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Meggendorfer-Blätter, München



Konsequenz

VaLer: „Siehst du, Peperl, jetzt bin ich ein Storch."
— „So? Dann bring einmal ein Kmd."

Adams Droschkenfahrt

Dieser Witz, fagte Adam, hat mich wenigstens über den
Verlust eines Groschens getröstet, der gestern abend infolge
widriger Geschicke leider mein letzter war, während ich doch
augenblicklich dank Ihrer Güte und Ihrer Weisheit in der
Anlage ihrer Kapitalien wieder ganze zweihundert Groschen
besitze. Ich saß in meinem Stammeafe, wo ich eben der
Kellnerin achtzig Pfennige schuldig geworden war, die ich
ihr heute zu zahlen versprach. Ich werde das auch sosort
tun, — und da haben Sie wieder einen Beweis, wie man
sich in Geldsachen auf mich verlaffen kann. Nun war ich
zwar gesättigt, aber weil ich eben, wie gesagt, gerade noch
einen Groschen besaß, schien es mir rätlich, mich aus einem
der im Kaffeehause aufgestellten Automaten mit einer Tafel
Schokolade zu versorgen, die später mein bescheidenes Nacht-
mahl darstellen konnte. Es stehn vier Automaten in dem
Lokal. Automaten sind manchmal schlechter Laune. Drei
von den vieren waren gewiß gut gelaunt; mein Anstern
sührte mich an den vierten. Er gab mir nichts für mein
Geld, aber auch den Groschen behielt er, gerade, als wenn
ich ihm den schuldig gewesen wäre. Ich zog einige Male
tüchtig an dem Äandgriff, ich rültelte unauffällig an dem
ganzen Kasten, aber die ruchlose Bestie ließ sich durchaus
nicht zur Erfüllung ihrer Pflicht bestimmen. Nun, sollte

ich um einen Groschen Lärm schlagen? Das ist nie meine
Gewohnheit gewesen, und ich habe ohnehin oft genug größere
Beträge gänzlich nutzlos fortgeschmiffen.

Still setzte ich mich also wieder an meinen Tisch und
ließ mir noch ein Glas Waffer bringen, teils um meinen
Aufenthalt verlängern zu können, teils um meinen Aerger
über den Verlust meines ganzen Vermögens hinunterzu-
spülen. Da gesellte sich der kleine Lipinski zu mir, der junge
aber unbegabte Maler, den Sie vielleicht kennen. Nicht?
Ein harmloser Mensch, trotzdem er immer Geld braucht.
Er versteht es aber nicht, sich welches zu verschaffen. Das
gehört eben auch zu seinem Begabungsmangel. Ein sehr
naiver Mensch ist er, mit großer Ehrfurcht vor den Begüter-
ten dieser Welt. Zu diesen rechnet er übrigens auch mich, wo-
raus ich schließe, daß er noch sehr wenig mit andern Leuten
über mich gesprochen haben muß. Das ist übrigens ein sehr
anerkennenswerter Zug an ihm, den ich meinen Bekannten
sonst gerade nicht nachrühmen kann. Wie vipinski dazu
kommt, mich für kapitalkräftig zu halten? Nun, ich habe ihm
gegenüber vielleicht einmal e.ne Bemerkung in dieser Nichtung
fallen laffen. Ich gestehe, daß mir dergleichen schon manchmal
entschlüpft ist, — bei neuen Bekanntschaften natürlich nur.
Es geschieht aus Zurückhaltung, — man soll doch andre Leute
nicht immer gleich genau in seine Verhältniffe hinein sehn laffen.
 
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