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Hilfszeichnungen.

Geölte
Pergamente
und Papiere.

Glasplatten.
Gelatine.

Velo nero.

Andere
Behelfe.

Über»
tragungss
arten.

lucidare oder copiare via di luce nannten1. Es handelte sich fast immer nur
um die Übertragung der Hauptkonturen (dintorni). Cennini führt bereits
mehrere Rezepte zur Anfertigung von Pauspapier (carta lucida, carta unta)
an. In ältester Zeit nahm man Ziegenpergament, machte es durch Schaben
dünner und tränkte es mit klarem Leinöl bis zur Durchsichtigkeit2. Selbst;
verständlich kennt Cennini auch das eingefettete Papier, dem wir übrigens
schon früher begegnen. Der Maler Panselinus führt dasselbe in seinem Hand«
buch an, nur daß er statt Leinöl Sesamöl gebraucht, welches er einen Tag
im Schatten anziehen läßt. «Dann reibe gut mit Bimsstein, um das öl weg*
zunehmen, damit die Farben, mit welchen du nachzeichnest, gut haften und
das Original nicht verölt werde3.» Das Nachzeichnen erfolgte mit Farbe und
kleinen Pinseln, das den Vorteil hatte, die Originale nicht zu beschädigen.
Leonardo zog Pergament vor, weil man es wieder reinigen könne. Von dem;
selben erfahren wir, daß auch Glasplatten verwendet wurden (§74).

Ein anderes Mittel war die schon frühzeitig bekannte Gelatine (carta
lucida di colla). Man goß aufgelösten Fischleim auf eine mit Leinöl gut be;
strichene Steintafel und ließ die sich nach allen Seiten hin dünn verteilende
Masse trocknen4. Dann wurde auch die obere Fläche mit Leinöl eingerieben
und die nun fertige Platte abgelöst. Jehan le Begue empfiehlt gewöhnlichen
Leim und zur Einfettung des Steines Hammelfett. Das Produkt nennt er Carta
lustra5.

Baldinucci kennt außer diesen allgemein üblichen Mitteln noch für größere
Flächen das Velo nero. Ein mit schwarzem Flor bespannter Rahmen wurde
auf das Bild gelegt und die Umrisse mit Stängelgips kräftig gepaust. Diese
Gipskonturen wurden dann auf die zu bezeichnende Fläche durch Klopfen
und Schlagen übertragen (Voc, S. 85). Bei den Franzosen waren dünne, auf
Rähmchen gespannte Seide oder präparierte Schweinsblasen in Verwendung6.
Zur Übertragung von Miniaturzeichnungen auf Elfenbein war Seidenpapier
(Strohpapier) sehr beliebt. Heute werden so viele derartige Erzeugnisse (O/eafe)
auf den Markt gebracht, daß dem Zeichner die Wahl schwer wird.

Die Übertragung der Hilfspause (Patrone) auf Papier, Holz, Metall oder
Leinwand erfolgte entweder auf dem Wege des Durchgriffeins (calcare,

'Baldinucci, Voc: Lucidare, p. 85. — Der deutsche Ausdruck P a u s e . (B a u s e) wird
nach Grimms Wörterbuch von dem italienischen abbozzo und dem französischen bosse und
ebauche abgeleitet. Von bosse wäre eine Ableitung denkbar, da dieses Wort in der Bilds
hauertechnik unter anderem auch die Abgüsse nach der Natur bezeichnet, also ein mechani«
sches Nachformen bedeutet.

2 Cennini, Kap. 23—26. — Carte unte bei Baldinucci unter: Lucidare.

3 Handbuch vom Berge Athos, S. 49. — Später verwendete man Mandel», Nuß* oder
Mohnsamenöl im warmen Zustande und rieb den Überschuß mit Kleie, dann mit warmem
Semmelbrot ab. Schließlich ließ man das so präparierte Papier noch 8—10 Tage zwischen
Makulaturbogen liegen (Günther, Pastcllmalerey p. 30. — Böhm, Anleitung, 1776, S. 457).

4 Cennini, Kap. 25. — Die Franzosen nannten sie papier ge'latine oder papier glace
(ConstantsViguier, op. cit. 249).

5 Merrifield I, 293.

6Traite de la Peinture, p. 228: en appliquant dessus du papier huile, du talc, une vessie
de cochon preparee, une toile de soye tendue sur un chassis. — Siehe auch Du Fresnoy,
L'art de Peinture, unter: Contretirer, V. Aufl., S. 324.
 
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