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Zeitschrift für Humor und Kunst

9

Amgeschlagen

— „Meinst net, daß i grad so schön daher reden kunnt, wie der Stadtherr?"

— „Glaubs net. Gestern hat er g'sagt, ich wär' ein Engerl."

— „So? Der Saubua!"

Adams Droschkenfahrt

Lipmski braucht also
Geld und versteht es, wie
gesagt, ganz und gar
nicht, sich welches zu ver-
schaffen. Als geradezu
grandiosen Beweis dafür
mögen Sie nehmen, daß
dieser Mensch gestern
Geld von mir zu bekom-
men hoffte. Das sagte
er freilich nicht direkt.

Dazu ist er zu beschei-
den, was auch in seinem
Mangel an Begabung
begründet ist. Er ging
so verstohlen darum her-
um. Von seinen Bildern
sprach er, und daß er
wenigstens eins gern da-
von verkaufen möchte.

Billig, sehr billig. Dann
gab er sich einen Nuck,
faßte Mut und fragte:

„Möchten Sie nicht ein-
mal meine Bilder sehen?"

Mlch rührte diese in
mich gesetzte, geradezu
demütige Erwartung. Ich
legte meine Äand auf
seinen Arm, um meinen
Worten Rachdruck zu
verleihen, und sagte:

„Lieber Äerr Lipinski,
wenn ich könnte, wie ich
möchte, würde ich Ihnen
unbesehen alles abkaufen,
was Sie in Ihrem Ate-
lier hängen haben. Aber
wie das so ist, manchmal
kann man sich mit seinem
Geld nicht rühren. Man
hat sich festgelegt."

„Ich weiß, ich weiß,"
meinte er ganz ergeben,

„Lypotheken, Papiere,
die noch steigen sollen,
und solche Sachen. Nicht
wahr?"

Ich schütteltedenKoPf.

„Warum soll ich es Ihnen
nicht sagen? Geben Sie
acht: mein ganzes Vermögen sitzt fest. Es steckt in einer
Maschine. Wann es wieder heraus kommt — ja, wenn
ich das wüßte!"

„Donnerwetter!" sagte der kleine Lipinski. „was Sie
unternehmend sind! In einer Maschine? Vielleicht in einer
von diesen riesigen Notationsmaschinen, die ja einen Äaufen
Geld kosten? Sind Sie an einer Druckerei beteiligt?"

„Keineswegs," erklärte ich, „es handelt sich um eine
ganz andere Maschine. Sie verstehen, daß ich mich nicht
ausführlich darüber äußern mag. Ich will nur andeuten,
daß es sich um eine Maschine handelt, die bei einem be-
stimmten Am'atz von Waren die völlige Ausschaltung mensch-
licher Kraft und Landfertigkeit bezweckt."

Lipinski machte große Augen und meinte, das müßte
eine höchst segensreiche Maschine sein. Er gratulierte mir
zu dieser aussichtsvollen Anlage meines Kapirals, bei der
ich jedenfalls viel verdienen würde. Dann möchte ich aber
auch an seine Bilder denken. Das versprach ich bereit-
willig und verließ ihn als hoffnungsfrohen Menschen. Ich
ging nach Lause und legte mich früh ins Bett, da ich gegen
mögüchen Lunger der beschwichtigenden Schokolade durch
den schurkischen Automaten beraubt war, der Malchine, in
der mein ganzes Geld steckte. Vor dem Einschlafen über-
legte ich mir noch, bei welchem meiner vielen Bekannten
ich mit Erfolg mich um eine neue Anleihe bemühen
könnte.
 
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