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Meggendorfer-Blätter, München

Nr. 1296

Lugh und Dennis Kinroß

ich. Er Lrank wie ein Mann, der Sorgen hatte. Am vierLen
Tage kam ein Mensch in den Laden, der Lugh ankündigLe,
er würde drei Tage späLer miL ein paar Wechseln kommen,
die pünkLlich zu bezahlen wären. Dabei sah sich der Mensch
die ganze LadeneinrichLung so rechL abwägend an.

Ü6LV6Q8, bist du schon so weiL?" fragLe ich.

Da packLe er denn aus. Ganz herunLer war er. Als
er mir meinen AnLeil ausgezahlL haLLe, war er in Schulden
gekommen. Das wäre ja nichL so schlimm gewesen; das
GeschäfL ging guL und häLLe das bald wieder eingebrachL.
Aber Sally war gerade die rechLe gewesen, aus ein paar
Schulden einen ganzen Äaufen zu machen. Ganz blödsinnig
haLLe sie gewirLschafteL. And jetzL ging's nichL mehr so weiter;
in den nächsten Tagen mußte die Sache zum Klappen kommen.
Das beste für ihn wäre, meinte Äugh, er würde jetzL ein-
fach SoldaL.

„Ansinn!" sagte ich. „Das wäre ja ganz schön, wenn
man ein Gewehr nehmen und dann gleich forsch drauf los
gehn könnte. Aber das verdammte Drillen vorher! Da
ist man ja gar kein Mensch mehr. Einsach ein Vieh ist
man. Lass' dir das ja nichL einfallen. Geh' jedem Werber
hübsch aus dem Wege. SLeckst du nur den kleinen Finger
in die verfluchte Kriegsmaschinerie, gleich reißL sie dich ganz
und gar hinein. Nein, mein Iunge, Lu' was VernünfLigeres!
Verschwinde nach Kanada oder sonstwohin, dann bist du
die Schulden los und deine Sally auch. Ich geb' dir hunderL
Psund miL."

Das gefiel ihm. Er sagte, er wollte gleich machen, daß
er forL käme, und ich schrieb ihm einen Scheck auf die Bank-
filiale in TeddingLon. Darauf Lranken wir noch eins, und
dabei kam ihm noch ein Gedanke. DamiL die Nachbarn
nichL gleich merkten, daß er ausgerissen wäre, sollte ich seinen
Anzug anziehn, und er wollte in meinem fortgehn. Das
schien mir ein ganz feiner Spaß. Wir LauschLen die Anzüge,
und nun sah ich aus wie Lugh Kinroß vom Lavender Äill
in Clapham und er wie Dennis Kinroß vom Causeway
in TeddingLon. Wiffen Sie, Sir, — wenn es nichL wegen
des Rasierens gewesen wäre, so lange wir beisammen waren,
häLLen wir nie einen Spiegel gebrauchL; wenn einer den
andern ansah, wußte er genau, wie er selbst ausschaute.

Darauf nahmen wir brüderlichen Abschied. Äugh ging
davon, und ich blieb ganz vergnügL in seinem Laden. Murphy,
der Fishmonger von nebenan, kam nachher auf eine ganze
SLunde und schwahte miL mir, — nichL die Spur dämmerte
ihm, daß ich nichL Äugh Kinroß wäre. And am nächsten
Tag war's gerade so; kein Mensch in der ganzen Gegend
haLLe eine Ahnung. Ich nahm ganz floLL Geld ein und dachte,
so viel wie möglich von meinen hunderL Psund heraus-
zuwirtschaften. Am zweiten Tage aber, nachdem Äugh fort
war, kamen zwei AnLerosfiziere an. Wie ElefanLen Lram-
pelten sie in den Laden herein. Ich dachte erst, sie wollten
Tabak kaufen, — aber nein: die Kerle packten mich soforL
und sagten, da häLLen sie mich, und das wäre ja ein schöner
Ansang! Fünfzig Pfund häLLe ich bei der Anwerbung ge-
kriegL und noch einen Tag Arlaub, aber heute früh um achL
Ahr häLLe ich in der Kaserne sein müssen, und daß ich nichL
gekommen wäre, — na, für die Schweinerei käme ich zu-
nächst mal sosorL in's Loch.

Slellen Sie sich das vor, Sir: Äugh war also doch
in ein Werbebüro getorkelt. Fünfzig Psund haLLe er sich
auszahlen lassen, und als Kugh Kinroß von Lavender Lill
in Clapham haLLe er sich in die Liste schreiben lassen, was
doch eine verdammte GemeinheiL war, denn er mußte doch
daran denken, daß ich in seinem Laden saß, und daß sie mich
holen würden, wenn er ausriß. Sie haben mich ja auch
wirklich geholL. Die ganze Nachbarschaft rief ich zusammen,
aber wie nun die menschliche GemeinheiL so ist: die LeuLe
lachten dazu und sagten zu den AnLeroffizieren, das wäre
schon der richtige Äugh Kinroß. Darauf zogen die beiden
Kerle miL mir ab, und weil ich ein so unsicherer RekruL
schien, wurde ich gleich auf die Bahn gepackt und nach dem
äußersten Westen von England gebrachL, nach Pensanee.
DorL haben sie mich drei MonaLe lang geknufft und ge°
schunden, angeschnauzt und wie einen Äausen Dreck behandelt
und was sonst alles getan wird, damiL der Mensch ein
SoldaL wird. NichL eine SLunde kriegte ich FreiheiL; ich
stand unter dem VerdachL, daß ich soforL ausreißen würde.
Llnd dann brachten sie mich nach Frankreich.

Aber was mußte ich am letzten Tage in England noch
erleben! Da kam in die Kaserne ein neuer RekruL und
das war ein junger Mann aus TeddingLon; BeamLer bei

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