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Mays, Albert; Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg [Contr.]
Erklärendes Verzeichniss der Städtischen Kunst- und Alterthümersammlung zur Geschichte Heidelbergs und der Pfalz: im Friedrichsbau des Heidelberger Schlosses : mit eeiner Abhandlung über die ehemaligen kurfürstlichen Grabdenkmäler, insbesondere das Mausoleum Otto Heinrichs, in der Heiliggeistkirche — Heidelberg: in Commission bei Gustav Koester, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.66629#0174

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ganzen Pfälzischen Haus, 1764“ aus der guten Latinität der In-
schrift —, nicht Mönchs- sondern Humanisten-Latein, — geschöpft
hatte, nämlich dass das ganze Denkmal erst geraume Zeit nach
1410 her gestellt worden ist. Ein drittes Merkmal hierfür ist
die Kleidertracht, von welcher Otte in seiner „kirchlichen Kunst-
archäologie“ sagt, sie sei „fast noch“ — d. h. eigentlich nicht mehr
— „gothisch“, was sie doch um das Jahr 1410 noch vollständig
hätte sein müssen. Nach allem diesem rührt das ganze Grabmal
frühestens aus dem Ende des 15. Jahrhunderts her, um welche Zeit
der Humanismus durch Gründung der „Rheinischen Gesellschaft“ in
Heidelberg seinen Einzug hielt. Der oben genannte Fr eh er preist
dasselbe nebst der ganzen Kirche in folgendem Worte:
„Templum illud regale S. Spiritui dedicatum, cum collegio
canonicorum, Rupertum Caesarem habere auctorem, quis nescit?
Ejus etiam elegantissimo et spectando sepulcro nobile“.
Beigegeben ist unter No. 1170 Photographische Abbil-
dung des Kaiser-Ruprechts-Grabsteines, von P. Münnich
in Heidelberg, gross Folio; wozu ein von A. Mays verfasster Text
auf Verlangen vom Aufseher vorgelegt wird.
Der Sarkophag oder ein ähnlicher Aufbau, welchen diese Stein-
platte deckte, stand nach mittelalterlicher Hebung, da Ruprecht
Stifter der Kirche war, vor dem Hochaltar. Dort hat man im Jahr
1886 in einem ungewöhnlich starken Grabgewölbe zwei Leichname
in Särgen gefunden, unberührt, aber mit zerfallenen Gewändern, und
ohne Schmuck oder sonstiges Abzeichen. Man darf und muss an-
nehmen, dass es diejenigen des Kaisers und seiner Gemahlin sind.
2. Kurfürst Friedrich II., f 1556, und seine Gemahlin
Dorothea von Dänemark.
Von diesem Grabmal ist nichts mehr übrig, als zwei Trümmer-
stücke, jedes mit den zu dem dänischen Wappen gehörigen beiden
Löwen von Schleswig, das eine von dem Wappen selbst, aus Ala-
baster, das andere von den Flügeln, welche das Wappen gekrönt
hatten, aus grauem Marmor.
3. Kurfürst Otto Heinrich, f 1559.
Unter allen pfälzischen und insbesondere Heidelberger Kunst-
werken nehmen die aus der kurzen Regierungszeit Otto Heinrichs
herrührenden mit Recht das höchste Interesse in Anspruch. Der
Verfasser glaubt desshalb dem das Heidelberger Schloss und unsere
Sammlung besuchenden Publikum einen Dienst zu erweisen, wenn er-
es wagt, bezüglich des Mausoleums, welches dieser Fürst
noch bei Lebzeiten für sich errichten liess, mit einer
Reihe neuer Aufschlüsse an die Oeffentlichkeit zu treten, die sich
ihm im Laufe langer Jahre ergeben haben.
 
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