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Mayer, August Liebmann
Der spanische Nationalstil des Mittelalters: (der Mudéjarstil) — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 23: Leipzig: Seemann, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.61470#0007
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Das Wort Mudejar ist abgeleitet von dem arabischen
Mudejalat — unterworfen. Der Mudejarstil ist also
der Stil der unterworfenen Mauren. Für uns ist er der
spanische Nationalstil des Mittelalters, der die Durch-
dringung der christlichen Kultur und Kunst mit Ele-
menten der maurischen bezeugt, ein Mischstil von ebenso
großer Eigenart wie außerordentlichem Reichtum, der die
äußersten Möglichkeiten der Verbindung östlicher und
westlicher Kunst erschöpft.
Der Mudejarstil erlebt seine höchste Blüte im Zeitalter
der Gotik. Er setzt in romanischer Zeit ein und endet in
der Spätgotik. Er wird eingeleitet durch jene vormude"
jare Epoche, da die Mozaraber, die unter der Mauren-
herrschaft lebenden Christen, in- und außerhalb des
maurischen Gebietes in ihren Bauten die ursprünglichen,
vielfach auf der Westgotenkunst beruhenden Elemente
durch maurische bereicherten. Und wie diese mozarabi-
sche Epoche, die ungefähr das neunte bis elfte Jahrhun-
dert umschließt, den Auftakt bildet, so klingt der Mude-
jarstil in der „Platereske“ aus, jenem kleinteilige Archi-
tektur und Schmuckformen liebenden, an oberitalieni-
sche Renaissancekunst erinnernden Zierstil, der aus der
Goldschmiedekunst geboren scheint.
In den christlichen Reichen Spaniens ist der Mudejar-
stil gepflegt worden von christlichen, aber auch von mau-
rischen und jüdischen Künstlern in Kirchen, Kapellen
und Synagogen, in Palästen und bei Grabdenkmälern
und im gesamten Gebiet des Kunstgewerbes, namentlich
in der Töpferei und in der Weberei. Der Prozentsatz in
der Mischung der morgen- und abendländischen Ele-

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