Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
70

Meggendorfer-Blätter, München

Vorspiegelung falscher Tatsachen — „Oho. du hast ja

den rechten Fuß verbunden und gehst in Pan-
toffeln spazieren; bist du übersahren worden?"
— „Ansinn, meine Stiefel sind beim Schuster!"

Mlchi'eäzlieä

Xein Kettlein joll clich hallen,

Kein stiegel unä kein stingelein
So Iliege lonnenjelig
In alle Melt hinein.

Sei lrei u>ie eine Schwalbe,

Ilie wanäerlroh äie Schcvingen lpsnnl,
llnä äie ein sti»es Sehnen
l)och an äie steimat bannt.

Istirst äu mir evieäerkommen
Lieb' unä 6Iück nach langer lahrt,
vann ruh' an meinem sterren,
vas äir äie Lreue vvahrt.

80 »iege äenn inr Maue! —

Aer weist, u»'e bslä äu äich verüiegst
llnä äich mit lüstem »olen
In anäre hsnäe lchmiegst!

rkuLneläa Klolkf-Kettner

Geldknappheit

Patient: „Drei Mark macht die
Antersuchung? Da kriegen Sie also
noch zwei!"

Arzt: „Wieso noch zwei?"

— „Ia, als ich im Wartezimmer
saß, wurden gerade Ihre Stiefel
vom Schuster abgeliefert . . . da
habe ich dem Diener eine Mark
Vorschuß gegeben!"

Splitter

Leutzutage gackert das Ei fchon.
Es gibt wahreMeister im Dilettieren.

Renommage

Äausbesitzer: „So hoch wardieUeberschwemmung damals, '
daß die Krone dieses Baumes im Waffer gestanden hat!"

— „Das ist doch gar nicht möglich!"

— „Wenn ich's Ihnen fage! — Allerdings ist der Baum
seither etwas gewachsen."

Kritik

Protzmaiers haben silberne Äochzeit, und von allen
Seiten kommen Glückwünsche ins Laus. Briese, Karten,
Telegramme. Auch ein besreundeter Künstler hat eine
Karte geschickt, doch hat er feine Kunst in den Dienst der
Sache gestellt und die Karte mit einem reizenden Aquarell
bemalt.

Frau Protzmaier ist ja auch erfreut über die Auf-
merksamkeit, aber schließlich wirft sie doch die Lippen auf
und meint: „'s is ja sehr scheene von ihm, daß er auch an
uns gedacht hat, aber selber gemalt hat er die Karte doch,
der Knicker."

Aus hohen Kreisen

Gegner: „Wie können Sie sich überhaupt unterstehen, in
diesem Tone mit mir zu reden! Wissen Sie, wen Sie vor
sich haben? Wirklicher Geheimer Regierungsrat ... ist
mein Onkel!"

Llnerhört

— „Warum bist du denn so erbost auf dein kleines Töch-
terlein?"

— „Soll ich nicht? Wird mir der Witz ,aus Kindermund",
den es vor acht Tagen machte, als ,alt" zurückgesandtl"

Mißverständnis

Nichter: „Sie haben den Kläger als einen Trottel be-
zeichnet, das ist eine schwere Beleidigung."

Angeklagter: „Entschuldigen Sie, aber ich hatte es
nicht so gemeint. Ich hatte gedacht, er wäre wirklich
einer."

Copyright 1915 by I. F. Schreiber
 
Annotationen