150
Meggendorfer-Blätter, München
„Ia, Therese," begann ich
nach dieser Entdeckung, „Sie sind
doch wirklich recht einfältig.
Äaben Sie denn noch nicht ge-
gemerkt, daß das eine Buch die
Träume gerade umgekehrt deutet
wie das andere!"
„Deswegen habe ich mir die
zwei Traumbücher doch extra
gekauft!"
„Wie? Extra gekauft?"
fragte ich erstaunt.
„Ia, natürlich! Wenn nach
dem einen der Traum etwas
Schlechtes bedeutet, dann schaue
ich einfach in dem anderen nach,
da bedeutet er dann etwas
Gutes!"
„So!"
„Ia! Sonst hätte ich ja
keine ruhige Stunde mehr."
Lans Sollinger
Ein guter Wächter
- „Wie hat sich denn Ihr Wach-
hund bei demEinbruch bewährt?"
— „Vorzüglich! Der ist gar
nicht aus seinem Versteck hervor-
gekommen, was ein Glück war,
sonst wäre das wertvolle Tier
vielleicht auch noch gestohlen
worden!"
Der Backfisch
„Wenn ich einmal gar keinen Stoff für mein
Tagebuch habe, schreibe ich einen recht schönen
Brief aus dem Liebesbriefsteller hinein."
Gemütlich
Kunde: „Sehen Sie mal her,
wie Ihr Äaarfärbemittel gewirkt
hat. . . dieses große Büschel
Äaare ist mir seit vorgestern
ausgefallen!"
Fabrikant: „Aber eine schöne
Farbe hat's gekriegt, nicht
wahr?"
Abergläubisch
„Du, unsere Köchin ist aber abergläubisch!" behauptete
meine Frau.
„Warum?"
„Es ist kaum glaublich! Gleich zwei Traumbücher hat sie!"
And eines Nachmittags sah ich die beiden Traumbücher
in der Küche auf dem Tische liegen.
„Therese," meinte ich, „glauben Sie wirklich an den
Schwindel?"
„Versündigen Sie sich nicht, 5)err! Wem schon soviel
hinausgegangen ist wie mir, der weiß, was von den Träumen
zu halten ist. And es kommt auch einmal bei Ihnen die
Zeit..." Ich ließ sie weiter schwatzen und nahm die beiden
Bücher in die Äand.
Wenn man zwei verschiedene Lexika hat, so sucht man un-
willkürlich in beiden das nämliche Stichwort auf und vergleicht
die Erklärungen miteinander. Mit den zwei Traumbüchern
machte ich es nun gerade so und entdeckte dabei, daß das eine
merkwürdigerweise immer das Gegenteil vom anderen sagte.
Merkwürdig
— „Woran hast du dir denn deine Finger verbrannt?"
Autler: „Am Kühler meines Motors."
Ernste Veranlaffung
— „Äeute hat meine Frau nach dem großen Streit vor
vier Wochen wieder zum erstenmal mit mir gesprochen!"
— „Wie kam denn das?"
— „Ich hatte ihr das Wirtschäftsgeld sür den nächsten
Monat hingelegt, und da haben sünfzig Pfennige dran
gefehlt!"
Der rehabilitierte Schneider
— „Ist's möglich, den Prozeß gegen Ihren Schneider haben
Sie verloren? Der Anzug, den er Ihnen gemacht hat, war
doch viel zu eng?"
— „Freilich! Aber über die Geschichte habe ich mich der-
maßen geärgert, daß ich von Tag zu Tag magerer geworden
bin, und da hat er bei der Verhandlung gerade gepaßt!"
Copyright 1915 by I. F. Schreiber
Meggendorfer-Blätter, München
„Ia, Therese," begann ich
nach dieser Entdeckung, „Sie sind
doch wirklich recht einfältig.
Äaben Sie denn noch nicht ge-
gemerkt, daß das eine Buch die
Träume gerade umgekehrt deutet
wie das andere!"
„Deswegen habe ich mir die
zwei Traumbücher doch extra
gekauft!"
„Wie? Extra gekauft?"
fragte ich erstaunt.
„Ia, natürlich! Wenn nach
dem einen der Traum etwas
Schlechtes bedeutet, dann schaue
ich einfach in dem anderen nach,
da bedeutet er dann etwas
Gutes!"
„So!"
„Ia! Sonst hätte ich ja
keine ruhige Stunde mehr."
Lans Sollinger
Ein guter Wächter
- „Wie hat sich denn Ihr Wach-
hund bei demEinbruch bewährt?"
— „Vorzüglich! Der ist gar
nicht aus seinem Versteck hervor-
gekommen, was ein Glück war,
sonst wäre das wertvolle Tier
vielleicht auch noch gestohlen
worden!"
Der Backfisch
„Wenn ich einmal gar keinen Stoff für mein
Tagebuch habe, schreibe ich einen recht schönen
Brief aus dem Liebesbriefsteller hinein."
Gemütlich
Kunde: „Sehen Sie mal her,
wie Ihr Äaarfärbemittel gewirkt
hat. . . dieses große Büschel
Äaare ist mir seit vorgestern
ausgefallen!"
Fabrikant: „Aber eine schöne
Farbe hat's gekriegt, nicht
wahr?"
Abergläubisch
„Du, unsere Köchin ist aber abergläubisch!" behauptete
meine Frau.
„Warum?"
„Es ist kaum glaublich! Gleich zwei Traumbücher hat sie!"
And eines Nachmittags sah ich die beiden Traumbücher
in der Küche auf dem Tische liegen.
„Therese," meinte ich, „glauben Sie wirklich an den
Schwindel?"
„Versündigen Sie sich nicht, 5)err! Wem schon soviel
hinausgegangen ist wie mir, der weiß, was von den Träumen
zu halten ist. And es kommt auch einmal bei Ihnen die
Zeit..." Ich ließ sie weiter schwatzen und nahm die beiden
Bücher in die Äand.
Wenn man zwei verschiedene Lexika hat, so sucht man un-
willkürlich in beiden das nämliche Stichwort auf und vergleicht
die Erklärungen miteinander. Mit den zwei Traumbüchern
machte ich es nun gerade so und entdeckte dabei, daß das eine
merkwürdigerweise immer das Gegenteil vom anderen sagte.
Merkwürdig
— „Woran hast du dir denn deine Finger verbrannt?"
Autler: „Am Kühler meines Motors."
Ernste Veranlaffung
— „Äeute hat meine Frau nach dem großen Streit vor
vier Wochen wieder zum erstenmal mit mir gesprochen!"
— „Wie kam denn das?"
— „Ich hatte ihr das Wirtschäftsgeld sür den nächsten
Monat hingelegt, und da haben sünfzig Pfennige dran
gefehlt!"
Der rehabilitierte Schneider
— „Ist's möglich, den Prozeß gegen Ihren Schneider haben
Sie verloren? Der Anzug, den er Ihnen gemacht hat, war
doch viel zu eng?"
— „Freilich! Aber über die Geschichte habe ich mich der-
maßen geärgert, daß ich von Tag zu Tag magerer geworden
bin, und da hat er bei der Verhandlung gerade gepaßt!"
Copyright 1915 by I. F. Schreiber