäule des Kaisers Mark Aurel zu Rom. Erst die Römer
haben den Steinbau und das Ziegeldach bei uns eingeführt und zu großer
Verbreitung gebracht.
Was die Ziegelwerke selbst anlangt, so ist bemerkenswert, daß man
in Deutschland bei Rheinzabern in der Nähe von Speyer und in Nied bei
Höchst am Main Zentralziegeleien der römischen Militärverwaltung ge-
funden hat. Eine dritte lag wahrscheinlich bei Tanten am Niederrhein;
aus den Stempeln ihrer Fabrikate ist sie uns als „tesularia tran8rkenana"
bekannt.
Schon die Lage dieser Betriebe an schiffbaren Flüssen ist denkbar
günstig gewählt. Das anstehende Rohmaterial war vorzüglich; dazu
kommen eine sehr sorgfältige Arbeit und ein vorzüglicher Brand in beson-
?) Hasak, Bezugsquellen für die Bauindustrie. Tonindustriezeitung 1923, S. 1.
°) Fremersdorf, Aus der Geschichte des Ziegels, Deutsche Ton- und Ziegelzeitung
1925, Nr. 23, S. 389. - »