Äochstapler (als der Wachtmeifter vor Beginn des Trans-
portes die Landschuhe anzieht): „O, ich habe auch welche!"
Von Lans Sollinger
Der BauprakLikant Michael Schinas war der ÄaupL-
bauleiLung in SLeingrub erst vor zwei Tagen zugeLeilL
worden. Glücklicherweise Lraf er dorL einen Bundesbruder,
den jungen Affessor Schülein, der ihn soforL miL den Eigen-
heiLen des AmLes verLrauL machLe. Besonders warnLe er
ihn vor dem RaL Lufnagel.
„Der RaL Lufnagel," sagLe Schülein, „verstehL es zwar
meisterhafL, seine ArbeiLslast auf Kosten der anderen zu
verringern. DessenungeachLeL aber ist er so überlasteL —
nämlich miL ZeiLungslesen und Zigarrenrauchen, — daß er
immer Rückstände haL. And da kommen ihm gerade
die PrakLikanLen rechL. AnLer dem Vorwande. sie in die
AmLsgeschäfLe einzuführen, nimmL er diese armen Teufel
zu sich ins Büro. Er läßt sie dann alle stumpfsinnigen
Rechnereien und unangenehmen ArbeiLen machen, die ihm
selber zu langweilig sind und bei denen natürlich gar nichts
zu lernen ist. . . . ."
Leider wurden sie jetzL in ihrer LlnLerhalLung unter-
brochen. Es klopfte. Ein AmLsdiener LraL herein und sagte:
„Der Lerr PrakLikanL möchten zum Lerrn RaL Luf-
nagel kommen!"
„Danke, soforL!" erwiderte Schinas, und als sie wieder
allein waren, schrie er entrüstet: „GemeinheiLl"
Der Affessor Schülein aber meinto: „Das Verhängnis
nahL! Sieh zu, daß du ihm entschlüpfst! Am besten ist es,
du zeigst dich ziemlich begriffsstutzig, denn Begriffsstutzig-
keiL sürchtet er!"
..denn BegriffsstutzigkeiL fürchtet er!" wieder-
holte Schinas nachdenklich und verabschiedete sich von seinem
Bundesbruder.
„BaupraktikanL Michael Schinas!" stellte sich der ein-
LreLende PrakLikanL miL einer Verbeugung dem Äerrn RaL
Äufnagel vor.
„Zch habe Sie rusen laffen," begann dieser, „weil ich
Sie miL einer neuen EnLschließung der hohen SLelle be-
kannL machen muß. Äier ift das SchrifLstück!
Lesen Sie es aufmerksam durch, denn es ist
sehr wichtig!"
„Ich bin so frei!" anLwortete der PrakLi-
kanL und LaL das VerlangLe, legte hierauf den
Bogen auf den Tisch und zog sich sofort wieder
zur Türe zurück.
Der Äerr RaL Äufnagel aber schrie sehr
bestimmL: „ÄalL!"
„BiLLe!" fragte der PrakLikanL Schinas
verwunderL und klinkte die Türe auf.
„Machen Sie nur die Türe wieder zu!
Sie brauchen sich gar nichL so zu beeilen, Lerr
PrakLikanL! Ich kann Ihnen nämlich die für
Sie — hoffentlich? — sehr freudige MiLLeilung
machen, daß dieses Zimmer von nun ab Ihr
dauernder AufenLhalL sein wird. Weil Sie
nämlich zunächst mir zur Ausbildung zugeteilL
sind! Ich habe miL dem Lerrn Vorstand
darüber bereits gesprochen!" meinte der Lerr
RaL Lufnagel und lachte sehr zufrieden.
Auch der PraktikanL Schinas lachte, aber
so wie die sieben Salzburger Schneidersfrauen
gelachL haben mögen, als sie von ihrem lieben
Ehegemahl zu Tode gekitzelL wurden.
„Also Sie können sich hier an diesem PulL
häuslich einrichten!" fuhr RaL Lufnagel fort,
„zunächst jedoch müffen Sie auf der hohen
EnLschließung, die Sie soeben durchstudiert
haben, Ihre KennLnisnahme unterschristlich bestätigen! Es
ist dies VorschrifL."
„Ia, was muß ich denn da hinschreiben?" fragte
PrakLikanL Schinas und dachte an die WorLe seines lieben
Bundesbruders: „... . denn BegriffsstutzigkeiL fürchtet er!"
Wie? Was? Sie wiffen das nichL? Das ist aber
stark! Fürwahr sehr stark! — GuL, ich will es Ihnen
diktieren!"
„Sehr liebenswürdig!" dankte PrakLikanL Schinas miL
merkwürdig unterwürfigem Tonfall.
„Also schreiben Sie: KennLnis genommen — Doppel-
— „Dieser unglückliche AuLor, — vor den
Kuliffen erregL er Anstoß und hier auch."
