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110d

Meqqendorfer-Blätter, München

Nr. 1299

Die falschen Feldpostbriefe

L)eymann Freundlich sah seinen Nuin vor Augen. „Alle
laufen sie jetzt zu Schlochauer. Sie werden sich hingewöhnen,
und auch nach dem Krieg wird keiner mehr zu mir kommen.
Ich muß was tun. Ich muß auch was in die Zeitung bringen.
Ich muß und ich werde. Ich werd's mir verschaffen."

Wenn man sich etwas verschaffen wiltz das man auf
keine bessere Weise bekommen kann, dann muß man es
kaufen, und wenn man nicht weiß, wer es zu verkaufen hat,
dann muß man inserieren. In einem Fachblatt sür Schrist-
steller gab Leymann Freundlich eine Anzeige auf: „Aus
gewandter Feder gegen gute Bezahlung interessante Er-
lebnisse aus dem Felde gesucht. Gefällige Offerten mit
Proben unter — — —"

Ein Berg Briefe kam an. Denn es gibt sehr viele
Leute, die Kriegserlebnisse erfinden. Alle diese Erlebniffe
können gar nicht gedruckt werden; an ungedruckten ist sicher
schon ein solcher Vorrat da, daß auf hundert Iahre hinaus
kein Krieg mehr geführt zu werden braucht. Aber leider
ist das keine Garantie.

Leymann Freundlich arbeitete sich durch die Briefe
hindurch. Da kam er an einen, in dem ein arbeitsamer
Mann ihm schrieb: „Die beiliegenden Manuskripte habe
ich bereits verkauft. Aber ich kann ähnliches Material
jederzeit in beliebiger Menge liefern."

Äerr Freundlich nahm die zerknitterten, nach vielen
Neisen ausschauendenMaschinensch.iftourchschläge zur Äand.
„Die Leberwurst im Schützengraben — hab' ich doch schon
gelesen. Warum uns der Kaffee nicht schmeckte — nanu,
was soll denn das heißen! Ein vierfllßiger Gesangener —
ja, zum Donnerwetter, das haben wir ja schon alles durch

Moritz Schlochauer-Lalt, jetzt haben wir ihn:

Schlochauer ist ein Lump, ein Schwindler, ein Betrüger!"

Leymann Freundlich lief zum Rechtsanwalt und Notar
Findeisen. Angezeigt werden sollten Schlochauer Söhne
wegen unlauteren Wettbewerbs; schwindelhafte Reklame
hätten sie für sich gemacht. „Die Feldpostbriese haben sie
sich von einem Schriftfteller schreiben lassen, und dann
haben sie sie dem Drewes untergeschoben. Nu sagen Sie,
Lerr Rechtsanwalt, wie kann ein Mensch bloß aus solch
eine Gemeinheit kommen!"

„Wie sind Sie denn drauf gekommen — das heißt,
ich meine, daß Schlochauer das so gemacht hat?" fragte
der Äerr Nechtsanwalt. Aber dann erklärte er, von un-
lauterem Wettbewerb könnte hier doch kaum die Nede
sein. Schön wäre so etwas natürlich nicht, aber Lerr
Freundlich möchte lieber nichts unternehmen. Warum denn
einen Mißklang in die große Zeit bringen!

Gut! Leymann Freundlich ging nach Lause. Er brachte
keinen Mißklang in die große Zeit; er schickte nur einen
anonymen Bries an Schlochauer Söhne, in dem er sein
Wiffen enthüllte und mit Veröffentlichung drohte, wenn
das schwin'elhafte Treiben fortgesetzt würde. „Ein wahrer
Patnot" war der Brief unterschrieben.

Ia, der „Stadt- und Landbote" ging nun manches
schönen, ihm ganz umsonst gelieferten Stoffes verlustig.
Aber die Firma Leymann Freundlich sah bald wieder alle
ihre alten Kunden bei sich. Lerr Dessauer war als un-
tauglich entlaffen worden, und jetzt konnte er erzählcn, so
gut erzählen, daß sein Prinzipal ihm das Gehalt erhöhen
mußte.

Anzunehmen ist, daß Schlochauer Söhne dem Schrist-
steller, den sie natürlich für indiskret halten mußten, einen
groben Brief geschrieben haben. Abgekauft haben sie ihm
jedenfalls nichts mehr. Der Geschädigte blieb also der
Schriftsteller, und das ist ties bedauerlich.

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