88 Meggendorfer-Blätter, München
Macht der Gewohnheit
Ehrung
Ich weiß es noch — so vor äreißig Iahren,
^lls wir noch Buden unä Määels waren,
Da hat es uns — mehr wie „Iahrmarkr gehen"
Oäer „Puppen spielen" unä „Biläer sehen"
Gefreut — galt es Tante Malchen desuchen.
Nicht nur wegen äer Lchokolaäe unä kvuchen.
^lch nein! Die Tante Malchen verstanä
Zo schön zu erzählen von allerhanä.
Wcht Märchen unä solche erfunäene Eeschichten,
Lie konnte von wahren Dingen derichten.
Von alten Zeiten, wie's einst gewesen
Anä wie's in gelehrten Büchern zu lesen.
Doch wenn sie äann mehr auf äle 6egenwart kam,
Die Zache stets äiesen ^usgang nahm:
Da wies sie mit ausgestreckter Hanä
Dort üderm kvanapee an äie Wanä.
Da hingen äie Großeltern, -Onkels, Danten,
Die Basen unä Vettern, kurz alle Verwanäten,
Die so in äen letzten hunäert Iahren
In äer Zmmilie erschienen waren,
6ut konterfeit unter 6las unä Rahmen.
Die Dante kannte sie alle deim Namen,
Anä äann degann sie äie schonsten Berichte —
Von jeäem äie ganze Ledensgeschichte.
Anä äa gar viele äer Herren unä Damen
Berühmt gewesen nach Art unä Namen,
War sie stolz auf jeäes Z^amilienhaupt
Anä hätte es nie unä nimmer erlaudt,
Daß urner äen kvöpfen, äort auserlesen,
Siner hing, äer nicht von äer Familie gewesen.
Die lD'näer von äamals sinä Männer unä Z^rauen.
Zie haden so viel zu hören, zu schauen
Im drausenäen Leöen tagaus, tagein —
Anä äie Dante Malchen ist viel allein.
Ich selder seit einem ganzen Iahr
Nicht mehr dei äer Dante gewesen war.
Drum din ich gestern zu ihr gegangen.
Ich hatte äirekt ein großes Verlangen
In äer schweren Zelt, in äer ernsten Zeit,
Nach äem Ztüdchen voller Semütlichkeit.
Doch schon nach äer ersten Begrüßung Lchwall
War vom kvrieg äie Aeäe — wie üderall.
Die Dante zeigte sich sehr orientiert
— 6ott, wenn man tagtäglich äie Zeitung stuäiert—
Zie hatte — so weir war ihr Zcuäium geäiehen
^ersönliche 6nti- unä Zgmpathien,
Anä enällch sprach sie — degeistert gerührt —
Von äen Männern, äie unsere Heere geführt.
Besonäers von äem, äen sie innig verehrt.
— Da hat sie sich plötzlich umgekehrt,
Die Hanä erhoden, äas Haupt geneigt,
Vom l^anapee auf äie Wanä gezeigt.
,,Dort häagt er" — so sprach sie voll Ehrfurcht,
deklommen —
„Bei -Onkel Mattheus, äem großen Ohirnrg."
Wahrhaftig, sie hatte Herrn Hinäendurg
In äie Zmmilie aufgenommen!
Ferdinand Kahn
Macht der Gewohnheit
Ehrung
Ich weiß es noch — so vor äreißig Iahren,
^lls wir noch Buden unä Määels waren,
Da hat es uns — mehr wie „Iahrmarkr gehen"
Oäer „Puppen spielen" unä „Biläer sehen"
Gefreut — galt es Tante Malchen desuchen.
Nicht nur wegen äer Lchokolaäe unä kvuchen.
^lch nein! Die Tante Malchen verstanä
Zo schön zu erzählen von allerhanä.
Wcht Märchen unä solche erfunäene Eeschichten,
Lie konnte von wahren Dingen derichten.
Von alten Zeiten, wie's einst gewesen
Anä wie's in gelehrten Büchern zu lesen.
Doch wenn sie äann mehr auf äle 6egenwart kam,
Die Zache stets äiesen ^usgang nahm:
Da wies sie mit ausgestreckter Hanä
Dort üderm kvanapee an äie Wanä.
Da hingen äie Großeltern, -Onkels, Danten,
Die Basen unä Vettern, kurz alle Verwanäten,
Die so in äen letzten hunäert Iahren
In äer Zmmilie erschienen waren,
6ut konterfeit unter 6las unä Rahmen.
Die Dante kannte sie alle deim Namen,
Anä äann degann sie äie schonsten Berichte —
Von jeäem äie ganze Ledensgeschichte.
Anä äa gar viele äer Herren unä Damen
Berühmt gewesen nach Art unä Namen,
War sie stolz auf jeäes Z^amilienhaupt
Anä hätte es nie unä nimmer erlaudt,
Daß urner äen kvöpfen, äort auserlesen,
Siner hing, äer nicht von äer Familie gewesen.
Die lD'näer von äamals sinä Männer unä Z^rauen.
Zie haden so viel zu hören, zu schauen
Im drausenäen Leöen tagaus, tagein —
Anä äie Dante Malchen ist viel allein.
Ich selder seit einem ganzen Iahr
Nicht mehr dei äer Dante gewesen war.
Drum din ich gestern zu ihr gegangen.
Ich hatte äirekt ein großes Verlangen
In äer schweren Zelt, in äer ernsten Zeit,
Nach äem Ztüdchen voller Semütlichkeit.
Doch schon nach äer ersten Begrüßung Lchwall
War vom kvrieg äie Aeäe — wie üderall.
Die Dante zeigte sich sehr orientiert
— 6ott, wenn man tagtäglich äie Zeitung stuäiert—
Zie hatte — so weir war ihr Zcuäium geäiehen
^ersönliche 6nti- unä Zgmpathien,
Anä enällch sprach sie — degeistert gerührt —
Von äen Männern, äie unsere Heere geführt.
Besonäers von äem, äen sie innig verehrt.
— Da hat sie sich plötzlich umgekehrt,
Die Hanä erhoden, äas Haupt geneigt,
Vom l^anapee auf äie Wanä gezeigt.
,,Dort häagt er" — so sprach sie voll Ehrfurcht,
deklommen —
„Bei -Onkel Mattheus, äem großen Ohirnrg."
Wahrhaftig, sie hatte Herrn Hinäendurg
In äie Zmmilie aufgenommen!
Ferdinand Kahn