104 Meggendorfer-Blätter, München
Dienst hinter der Front — „Gehft net mit i» Krieg, Sepperl?"
— „Na, i bin heut unabkömmlich!"
Die falschen Feldpostbriefe Von Peter Rovinson
§)eyma:ln Freundlich in Krojanke, ManufakLurwaren
(früher hieß es en gros und en deLail) im Groß- und
Kleinverkauf, Äeymann Freundlich, der LüchLige GeschäfLs-
mann, war miL dem Kriege unzufrieden. Daraus darf
man ihm keinen Vorwurf machen. Er konnLe Gründe für
fein Mißfallen am Kriege anführen. Diese Gründe waren,
genau wie diejenigen mancher LeuLe, die im GegenLeil
großes Wohlgefallen am Kriege ausdrückLen, geschäsLlicher
NaLur. Nur nach der negaLiven SeiLe hin.
Das GeschäfL ging bei Äeymann Freundlich im Kriege
nichL. Es lag uno zwar darnieder. DieLeuLe vom Lande kaufLen
überhaupL nichLs mehr, nichL für einen Pfennig. Und sonst
waren doch an den MarkLLagen nach Schluß der MarkL-
stunden die Geschäftsräume der Firma Freundlich — die
LandleuLe fagLen zwar nur Laden, aber Äeymann Freundlich
fagLe GeschäfLsräume — so angenehm gefüllL, ja manchmal
sogar überfüllL gewesen. IehL ließ sich kein
einziger Bauer und keine Bauersfrau mehr
fehen. Die SLoffe, die sie vor dem Kriege
erstanden haLLen, schienen immer noch zu halLen;
ihre DauerhaftigkeiL ging über alle einstigen
Voraussetzungen hinaus,undÄeymannFreund-
lich machte sich schon Vorwürfe, ob er für das
so unerwartet haltbare Zeug seiner ZeiL nichL
viel zu billige Preise angesehL habe. Nein,
kaufen wollten die LandleuLe nichts, nur ver-
kaufen, und das so Leuer wie möglich; die
Preise ihrer KarLoffeln, Eier und sonstigen
VikLualien sehten sie kerz- und ruchlos in einer
fo unverhältnismüßigen Löhe an, wie sie selbst
Leymann Freundlich, wenn für seine Ware
eine ähnlich günstige KonjunkLur gekommen
wäre, sich vielleichL doch nichL erlaubL häLLe.
Nur an einem MarkLlage war Leymann
Freundlichs Laden „fast gestürmL worden,"
wie der „Krojanker SLadl- und LandboLe"
nachher erzählte. Das war, als Lerr Freund-
lich die AbsichL versolgte, aus den BeuLeln
der Landbevölkerung das Gold herauszuholen.
Diese AbsichL hatte er freilich auch früher schon
immer gehabL, aber in dem figürlichen Sinne
der Selbstbereicherung; jehL war es ihm auf
das MaLerial an sich angekommen, denn das Gold wollte
er an die Reichsbanknebenstelle abführen. Für je zwanzig
Mark in Gold haLLe er sünfzig Psennige in Waren ver-
sprochen und so gerechneL: Wenn die LeuLe nun SLoff
kaufen wollen, dann wild das für sechs Mark oder für
zehn Mark oder noch mehr sein, und wenn mir dann einer
zwei große Goldstücke anbringL, dann muß ich ihm eine
Mark nachlaffen, aber verdienen Lue ich dabei immer noch
ganz guL.
Das war aber eine falsche Nechnung gewesen. Gold
brachten die LeuLe fchon, denn ihre Gier, etwas geschenkL
zu bekommen, errang, wenn auch nichL einen völligen (denn
miL allem Golde rückten sie nichL heraus), fo doch einen
Teilsieg über ihre AnhänglichkeiL an den in einer ZeiL,
die sonst hauptsächlich die nationalen GüLer in den Vorder-
grund rückte, allein auf einsamer 5)öhe unerschüLterL
bleibenden internationalen WerLgegenstand. Aber SLoffe
Schrecklich fein
— „Träger! Ja zum DonnerweLLer, gibL's denn hier
keinen Träger? Trääger!"
