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6 Meggendorser-Blätter, München

Schüttelreime

Die Nase schon dem Wächter
rmnt;

Llm Marktplatz geht ein rechter
Wind.

Sie hatten Leibweh ohne
Maßen,

Weil sie zuviel vom Mohne
aßen.

Enzian

Grund

„Warum gehst du denn
nicht mehr zu dem Barbier
Müller?"

— „Ach, der möchte mir das
Laar immer nach seinem Kopfe
schneiden und nicht nach dem
meinen."

Feine Grammatik

In einer Berliner Gemein-
deschule nimmt die Lehrerin mit
den Kindern die rückbezüglichen
Zeitwörter durch, unter anderm
auch „sich setzen".

Trudchen soll anfangen zu
konjugieren und beginnt in ech-
tem Verliner Dialekt:

„Ich setze mir, du setzest
dir" usw.

„Nein," meint die Lehrerin,

„das ist ganz falsch, ein feiner

Mann sagt nicht so. Wer weiß es besser?"

Da meldet sich Lieschen Müller und beginnt:
so frei und setze mir!"

Neueste Aufnahme des Herrn Prohhuber Das Attest

Der alte Sanitätsrat Veer-
land ist davon überzeugt, daß
Atteste hin und wieder an-
standshalber nötig sind. Wenn
man eines braucht, nun, ihm
kommt es nicht daraus an, wenn
er es mit seiner ärztlichen Ueber-
zeugung irgendwie in Einklang
bringen kann.

Neulich saß er mit seinem
Freunde, Amtsrichter Ziebel,
abendsinderKneipe. DerAmts-
richter war ein wenig heiser.
„Weißt du, lieber Sanitätsrat,"
erzählte er, „ich hätte eigentlich
Lust, mal ein bißchen auszuspan-
nen. Mein Kehlkopf scheint mir
nicht ganz in Ordnung. Ich möch-
te mich ganz gern so etwa für
einen Monat nach Ems setzen."

„Sage mal A!" komman-
dierte der Sanitätsrat.

Der Amtsrichter krächzte ein
unmelodisches A. Der Sanitäts-
rat nickte. „Eine Kur in Ems
scheint mir durchaus ersorderlich."

„Schön!" sagte der Amtsrich-
ter. „Da komme ich also morgen
in deine Sprechstunde, um mir
ein Attest zu holen."

Der Sanitätsrat machte ein
bedenkliches Gesicht. „Löre mal,
lieber Amtsrichter, wenn du ein
Attest willst, dann mußt du es
dir schon heute geben laffen. Denn der Deiwel mag wissen,
ob die Geschichte morgen nicht schon wieder ganz in Ord-
nung ist." —on.

Lerr Protzhuber schickt Liebesgaben fort.

Ick bin

liel in mein ileri iiab' icb 6e!n 6iI6 gebrsnnt.
tiek. 63b kein Verge886li micb betrüge
ln i3l8cbem 3piel um cteine 8cbönen 2üge.
lur 3ile ^eit bab' icb üicb 80 gebsnnt.

v/ie ein ^ltarbilcl 8cbIob mein blerr clicb ein.

vocb okt in ätunäen reiner äeelenkeier
bleigt meine I_iebe 8icb unü bebt üen 5cbleier
Onü okfnet Iei8e üen gevveibten äcbrein.

Kein ^rüenleicl rübrt meine 5eele an.

Oenn alle blot. clie icb um üicb gelitten.
t)ie ^cbvverttief in mein I_eben einge^cbnitten
5cbütrt vor clem beict micb >vie ein lali^msn.

5o >varcl clein Vilclni^ mir rum 8tarken 5cbilcl.

Onct ob vvir nie un8 vviecterfinclen vverclen,
vu bleib8t mein böcb8te8 Heiligtum auf blclen.
Onü nur mit meinem bter^en 8tirbt clein 6ilcl.

IdusotzläL ^Volü'-Lettiisr


Geländeverbesserung

— „Onkel, leg dich doch
ein bißerl daher, dei Bauch
gibt so a feine Deckung."

Lopyright 1915 by I. F. Schreiber
 
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