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Im alten Schloß hat fort und fort
Allnächtlich ein Gespenst rumort.
Es war die Burgfrau Monika,
Die nach den neuen Möbeln fah.

So hielt zum Schreck der Dienerfchaft
Frau Schulze alles musterhaft.

Die alte Frau hat selbst gesegt
And nie das Staubtuch weggelegt.

Dort saßen nämlich Motten drin,
And ihr besondrer Ordnungssinn
Ließ nicht im Grab die Freifrau ruh'n;
Sie lüftet, klopft, — sie mußt' was tun.

Einst hat sie gar noch rein gemacht
Im Nachtgewand um Mitternacht.
Der Geist erschien und dachte: Eh.
Da ist schon ein Gespenstl Ich geh!


Der Spuk Lrieb die Bewohner sort,

!1nd nur die Motten blieben dort,

Bis eines Tags Äerr Schulze kam
Llnd alles käuflich übernahm.

Bei seiner Frau war aber auch
Das stete Neinemachen Brauch,

Worin sie ganz der Freifrau glich,

Denn die war auch einst bürgerlich.

Eine wechselseitige Metamorphose

Von Peter Robinson
Nein, was doch für Dinge in dieser Welt passieren!
Manche möchte man wirklich gar nicht glauben. Sie hätten
es auch nicht geglaubt, der Äerr Neibaum und der Äerr
Stojentin, wenn ihnen vor Iahresfrist jemand vorausgesagt
hätte, wie es zwölf Monate später mit ihnen bestellt sein
würde. Ausgelacht hätten sie den Propheten, und dann

Verschwand darauf und kam nie mehr,

Zu sehn, ob reinzumachen wär'.

Frau Schulze macht das selber nun,

Für Monika bleibt nichts zu tun.

- . Iarzebecki

hätten sie eins darauf getrunken. Denn wenn die Leute
einen Propheten ausgelacht haben, Pflegen sie immer gern
eins daraus zu trinken. Das kann man an vielen Stamm-
tischen beobachten.

Karl Neibaum hieß die eine Firma, August Stojentin
die andere. Die Läden lagen in der Lauptstraße der kleinen
Stadt, gerade einander gegenüber. Lerr Karl Neibaum
besaß ein Kaffeegeschäft, aber außer Kaffee verkaufte er,
wie das in solchen Betrieben meist der Fall ist, auch noch
Tee, Kakao, Schokolade, Zucker, Biskuits, Marmeladen und
Lonig. Lerr August Stojentin widmete seine geistigen und
körperlichen Kräfte dem Vertrieb von Erzeugnissen der
 
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