Johann Guadt. Die Mattiiäuskirche in Mukau.
unten schliesst das Portal mit einem reich gegliederten Sockel ab, in dessen tief unterschnittenen
Kehlungen das Stylgesetz der dem XIII. Jahrhunderts angehörenden Übergangszeit wieder zu
finden ist. Der Vorbau beim West-Portal gehört der Renaissance-Zeit an, ebenso die beiden Seiten-
capellen, welche sich an das Querschiff anschliessen. Die beiden in der nördlichen und südlichen
Seitenschiffswand angebrachten Seitenportale sind nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form aut
uns überkommen. Die Thüren in den Treppenthürmchen, welche zur Sängerempore und zum
Glockenthurme führen, erhielten schon den geschweiften Bogen als Schluss, sowie eine spät-
gothisch profilirte Leibung, daher man dieselben, sowie die eingebaute Sängerempore als Zubau-
ten oder Neuerungen aus der Ausgangszeit des Mittelalters betrachten kann.
Ein steil anziehendes Dach bildet den Abschluss des Gebäudes, in den hohen Giebelmauern
sind theils langgestreckte, theils runde Fensteröffnungen in symmetrischer Vertheilung angelegt
worden, um die Monotonie der Mauerfläche einigermassen zu beleben. Im allgemeinen neigen
die Verhältnisse entschieden zum Schlanken und Emporstrebenden, und die Lösung dieser Auf-
gabe gelang dem Werkmeister auch beim Thurme, der aus dem Dache noch als vierseitiges,
schwerfälliges Geschoss heraustritt und hierauf ins Achteck übersetzt. Die durch dieses Über-
setzen ins Achteck entstehenden Ecken und Abschrägungen wurden, wie aus der Abbildung
Fig. 8 ersichtlich ist, durch Fialenthürmclien vermittelt. Im Spitzbogen geschlossene Schall-
fenster von mässiger Höhe bieten den Schallwellen der Glocken die hinreichende Öffnung. Selbst-
verständlich bedingte diese Thurmanlage eine vorzüglich entwickelte Steintechnik, und das
angestrebte Ziel nach Entfaltung der Massen durch den imposanten Thurmbau wurde trotz
der Einfachheit der Durchführung erreicht. Unter den Glocken befinden sich drei, welche dem
XIV. Jahrhunderte angehören.
Nach den noch erhaltenen Überresten der ursprünglichen inneren Ausstattung der Kirche
zu schliessen, muss dieselbe sehr reich gewesen und von vorzüglichen Künstlern und Kunsthand-
werkern hervorgegangen sein. Der Hauptaltar — eine Zusammensetzung von mittelalterlichen Sculp-
turen und eines aus der Zopfzeit stammenden architektonisch nicht unschön gelösten Aufsatzes —
enthält im Mittelfelde die Kreuzigung Christi mit Johannes und Maria zu den beiden Seiten des
Heilandes. Die in Holz ausgeführten Figuren zeigen voll Kraft und prägnanter Charakteristik eine
naive, der Natur abgelauschte Bewegung, eine klare und edel entwickelte Faltengebung und sind
in der Art Tylman Riemenschneiders behandelt, vielleicht von ihm selbst ausgeführt worden,
wobei die Gestalten durch eine treffliche Polychromie zur besonderen Geltung gebracht wurden.
Den Hintergrund der Kreuzigung bildet ein in Holz gelungen imitirtes Seiden- und Goldstoff-
gewebe, das durch ein reiches Flachornament schwach reliefirt erscheint. Ausser diesen und noch
anderen, ähnlich durchgeführten Figuren, welche der Hauptaltar enthält, verdienen von den
Werken der Kleinkunst noch Beachtung: der Luster aus Bronce, welcher im Jahrgang 1871
der Mittheilungen der k. k. Central-Commission mitgetheilt wurde, zwei grosse Altarleuchter aus
Messing, eine Nürnberger Arbeit des XVI. Jahrhunderts, und eine mit Eisen beschlagene Thür,
welche von der Sänger-Empore unter das Pultdach des nördlichen Seitenschiffes führt. Diese
prachtvolle Schlosserarbeit, wovon die Abbildung Fig. 9 den Klopfer wiedergibt, wird ursprüng-
lich wohl nicht für diese ganz untergeordnete Pforte bestimmt gewesen sein, und erst im Laufe
der Zeit, als das Verständniss für die unnachahmlichen Schönheiten mittelalterlicher Kleinkunst
gänzlich verloren ging, an diese obscure Stelle geschafft worden sein. Gegenüber dem West-Portale
steht die ebenfalls in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission, Jahrgang 1871, veröffent-
lichte ewige Licht-Säule.
