Zeitschrift für Humor und Kunst 12Z
Feine Familie
— „Llnerhört! Ietzt machen Sie auch noch Schulden
auf unseren Namen!"
— „Na — ich habe doch Familienanschluß."
Glosse
Lundert verschenkte Zigarren machen dich
populärer als hundert lyrische Gedichte.
Fataler Beweis
Gast: „Äoffentlich ist der Fisch in guter Butter
gebacken?"
Pikkolo: „Darauf können Sie sich verlafsen! Ich
hab' selber gehört, wie die Köchin gesagt hat:
schad' um die gute Butter!"
Lakonische Werbung
Professor: „Gnädiges Fräulein,bis heute waren
Sie meine Äörerin; möchten Sie nicht jetzt meine
— Erhörerin werden?"
Ein Beobachtungspoften
Wie erlernt man das Barbieren?
Neulich hatte ich in Nieder-Krummbach einen wichtigen
Besuch bei einer einflußreichen Persönlichkeit zu machen. Ich
kam spät am Abend dort an, und als ich mich am nächsten
Morgen für meine Visite zurecht machen wollte, mußte ich
leider entdecken, daß ich dummerweise meinen Sicherheits-
rasierapparat zu Lause gelassen hatte. Den aber hätte ich
jetzt sehr notwendig gebraucht, denn ich konnte doch nicht
unrasiert zu der einflußreichen Persönlichkeit gehn. Ich
mußte also wohl einen Barbier in Anspruch nehmen.
2n der Wut —„Zweimal schonhab'ichmichbeschwert,
daß der Tisch schief steht — ich will doch
sehen, ob der nicht gerade zu kriegen ist!"
Gleich neben dem Gasthof hatte einer sein Messingbecken
ausgehängt. Ein Iüngling mit vielen Sommersprossen in
einem melancholischen Antlitz empfing mich; der Prinzipal
war wohl unterwegs, um Kunden zu Äause zu rasieren. Das
fand ich bedauerlich, denn ein Meister des Fachs wäre mir
natürlich lieber gewesen als der Iüngling, der sicher noch
nicht lange Zeit der Schabkunst obliegen konnte. Während
er langsam den Seifenschaum anrührte, beschäftigte mich eine
Frage, an die ich sonst noch nie gedacht hatte. Wie hat
sich jener Iüngling die Fähigkeiten erworben, die er jetzt
an deinem Gesicht beweisen soll? Aeberhaupt: „Wie erlernt
ein Barbierlehrling das Rasieren?"
Ia, wahrhaftig, welche Methode wird zur Ausbildung
all jener jungen Leute angewendet, die ein so gefährliches
Instrument wie ein Rasiermesser mit sicherer und doch leichter
Land führen sollen? Theoretisch läßt sich das Rasieren
doch nicht erlernen, das muß doch praktisch geschehn, — an
dazu geeigneten Objekten. Aber wie finden die Barbiere
diese Objekte? So ohne weiteres wird sich doch niemand
dazu hergeben; das ist doch eine zu riskante Geschichte. Da
man nie eine Gelegenheit zur Bereicherung seines Wissens
vorübergehn lassen soll, beschloß ich, mir sofort von dem
Iüngling mit den Sommersprossen Auskunst zu holen.
Während er mich mit einem etwas rauhen Pinsel einseifte,
fragte ich ihn glatt heraus: „Bitte, sagen Sie mir doch, —
wie erlernt man das Rasieren?"
Der Jüngling lächelte etwas blöde. „Na, wie's halt
so is'," begann er zögernd. „Zuerst, nicht wahr, da muß
man immer das Lokal ausfegen und alles sauber machen.
Dann lernt man einen ordentlichen Schaum zu schlagen und
die Messer richtig abzuziehn. Na, und dann fängt man eben
mal an."
Das war noch keine erschöpfende Belehrung. „Schön!
Aber bei wem fangen Sie an? Doch nicht gleich bei irgend
einem Kunden?"
Er schüttelte den Kopf. Dann, während er das Messer
an meine rechte Backe setzte, erklärte er: „O nein, was denken
Sie denn, Lerr! Was mein Prinzipal ist, der ist mächtig
vorsichtig. So was könnt' ihm doch die beste Kundschaft
verjagen. Nein, wissen Sie, Lerr: mein Prinzipal hat vom
Schlächter einen Kalbskopf holen lassen. An dem hab' ich's
Feine Familie
— „Llnerhört! Ietzt machen Sie auch noch Schulden
auf unseren Namen!"