Copyrtght 1915 by I. F. Schreiber
portes die Landschuhe anzieht): „O, ich habe auch welche!"
Von Lans Sollinger
Der BauprakLikant Michael Schinas war der ÄaupL-
bauleiLung in SLeingrub erst vor zwei Tagen zugeLeilL
worden. Glücklicherweise Lraf er dorL einen Bundesbruder,
den jungen Affessor Schülein, der ihn soforL miL den Eigen-
heiLen des AmLes verLrauL machLe. Besonders warnLe er
ihn vor dem RaL Lufnagel.
„Der RaL Lufnagel," sagLe Schülein, „verstehL es zwar
meisterhafL, seine ArbeiLslast auf Kosten der anderen zu
verringern. DessenungeachLeL aber ist er so überlasteL —
nämlich miL ZeiLungslesen und Zigarrenrauchen, — daß er
immer Rückstände haL. And da kommen ihm gerade
die PrakLikanLen rechL. AnLer dem Vorwande. sie in die
AmLsgeschäfLe einzuführen, nimmL er diese armen Teufel
zu sich ins Büro. Er läßt sie dann alle stumpfsinnigen
Rechnereien und unangenehmen ArbeiLen machen, die ihm
selber zu langweilig sind und bei denen natürlich gar nichts
zu lernen ist. . . . ."
Leider wurden sie jetzL in ihrer LlnLerhalLung unter-
brochen. Es klopfte. Ein AmLsdiener LraL herein und sagte:
„Der Lerr PrakLikanL möchten zum Lerrn RaL Luf-
nagel kommen!"
„Danke, soforL!" erwiderte Schinas, und als sie wieder
allein waren, schrie er entrüstet: „GemeinheiLl"
Der Affessor Schülein aber meinto: „Das Verhängnis
nahL! Sieh zu, daß du ihm entschlüpfst! Am besten ist es,
du zeigst dich ziemlich begriffsstutzig, denn Begriffsstutzig-
keiL sürchtet er!"
..denn BegriffsstutzigkeiL fürchtet er!" wieder-
holte Schinas nachdenklich und verabschiedete sich von seinem
Bundesbruder.
„BaupraktikanL Michael Schinas!" stellte sich der ein-
LreLende PrakLikanL miL einer Verbeugung dem Äerrn RaL
Äufnagel vor.
„Zch habe Sie rusen laffen," begann dieser, „weil ich
Sie miL einer neuen EnLschließung der hohen SLelle be-
kannL machen muß. Äier ift das SchrifLstück!
Lesen Sie es aufmerksam durch, denn es ist
sehr wichtig!"
„Ich bin so frei!" anLwortete der PrakLi-
kanL und LaL das VerlangLe, legte hierauf den
Bogen auf den Tisch und zog sich sofort wieder
zur Türe zurück.
Der Äerr RaL Äufnagel aber schrie sehr
bestimmL: „ÄalL!"
„BiLLe!" fragte der PrakLikanL Schinas
verwunderL und klinkte die Türe auf.
„Machen Sie nur die Türe wieder zu!
Sie brauchen sich gar nichL so zu beeilen, Lerr
PrakLikanL! Ich kann Ihnen nämlich die für
Sie — hoffentlich? — sehr freudige MiLLeilung
machen, daß dieses Zimmer von nun ab Ihr
dauernder AufenLhalL sein wird. Weil Sie
nämlich zunächst mir zur Ausbildung zugeteilL
sind! Ich habe miL dem Lerrn Vorstand
darüber bereits gesprochen!" meinte der Lerr
RaL Lufnagel und lachte sehr zufrieden.
Auch der PraktikanL Schinas lachte, aber
so wie die sieben Salzburger Schneidersfrauen
gelachL haben mögen, als sie von ihrem lieben
Ehegemahl zu Tode gekitzelL wurden.
„Also Sie können sich hier an diesem PulL
häuslich einrichten!" fuhr RaL Lufnagel fort,
„zunächst jedoch müffen Sie auf der hohen
EnLschließung, die Sie soeben durchstudiert
haben, Ihre KennLnisnahme unterschristlich bestätigen! Es
ist dies VorschrifL."
„Ia, was muß ich denn da hinschreiben?" fragte
PrakLikanL Schinas und dachte an die WorLe seines lieben
Bundesbruders: „... . denn BegriffsstutzigkeiL fürchtet er!"
Wie? Was? Sie wiffen das nichL? Das ist aber
stark! Fürwahr sehr stark! — GuL, ich will es Ihnen
diktieren!"
„Sehr liebenswürdig!" dankte PrakLikanL Schinas miL
merkwürdig unterwürfigem Tonfall.
„Also schreiben Sie: KennLnis genommen — Doppel-
— „Dieser unglückliche AuLor, — vor den
Kuliffen erregL er Anstoß und hier auch."
Copyrtght 1915 by I. F. Schreiber