Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54 Meggendorfer-Blätter, München

Wie sich der kleine Maxi einen Schlachtenmaler im Felde

vorstellt

Der Herr Professor

Proseffor Kreuzmüller verbringt seine Ferienzeit, wie gewohnt, auf
dem Lande. Diesmal wohnt er bei einer Bäuerin, deren Mann im
Felde steht, und, teils um sich gesunde Bewegung zu schaffen, und teils,
um sich der vielgeplagten Frau nützlich zu machen, erbietet er sich, ihr
beim Grasmähen zu helfen.

Mit Freuden willigt die Bäuerin ein, und im Bewußtsein der guten
Tat zieht der gelehrte Schnitter, mit der Sense über der Schulter, auf
die Wiesen hinaus.

Gegen Mittag fühlt sich die Bäuerin bemüßigt, einmal nach ihrem
Gehilfen Llmschau zu halten, wer aber beschreibt ihren Schrecken, als sie
ihn im Schweiße seines Angesichts bei der Arbeit sieht.

„Am Gottes willen, Äerr Professor," schreit sie, „Sie mähen mir ja
meine Kartoffeln ab!" C. A. Lg.

— „Warum bleiben Sie denn diesmal um eine Viertelstunde länger im
Bad wie sonst, Lerr Veitelbaum?"

— „Es ist um zwanzig Prozent teurer geworden."

Llnverfroren

Fremder: „Das ist hier immer dieselbe Geschichte! Gestern habe ich
zwei Stunden warten müssen. . . ."

Wirt: „Da war 's auch riesig voll!"

— „Leute bin ich aber der einzige Gast, und Sie bringen mir trotzdem
kein Bier?"

— „Ia, für einen, dös lohnt sich nicht!"

Druckfehler

Es waren die letzten Weißwürste, die der
Metzgergehilfe machte, und große Tränen rollten
ihm deshalb in den Brat.

Verschnappt

Dame: „Ihr Bräutigam hat unsern Lund
wohl mal mißhandelt, daß er jedesmal so wü-
tend von dem angekläfft wird?"

Köchin: „O nein, gnä' Frau! Das ist nur ...
Futterneid!"

Angenehme Beschästigung

— „Wie geht es denn eigentlich Ihrem früheren
Äausmeister?"

— „O gut; der handelt jetzt mit Bulter und
findet sein Brot dabei."

Der wohlhabende Patient

— „Warum laffen Sie den Arzt jetzt immer
in der Racht rufen?"

— „Wiffen S', weil der schon so jahrelang an
mir herumkuriert... vielleicht wird er 's da-
durch leid und macht mich endlich gesund!"

Die Photographie

Der Postbote kam -urch's Dorf gegangen.
2Var täglich -as gleiche Hangen unö Bangen,
Das fragen- von allen Seiten rief:

„Heut' nichts für uns? — Kein ZelLpostbrief?"
Unö wie dann endlich öie beiöen Alten
Den -icken schweren Brief erhalten —

Srst hatten sie ihn ganz ängstlich beschaut,
Gewogen und kaum zu öffnen getraut,

Unö enölich schallte es hochbeglückt:

„Der Peter hat uns sein Bilö geschickt!"

Der Alte besah es mit Wohlbehagen.
„Stramm sieht er aus — öas muß man sagen!
Mir scheint, wenn man es recht ermißt,

Daß er größer unö breiter geworöen ist.

Unö auf öer Brust — öes Nutigen Lohn —
Das Kreuz von Eisen. Brav, mein Sohn!"

Da nahm ihm öie Nutter öas Bilö aus öer Hanö,
Betrachtet es eifrig unö unverwanöt.

Dann sagte sie mit einem Nal:

„Gott — sein Gesicht ist öoch recht schmal,
Die schweren Stiefel — wie mögen sie örücken,
Unö öer große Tornister auf seinem Aücken.
Na — Gott sei Dank — öas sieht man öoch,
Seine g'raöen Glieöer, öie hat er nochl"

Unö öa sie so sprachen von ihrem Iungen,

Da kam's vom Nachbar herübergesprungen.
Die Annelies mit öem golöenen Haar,

Die einst beim Abschieö so tcaurig war.

Die wollte vor Ueugier unö Freuöe vergehen:
„Dem Peter sein Bilö — ach laßt mich öoch sehenl"
Unö hat sich öamit in öie Gcke geöuckt
Unö hat es lange schweigenö beguckt.

Dann meinte sie leise — unö öoch zu laut:

„So hat er mich immer angeschautl"

L. K.

Copyright 1915 by I. F. Schreiber
 
Annotationen