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Nr. 1299

Zeitschrift für Hurnor und Kunst

Die falschen Feldpoftbriefe

gebrauchen kann — und gab ihm dasür den nur mit schwacher
Amschreibung verhüllten Austrag, in einem netten kleinen
Aufsatz die heiteren Seiten seines Kasernendaseins zu schildern.
.tzerr Dessauer war nicht mit Llnrecht von seinem Prinzipal
ein gescheiter Kopf genannt worden; er wußte recht gut,
wozu der gewünschte Aufsatz dienen sollte, und er schickte
ihn auch. Die Rubrik „Ansere heimatlichen Krieger" nahm
ihn mit Freude aust und Leymann Freundlich wähnte,
Schlochauer Söhne gründlich besiegt zu haben. Aber weiter
schickte Äerr Dessauer nichts, und nach wiederholten Auf-
forderungen schrieb er endlich: !lnd wenn Sie mir tausend
Mark schicken, ich kann nicht schreiben. Die Wahrheit zu
sagen: den einen Aufsatz hab' ich mir von einem Kameraden
machen lassen, der sich auf so was ganz gut versteht, und
die sünfzig Mark haben wir uns geteilt. Aber jetzt ist der
Mann im Lazarett. —

Das war sehr ehrlich von Äerrn Deffauer, aber Ley-
mann Freundlich konnte die Ehrlichkeit — das war ihm früher
in andern Beziehungen freilich auch schon passiert — nichts
nützen. Sein Trost war nur, daß auch Lerr Drewes nichts
mehr von sich hören ließ; wenigstens fanden Schlochauer
Söhne keine Gelegenheit, dem „Krojanker Stadt- und Land-
boten" etwas mitzuteilen. „Versteht sich," dachte Freundlich,
„ich würd' da draußen auch keine Gedichte machen." Wochen
und Wochen vergingen; die Firma Schlochauer Söhne
konnte sich keine billige Reklame leisten.

Lerr Dessauer war ausgebildet und zog in's Feld,
was Äeymann Freundlich dazu benützen konnte, ihm noch
einmal im „Stadt- und Landboten" die besten Wünsche
nachzurufen. Das war doch wieder ein kleiner Triumph,
aber zwei Tage darauf hatten Schlochauer Söhne einen

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ganz gewaltig größeren: die Rubrik „Ansere heimatttchen
Krieger" veröffentlichte „Ein Erlebnis im Schützengraben".
(Lerr Moritz Schlochauer hatte die Liebenswürdigkeit, aus
einem der Feldpostbriefe feines Mitarbeiters Äerrn Drewes
uns die nachstehende originelle Episode zur Verfügung zu
stellen.)

Nun, sehr originell war die Episode gerade nicht.
Aber was besagte das! Sie wurde doch von einem Mit-
streiter erzählt, sie hatte doch die ursprüngliche Frische des
echten Erlebnisses an sich. Die ganze Stadt sprach davon,
Leymann Freundlich sogar im Schlaf, aber aus Wut. Wie
konnte er dagegen auskommen. Mit Dessauer war es
nichts. Der war draußen zusammengeklappt und lag hinter
der Front im Lazarett. Wahrscheinlich würde er sogar
wieder nach Lause geschickt werden.

Leymann Freundlich ließ den Kopf hängen. Aber mit
jedem der nächsten Tage sank ihm das sorgenschwere Laupt
tiefer und tiefer. Schlochauer Söhne teilten dem „Stadt-
und Landboten" weitere originelle Erlebniffe ihres be°
währten Mitarbeiters mit, mehr und mehr, fast jeden
Tag, und es war beinahe erstaunlich, wie Lerr Drewes
beim Schreiben so vieler Feldpostbriefe noch seinen mili-
tärischen Verpflichtungen nachkommen konnte. Fast hätte
man annehmen können, daß seine Vorgesetzten ihm zum
Schreiben Arlaub gegeben hatten, aber das war natürlich
ausgeschlossen, denn den militärischen Befehlshabern liegt
doch nichts daran, daß die Presse mit Stoff versorgt wird.
Die ganze Stadt nahm Anteil an den Feldpostbriefen des
Lerrn Drewes. „Laben Sie schon das Neueste von Drewes
gelesen? O, Schlochauer weiß noch viel mehr — gehn Sie
nur mal hin, wenn Sie vielleicht einen kleinen Einkauf
nötig haben."

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