unten schliesst das Portal mit einem reich gegliederten Sockel ab, in dessen tief unterschnittenen
Kehlungen das Stylgesetz der dem XIII. Jahrhunderts angehörenden Übergangszeit wieder zu
finden ist. Der Vorbau beim West-Portal gehört der Renaissance-Zeit an, ebenso die beiden Seiten-
capellen, welche sich an das Querschiff anschliessen. Die beiden in der nördlichen und südlichen
Seitenschiffswand angebrachten Seitenportale sind nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form aut
uns überkommen. Die Thüren in den Treppenthürmchen, welche zur Sängerempore und zum
Glockenthurme führen, erhielten schon den geschweiften Bogen als Schluss, sowie eine spät-
gothisch profilirte Leibung, daher man dieselben, sowie die eingebaute Sängerempore als Zubau-
ten oder Neuerungen aus der Ausgangszeit des Mittelalters betrachten kann.
Ein steil anziehendes Dach bildet den Abschluss des Gebäudes, in den hohen Giebelmauern
sind theils langgestreckte, theils runde Fensteröffnungen in symmetrischer Vertheilung angelegt
worden, um die Monotonie der Mauerfläche einigermassen zu beleben. Im allgemeinen neigen
die Verhältnisse entschieden zum Schlanken und Emporstrebenden, und die Lösung dieser Auf-
gabe gelang dem Werkmeister auch beim Thurme, der aus dem Dache noch als vierseitiges,
schwerfälliges Geschoss heraustritt und hierauf ins Achteck übersetzt. Die durch dieses Über-
setzen ins Achteck entstehenden Ecken und Abschrägungen wurden, wie aus der Abbildung
Fig. 8 ersichtlich ist, durch Fialenthürmclien vermittelt. Im Spitzbogen geschlossene Schall-
fenster von mässiger Höhe bieten den Schallwellen der Glocken die hinreichende Öffnung. Selbst-
verständlich bedingte diese Thurmanlage eine vorzüglich entwickelte Steintechnik, und das
angestrebte Ziel nach Entfaltung der Massen durch den imposanten Thurmbau wurde trotz
der Einfachheit der Durchführung erreicht. Unter den Glocken befinden sich drei, welche dem
XIV. Jahrhunderte angehören.
Nach den noch erhaltenen Überresten der ursprünglichen inneren Ausstattung der Kirche
zu schliessen, muss dieselbe sehr reich gewesen und von vorzüglichen Künstlern und Kunsthand-
werkern hervorgegangen sein. Der Hauptaltar — eine Zusammensetzung von mittelalterlichen Sculp-
turen und eines aus der Zopfzeit stammenden architektonisch nicht unschön gelösten Aufsatzes —
enthält im Mittelfelde die Kreuzigung Christi mit Johannes und Maria zu den beiden Seiten des
Heilandes. Die in Holz ausgeführten Figuren zeigen voll Kraft und prägnanter Charakteristik eine
naive, der Natur abgelauschte Bewegung, eine klare und edel entwickelte Faltengebung und sind
in der Art Tylman Riemenschneiders behandelt, vielleicht von ihm selbst ausgeführt worden,
wobei die Gestalten durch eine treffliche Polychromie zur besonderen Geltung gebracht wurden.
Den Hintergrund der Kreuzigung bildet ein in Holz gelungen imitirtes Seiden- und Goldstoff-
gewebe, das durch ein reiches Flachornament schwach reliefirt erscheint. Ausser diesen und noch
anderen, ähnlich durchgeführten Figuren, welche der Hauptaltar enthält, verdienen von den
Werken der Kleinkunst noch Beachtung: der Luster aus Bronce, welcher im Jahrgang 1871
der Mittheilungen der k. k. Central-Commission mitgetheilt wurde, zwei grosse Altarleuchter aus
Messing, eine Nürnberger Arbeit des XVI. Jahrhunderts, und eine mit Eisen beschlagene Thür,
welche von der Sänger-Empore unter das Pultdach des nördlichen Seitenschiffes führt. Diese
prachtvolle Schlosserarbeit, wovon die Abbildung Fig. 9 den Klopfer wiedergibt, wird ursprüng-
lich wohl nicht für diese ganz untergeordnete Pforte bestimmt gewesen sein, und erst im Laufe
der Zeit, als das Verständniss für die unnachahmlichen Schönheiten mittelalterlicher Kleinkunst
gänzlich verloren ging, an diese obscure Stelle geschafft worden sein. Gegenüber dem West-Portale
steht die ebenfalls in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission, Jahrgang 1871, veröffent-
lichte ewige Licht-Säule.