Dienst hinter der Front — „Gehft net mit i» Krieg, Sepperl?"
— „Na, i bin heut unabkömmlich!"
Die falschen Feldpostbriefe Von Peter Rovinson
§)eyma:ln Freundlich in Krojanke, ManufakLurwaren
(früher hieß es en gros und en deLail) im Groß- und
Kleinverkauf, Äeymann Freundlich, der LüchLige GeschäfLs-
mann, war miL dem Kriege unzufrieden. Daraus darf
man ihm keinen Vorwurf machen. Er konnLe Gründe für
fein Mißfallen am Kriege anführen. Diese Gründe waren,
genau wie diejenigen mancher LeuLe, die im GegenLeil
großes Wohlgefallen am Kriege ausdrückLen, geschäsLlicher
NaLur. Nur nach der negaLiven SeiLe hin.
Das GeschäfL ging bei Äeymann Freundlich im Kriege
nichL. Es lag uno zwar darnieder. DieLeuLe vom Lande kaufLen
überhaupL nichLs mehr, nichL für einen Pfennig. Und sonst
waren doch an den MarkLLagen nach Schluß der MarkL-
stunden die Geschäftsräume der Firma Freundlich — die
LandleuLe fagLen zwar nur Laden, aber Äeymann Freundlich
fagLe GeschäfLsräume — so angenehm gefüllL, ja manchmal
sogar überfüllL gewesen. IehL ließ sich kein
einziger Bauer und keine Bauersfrau mehr
fehen. Die SLoffe, die sie vor dem Kriege
erstanden haLLen, schienen immer noch zu halLen;
ihre DauerhaftigkeiL ging über alle einstigen
Voraussetzungen hinaus,undÄeymannFreund-
lich machte sich schon Vorwürfe, ob er für das
so unerwartet haltbare Zeug seiner ZeiL nichL
viel zu billige Preise angesehL habe. Nein,
kaufen wollten die LandleuLe nichts, nur ver-
kaufen, und das so Leuer wie möglich; die
Preise ihrer KarLoffeln, Eier und sonstigen
VikLualien sehten sie kerz- und ruchlos in einer
fo unverhältnismüßigen Löhe an, wie sie selbst
Leymann Freundlich, wenn für seine Ware
eine ähnlich günstige KonjunkLur gekommen
wäre, sich vielleichL doch nichL erlaubL häLLe.
Nur an einem MarkLlage war Leymann
Freundlichs Laden „fast gestürmL worden,"
wie der „Krojanker SLadl- und LandboLe"
nachher erzählte. Das war, als Lerr Freund-
lich die AbsichL versolgte, aus den BeuLeln
der Landbevölkerung das Gold herauszuholen.
Diese AbsichL hatte er freilich auch früher schon
immer gehabL, aber in dem figürlichen Sinne
der Selbstbereicherung; jehL war es ihm auf
das MaLerial an sich angekommen, denn das Gold wollte
er an die Reichsbanknebenstelle abführen. Für je zwanzig
Mark in Gold haLLe er sünfzig Psennige in Waren ver-
sprochen und so gerechneL: Wenn die LeuLe nun SLoff
kaufen wollen, dann wild das für sechs Mark oder für
zehn Mark oder noch mehr sein, und wenn mir dann einer
zwei große Goldstücke anbringL, dann muß ich ihm eine
Mark nachlaffen, aber verdienen Lue ich dabei immer noch
ganz guL.
Das war aber eine falsche Nechnung gewesen. Gold
brachten die LeuLe fchon, denn ihre Gier, etwas geschenkL
zu bekommen, errang, wenn auch nichL einen völligen (denn
miL allem Golde rückten sie nichL heraus), fo doch einen
Teilsieg über ihre AnhänglichkeiL an den in einer ZeiL,
die sonst hauptsächlich die nationalen GüLer in den Vorder-
grund rückte, allein auf einsamer 5)öhe unerschüLterL
bleibenden internationalen WerLgegenstand. Aber SLoffe
Schrecklich fein
— „Träger! Ja zum DonnerweLLer, gibL's denn hier
keinen Träger? Trääger!"