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Nr. 1303

Zeitschrift für Humor und Kuust

173

LabuhnS Leihbtbltothek

humoristische Bände zu sehen. Den übrigen Raum des
Schaufensters benutzte Fräulein Viktoria Labuhn, ihre
Kakteen darin unterzubringen, denn die an den Laden an-
stoßende kleine Wohnung hatte kein sonniges Fenster. Sie
hatte eine besondere Vorliebe für Kakteen, die mit ihren
Iahren zunahm und sie schließlich zu einer außerordent-
lichen Fachkundigen auf diesem engen Gebiet der Pflanzen°
aufzucht machte. Die Nachbarschaft behauptete, das wäre
wohl, weil die meisten dieser Gewächse gerade so spitzstachelig
und abweisend gegen die Außenwelt wären wie Fräulein
Viktoria selbst.

Damit tat ihr die Nachbarschaft aber Anrecht. Fräu-
lein Viktoria war zwar, wie das Gretchen anfangs zu
Faust, meist recht kurz angebunden. Kavalieren, die junge
Mädchen ansprechen, mag das manchmal gefallen; eine
Nachbarschaft aber, deren Redseligkeit durch solches Kurz-
angebundensein ein Damm gesetzt wird, muß sich natürlich
darüber ärgern. Wenn ihr jedoch die Leute Paßten, konnte
das ältere Fräulein Labuhn recht wohl den Mund zu längerer
und von manchem Nachdenken in der Stille zeugender Nede
auftun. So etwa, wenn der durch bescheidene Praxis sich
nährende Lerr Doktor von nebenan, oder Schiffskapitän
Neubeyser, der auf seine allwöchentlichen Fahrten nach
Lübeck immer etwas zu lesen mitnahm, oder die derbe alte
Frau Majorin oder einige andere bewährte Leser kamen,
sich ihre Bücher zu holen. Denn das waren Leute, die ihre
Nase nicht nur in ein Buch steckten, um darin ein von ge-
schickten Autorenfingern aufgebautes Kartenhäuschen zu
finden, das vernünftige Aeberlegung am liebsten gleich zu-
sammenzuschlagen wünschte, nein, sie verlangten etwas
von rechtem Menschenschicksal und Fühlen oder auch etwas
Listorie oder schließlich etwas handfest Abenteuerliches oder
auch einen derben Schwank. Denen holte Fräulein Viktoria
aus den Bücherregalen gern heraus, was ihnen behagen

konnte, etwas von Gottfried Keller oder einen Band
Raabe oder etwas Brandenburgisches von Alexis oder am
Ende auch — davon konnte die Frau Majorin nicht genug
bekommen — einen komischen Soldatenroman vom alten
Kürassier Winterfeld. Diese Lektüre war auf den Negalen
links von der Ladentür zu finden, wo sie in wohlgepflegten
Bänden stand. Nur in den untersten Fächern, den Blicken des
Publikums etwas entzogen, reihten sich dicke und allerdünnste
und in den verschiedensten Maßen gehaltene Bände bunt an-
einander, bei denen mählicher Abnutzung nicht Einhalt ge-
tan war. Das war jene Literatur, die in dem Katalog
von „Labuhns Leihbibliothek" kurzweg als Räuber- und In°
dianergeschichten bezeichnet war und zu einem Drittel des
gewöhnlichen Abonnementsgeldes an jugendliche Leser aus-
gegeben wurde. Fräulein Viktoria tat das mit großem
Vergnügen. „Verrücktes Zeug ist es zwar," sagte sie, „aber
Iungens müssen so was lesen, das gehört sich." Aber sie
paßte, was ste bei ihren erwachsenen Abonnenten nicht tun
durfte, gut auf, daß die Iungen über zu viel Lektüre nicht
Pflichten versäumten, die ja leider auch schon in der Iugend
notwendig sind, und von Weihnachten bis Ostern, wenn
stramm für die Versetzung gearbeitet werden sollte, be-
kamen nur diejenigen etwas verabfolgt, die durch Vorlegen
einer jede Bedenken ausschließenden Weihnachtszensur sich
als sichere Aspiranten der nächsthöheren Klaffe ausweisen
konnten. Schade war, daß Gymnasialdirektor Caspary das
nicht mehr erlebt halte; Fräulein Viktorias Verfahren
hätte ihn vielleicht über das durch ihres Vaters Schuld
verlorene Klopstockzitat getröstet.

