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166 b

HD Meggendorfer-Blätter, München


Weihnachtsbesuch

Die junge Nutter

Sie kauft ein wenig Zuckerwerk,

Das muß zum §est ihr Bübchen haben,
UnL> einen Pfefferkuchen auch
Bringt 's Lhristkind unter seinen Gaben.
Des Kindes Ireude ist Lie Pflicht
Der Nutter, — ihr warö noch öie schwere,
Daß sie auch jener öienen muß.

Die sonst -es Vaters Mühen wäre.

Gin Spielzeug braucht -as Bübchen auch,
Soll ihm -as Lhristfest recht geraten.
Was soll es sein? Die Kleinsten schon.
Sie spielen jetzt ja nur Sol-aten.

Sie kauft ein hölzernes Gewehr,

Das wirö öem Kinöe Ireude bringen,
Und wünschte öoch, sie wüßte nichts,
Ach, nichts von Krieg un- Krieges-ingen.

Gin Bäumchen auch trägt sie nach Haus
Un- steckt -aran -ie bunten Kerzen
Un- schmückt's mit kargem Ilitterwerk
Un- -enkt -abei mit wehem Herzen,
Wie sie es einen weiten Weg
Ins frem-e Polen tragen möchte,

Daß es sein -unkles Grün zum Schmuck
Dort einem fernen Grabe brächte.

Der Aben- kommt. Ach. viel zu früh:
Sie fürchtet sich vor seinen Stun-en.

Doch hat -es Buben Unge-ul-
Zu langsam schon -en Tag gefun-en.
Die Kerzen zün-et sie am Baum.

Ihr Licht blinkt an -en Fensterscheiben;
So hell -as Stübchen, — ach, sie möcht'
So gerne jetzt im Dunkel bleiben.

Das Bübchen nimmt sein Schießgewehr
Un- übt sich fleißig gleich im Zielen
Un- schultert es bei flottem Narsch.
Nun muß -ie Mutter auch mit spielen,
Wenn sie es auch nicht gleich versteht,
Un- lachen muß sie mit -em Kleinen,
Nuß lachen, un- sie möchte -och
Nur weinen jetzt, nur immer weinen.

peter Ro'binson

Ablösung in bar

Äerr Stremlow ist ein sehr beschäftigter Mann. Er
behielL dieses Iahr wirklich keine Zeit übrig, Geschenke sür
seine Frau einzukausen. Erst um sieben Uhr am Weihnachts-
abend kam er nach Äause, — ohne ein einftges Paket.

„Ja also, liebe Frau," sagte Kerr Stremlow dann
unter dem Weihnachtsbaum, „du darfft es mir nicht übel-
nehmen, daß ich nichts sür dich habe. Ich hatte zwar die
Absicht, dir verschiedenes zu kausen; zweihundert Mark
hatte ich dafür angesetzt. Aber eigentlich weißt du selbst
viel beffer, was du brauchst; ich gebe dir das Geld, kaufe
dir selbst etwas."

„Das ist ein guter Gedanke, lieber Mann," sagte Frau
Stremlow ganz zufrieden. „Gib mir gleich das Geld."

„Äier hast du es, liebe Frau." Damit holte Lerr
Stremlow aus seiner Geldtasche einen Lundertmarkschein.

Die Gattin wunderte sich. „Aber du hast doch zwei-
hundert Mark gesagt!"

„Stimmt! Für zweihundert Mark hätte ich gekauft.

wenn ich dazu gekommen wäre. Aber nun kaufst du selbst
nach den Feiertagen, und da ist bekanntlich alles um die
Lälfte billiger." — on.

Verschwendung

— „Was hustest du denn plötzlich so?"

„Ein Schluck Bier ist mir in die unrechte Kehle ge-
kommen."

— „Ach, das ist aber schade."

Willy kommt anläßlich eines Weihnachtsstückes zum
ersten Male in ein Theater. Mit Staunen betrachtet er
alle die ihm neuen Dinge; besonders verwundert aber ist
er über das Orchester, von dem er nur die Köpfe der
Musiker sieht.

„Du, Papa," fragt er daher, als dieses aufgehört hat
zu spielen, „warum stecken denn die Musiker alle in einem
Schühengraben?"

Copyright 1915 by I. F. Schreibrr
 
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