Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46

Meggendorfer-Blätter, München

Nr. 1295

Das Kortell

Nichtig kaufte der Sagschneider seinen
Lerbstbedarf zu Kartellpreisen, und der Meier
kaufte den Schnauzl, weil er halt gar so ver-
rückt auf die seltene Nass' war.

Von da ab wußte der Sagschneider, was
ein Kartell war, und als der Meier wiederkam,
da saß ein Dackl mit einem buschigen Ningel-
schwanz neben seinem Kontorstuhl, und dieser
Dackl war noch etwas wertvoller als der
Schnauzl, weil die Kartellpreise inzwischen
nochmals um fünf Prozent gestiegen waren.

Wenigstens die Hasen

— „So arg viel Lasen und Kanin hab'n wir dös Iahr, weil die Iager
all im Feld san und is keiner, der sie wegschiaßt."

— „O mei', da hab'n doch z'wenigst die Äasen a Freid', daß Krieg is."

Sein Wunsch

Prosessor Butterweich wohnte zur Som-
merfrische bei einem einfachen Gebirgsbauern.

Dessen Sohn hatte den Krieg schon von
Anfang an mitgemacht und war gerade auf
Arlaub daheim und half bei der Ernte mit.

Für den Professor bildete der Arlauber
ein gefundenes Fressen, denn er mußte ihm Stoff für sein
Kriegstagebuch liesern. Allerdings war der Sepp eine wort-
karge Natur. Aber das machte nichts. Aus den paar
Brocken, die er von sich gab, drechselte der Proseffor
saubere Sätze und las sie dann dem verwundert drein-
schauenden Sepp zur Bestätigung vor.

Zum Beispiel:

„ . . . Völlig nackt bauten wir eine Brücke. Zwölf
Stunden lang arbeiteten wir ununterbrochen, bald am
ganzen Körper der glühenden Sonne ausgeseht, bald bis
zum Äals im Wasser...! Stimmt das so, Sepp?" fragte
Butterweich.

„Ia, so war's scho'!"

„Sepp!" begann nun Butterweich, und seine Augen
blitzten, denn er wollte jetzt einen Blick in die Seele dieses
einfachen Menschen tun, „Sepp, was hast du dir denn
eigentlich während dieser ungeheueren Arbeit gedacht?"

„Denkt dabei? I hab ja g'arbeitet wie a Viech. Da
bleibt oam zum Denk'n koa Zeit!"

„Nun ja! Iawohl! Das schon!" meinte der Professor
enttäuscht, „aber wie die Brücke fertig stand, wie die Arbeit
getan war, die Anstrengungen hinter dir, da hast du dir
jedenfalls etwas gedacht, überlegt oder gewünscht?"

„Ia, freilich hab i mir etwas g'wunschenl" lachte der
Sepp ein wenig hinterhältig.

„Also, was denn? Das interessiert mich!"

„Zwoa Gurg'ln!"

„Zwei Gurgeln?"

„Natürli', daß i mehr Bier abibracht hätt'!"

„Aber Sepp!" schrie der Profeffor entsetzt auf.

„Freili', wo doch der Äerr Äauptmann an Banz'n
Bier spendiert hat, weil wir so fleißig war'n!"

Der Professor Butterweich steckte sein Kriegstagebuch
kopfschüttelnd ein und schritt hinweg. Lans Sollinger

Neflexion

Feldwebel (zum andern, im Felde) „Früher,
da war immer bei den Manövern a Wirt°
schaft mit dem Suchen des Feindes, wie
schön haben wir's jetzt, überall haben wir den
Feind!"


MrMe

HQrtwitz eDotzel Lr-G.DresdeN/L>odenbQck.A)len
 
Annotationen