Das alles ging Fräulein Iohanna Labuhn gar nichts an.
Ihr Reich waren die Regale rechts von der Ladentür. Äier
war jene gefällige Belletristik aufgebaut, die „des Lebens
Freud' und Leid" darstellt, aber nicht in jener unvorherge-
sehenen Mischung, wie sie das Leben liefert, sondern hübsch
der Reihe nach, erst ein bißchen Leid und nachher große

r. 1303. 16. 1915. Insertionsxebübren 4^espalt. l^onpareilleLSÜe 11>.lark. Allsinlge lnseratsn-^nnabme bei I^udolf IVI0886, IklklllklLKIl'IxpkllliiON.

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VestellnnZen ank kVoebvnaus^abtz bei allen Lueb- nnä Xunstban'UnnxeN) ^vitunxs-Lxpeäitionen nnb ?ostälnttzrn. Huartalsprsis (13 l^ummern) in Oeutsoblanci .IIK. L.—,
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n^arn untnr Xrsu^banä L 4.65. b'ür äitz anäern b-änäer ätzs 'WsItpostvsrsins unttzr Xreu^banä Illk. 5.30 — k'rs. 6.75. — Linxvlnv I^ummvr 80 Lfx. oäer 36 b.


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äesbalb vor vv6rtIos6n ^aebabmunxvn.
k'ostversanä nur äureb:

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„Violetta", LkürudvrL 1ÜS.

Ilsrr K. 8. sebreibt: Oa v.u msinsm bb'staunen mein k'rsunä in baum ärei
Woebtzn einen Ltzbr botton 8ebnu>rbart äureb läaiasin erlan^t bat, so ersuebe
um ^ustznäun^ einer Doss 8tärke 111 2U 4 IVlarb psr I^aebnabms.

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Vokimdin

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L 20 50 1001351,

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H^i'voi'raß-sncl. Li-ättL^riii^srliitt^l
d6i ^6rv6nsoliwä6li6.
IVIünobsn: 8ebüt26n-, 8onnsn- unä 8t.

H. nna ^potbsks, kiüenbvrg: IVlobrsn-^po-
tbsbs; Lvrl'm: Lsllsvus-Xpotbsks, k'ols-
äamerplatr u Vietoria-^potb., k'ritzärieb-
strosss 19; 6srn: ^potk. vr. Llallsr;
örsslau: l^asebmarkt.-^potb.: Lasstzl:
dövven-Hpotb ; 6öln: ^potk. 2UM xolä.
Kopf- unä klirseb-^potb.; 0k-68äen-/t.:

I. övv6n-^potbeks; Misseläor'i: klirseb-
^polb: ssl-ankfui-t a. IVl.: dossn- u. kln^el-
/cpotb.; ttalle: dövven-^potb.: ttambueg:
lntsrnationale /Xpotb. unä ^.potb. 0. ö'.
kklsx; ttannovsr: klirseb-^potbeke; Xiel:
8ebwän-/Xpotb.; Königsberg i. Le.: Xaot-
/^potb.; Komotau: ^olerapotk.; beiprig:
Lnxsl-^potb.: IVIagäeburg: Vietoria-^ptb.;
IVIainr: k.övv6n-/Xpotbeks; IVIannIieim:
dövvsn-^potbeke; IVIelr: liirsebupotl,.:
Losen k^övv6naptb.;8tettin:^potb.2.0r6i :
Zti-assbueg: klirseb-^potb.; 8tuttgant:
kkbseb- u. 8ebvvan6n-^potbtzI<6; ^üriob:
Vietoria- />potb6ks, kkrania - ^.potk.-ke;
öuäapestVbluruI-^potbek^^Lonä^kltöL;

?rag: ^.üam's ^potbtzks; Wien IX.- ^po-
tbeke 2ur ^ustria, ^VLbrinxerstrasstz 18.

vr. k'rit/: koeb, Illünobvu XiX/197.

! ^ebmen 8ie nur IVIarks „0r. Koob." I

^lltzlQl^o kiisQlatenaliliailnlo. ttuöoli M08d6, ^nnollQori-Ux^oüitioii.
 
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