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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 32.1989

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Aufsätze
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Fischer, Joseph: Neugriechisch und Griechischunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.35870#0009
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studiert." Freimütig bekennt er seine damalige Erkenntnis: ,,Du hast Griechisch stu-
diert und kannst es doch nicht" (a.a.O. Seite 6). Ähnlich gedacht haben mag einer
meiner akademischen Lehrer, nachdem er, obwohl Gräzist, als Soldat die Dolmet-
scherprüfung in Neugriechisch nicht bestanden hatte.
Mir selbst sind — <5o^aT(^ — Anregungen nicht vorenthalten worden. In der
zweiten Hälfte der Dreißigerjahre machte uns der eine meiner beiden Griechischleh-
rer auf die veränderte Aussprache aufmerksam und belegte sie durch Beispiele, ein Be-
weis dafür, daß der einzelne Lehrer durchaus meinungsbildend wirken kann. Tatsäch-
lich sah ich mich schon zehn Monate nach dem Abitur als Soldat im Winter 1940 ver-
anlaßt, mit Hilfe einer Grammatik und eines Gesprächsbuchs^ Neugriechisch zu ler-
nen, weil mit einem Einsatz in Griechenland zu rechnen war; wegen der veränderten
politisch-militärischen Lage wurde er im letzten Augenblick in einen solchen gegen Ju-
goslawien abgeändert. 1943 begann ich, wegen Verwundung aus dem Wehrdienst
entlassen, das Studium der Alten Sprachen und der Geschichte, fand aber — anders als
heute — an drei besuchten Universitäten kein Lehrangebot für neugriechische Philolo-
gie vor. Erst an der letzten war wenigstens ein Sprachkurs in Neugriechisch angeboten,
den ich bei einem Korinther Gymnasialprofessor und späteren Athener Universitäts-
professor zwei Semester besuchte, wobei mir meine bereits erworbenen Kenntnisse
nützlich waren.
Die Beschäftigung mit der neugriechischen Sprache ruhte dann nach der wissenschaft-
lichen (1947) und der pädagogischen (1949) Lehramtsprüfung bis zum Jahre 1954, in
dem der Landesverband Nordrhein-Westfalen im DAV eine Studienreise nach Grie-
chenland durchführte. Damals konnte ich feststellen, daß ich nichts von dem Gelern-
ten vergessen hatte, und außerdem von dem sprachgewandten Reiseleiter (Dr. Man-
nebach - Bonn) viel hinzulernte. Er hatte als Austauschstudent vor 1939 Sprache und
Mentalität der Griechen kennengelernt und konnte dadurch schwierigste Lagen mei-
stern. Seit 1953 an einem Progymnasium tätig, bemühte ich mich nach dieser Reise,
schon im Griechischunterricht der Mittelstufe (U III - Uli) bei Gelegenheit die Abwei-
chung in Aussprache, Deklination, Konjugation, Satzgefüge und Wortschatz des Neu-
griechischen herauszustellen, wobei als Beispiel für die Aussprache aus Griechenland
mitgebrachte Schallplatten (hauptsächlich von Melina Merkuri und Nana Mouskouri)
abgespielt und den Schülern Texte und Noten vorgelegt wurden. Nicht ganz ohne Er-
folg; denn eines Tages erzählte mir ein Schüler, er habe in einer deutschen Jugendher-
berge eine dieser Melodien gepfiffen und sei von einem erstaunten Griechen gefragt
worden, woher er diese kenne. Seine Antwort habe den Griechen nochmals staunen
lassen. Bei den damaligen Zeitverhältnissen und dem zu erwartenden Übergang der
Schüler auf Vollanstalten war mit einer Griechenlandfahrt nicht zu rechnen, und des-
halb blieben meine Beiträge zweckfrei. Doch konnte ich nach Jahren von Schülern er-
fahren, sie hätten sich bei einer Griechenlandreise an manche meiner Hinweise erin-
nert gefühlt.
Zweckbestimmt waren meine Bemühungen nach meiner Rückkehr an eine Vollan-
stalt, als ich zwischen 1962 und 1975 Schülerfahrten nach Griechenland teils zu be-
gleiten, teils zu leiten und viermal fremde und einmal eigene Schüler zur Vorbereitung
solcher Fahrten in das Neugriechische und in die byzantinische Liturgie einzuführen
hatte. Neben der selbstverständlichen Gewöhnung an die veränderte Aussprache und

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