— „Na — ich habe doch Familienanschluß."
Glosse
Lundert verschenkte Zigarren machen dich
populärer als hundert lyrische Gedichte.
Fataler Beweis
Gast: „Äoffentlich ist der Fisch in guter Butter
gebacken?"
Pikkolo: „Darauf können Sie sich verlafsen! Ich
hab' selber gehört, wie die Köchin gesagt hat:
schad' um die gute Butter!"
Lakonische Werbung
Professor: „Gnädiges Fräulein,bis heute waren
Sie meine Äörerin; möchten Sie nicht jetzt meine
— Erhörerin werden?"
Ein Beobachtungspoften
Wie erlernt man das Barbieren?
Neulich hatte ich in Nieder-Krummbach einen wichtigen
Besuch bei einer einflußreichen Persönlichkeit zu machen. Ich
kam spät am Abend dort an, und als ich mich am nächsten
Morgen für meine Visite zurecht machen wollte, mußte ich
leider entdecken, daß ich dummerweise meinen Sicherheits-
rasierapparat zu Lause gelassen hatte. Den aber hätte ich
jetzt sehr notwendig gebraucht, denn ich konnte doch nicht
unrasiert zu der einflußreichen Persönlichkeit gehn. Ich
mußte also wohl einen Barbier in Anspruch nehmen.
2n der Wut —„Zweimal schonhab'ichmichbeschwert,
daß der Tisch schief steht — ich will doch
sehen, ob der nicht gerade zu kriegen ist!"
Gleich neben dem Gasthof hatte einer sein Messingbecken
ausgehängt. Ein Iüngling mit vielen Sommersprossen in
einem melancholischen Antlitz empfing mich; der Prinzipal
war wohl unterwegs, um Kunden zu Äause zu rasieren. Das
fand ich bedauerlich, denn ein Meister des Fachs wäre mir
natürlich lieber gewesen als der Iüngling, der sicher noch
nicht lange Zeit der Schabkunst obliegen konnte. Während
er langsam den Seifenschaum anrührte, beschäftigte mich eine
Frage, an die ich sonst noch nie gedacht hatte. Wie hat
sich jener Iüngling die Fähigkeiten erworben, die er jetzt
an deinem Gesicht beweisen soll? Aeberhaupt: „Wie erlernt
ein Barbierlehrling das Rasieren?"
Ia, wahrhaftig, welche Methode wird zur Ausbildung
all jener jungen Leute angewendet, die ein so gefährliches
Instrument wie ein Rasiermesser mit sicherer und doch leichter
Land führen sollen? Theoretisch läßt sich das Rasieren
doch nicht erlernen, das muß doch praktisch geschehn, — an
dazu geeigneten Objekten. Aber wie finden die Barbiere
diese Objekte? So ohne weiteres wird sich doch niemand
dazu hergeben; das ist doch eine zu riskante Geschichte. Da
man nie eine Gelegenheit zur Bereicherung seines Wissens
vorübergehn lassen soll, beschloß ich, mir sofort von dem
Iüngling mit den Sommersprossen Auskunst zu holen.
Während er mich mit einem etwas rauhen Pinsel einseifte,
fragte ich ihn glatt heraus: „Bitte, sagen Sie mir doch, —
wie erlernt man das Rasieren?"
Der Jüngling lächelte etwas blöde. „Na, wie's halt
so is'," begann er zögernd. „Zuerst, nicht wahr, da muß
man immer das Lokal ausfegen und alles sauber machen.
Dann lernt man einen ordentlichen Schaum zu schlagen und
die Messer richtig abzuziehn. Na, und dann fängt man eben
mal an."
Das war noch keine erschöpfende Belehrung. „Schön!
Aber bei wem fangen Sie an? Doch nicht gleich bei irgend
einem Kunden?"
Er schüttelte den Kopf. Dann, während er das Messer
an meine rechte Backe setzte, erklärte er: „O nein, was denken
Sie denn, Lerr! Was mein Prinzipal ist, der ist mächtig
vorsichtig. So was könnt' ihm doch die beste Kundschaft
verjagen. Nein, wissen Sie, Lerr: mein Prinzipal hat vom
Schlächter einen Kalbskopf holen lassen. An dem hab' ich's