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182 <XXXX>O^ Meggendorfer-Blätter, München <>OXXXXXXXXX>^

Im Arlaub — „Teufel, is der Anterstand schlecht baut!"

Zerstreut

Professor (zum neuen Dienstmädchen): „Jn Gotha
sind Sie geboren? Äm, hm, merkwürdig, da
läßt man sich doch verbrennen!"

Genugtuung

Schon im vorigen Iahre fiel es mir am Tage
vor Weihnachten auf, daß Lerr Scbmalziger,
mein Laarschneider — denn als Varbier nehme
ich ihn nicht in Anspruch — keinen Kunden aus
seinem Lokal herauslassen wollte, ohne ihm nicht
ein Rasierabonnement aufzudrängen, — auch
denen, die noch eines hatten. Er lockte dabei
mit einem ganz ungewöhnlichen Preisnachlaß,
den er nur vor dem Weihnachtsfeste gewähre.

Dieses Iahr bemühte Äerr Schmalziger sich
womöglich noch mehr, seine Abonnements los
zu werden. Ia, ein Plakat in seinem Laden
verkündete, daß auf alle am 24. Dezember ge-
kauften Rasierabonnements ein Rabatt von
50 Prozent nachgelassen würde.

„Sagen Sie, Lerr Schmalziger," erkundigte
ich mich, „warum sind Sie gerade heute so billig?"

„Das muß ich sein. Sonst würde ich mich
heute abend zu sehr ärgern, wenn ich daran
denke, daß wieder so mancher meiner Kunden
einen von den verdammten Sicherheitsrasier-
apparaten zum Selbstrasieren als Weihnachts-
präsent bekommen haben wird. So habe ich
doch wenigstens die Genugtuung, daß der
Mann sich dann über sein eben gekauftes Ra-
sierabonnement ärgern wird." -on.

Symbolik

— „Die Äuberschen Eheleute führen auch ein merkwürdiges
Leben zusammen."

— „Ia, das ist richtig. Den einen Tag sind sie ein Lerz
und eine Seele und den andern ein Äund und eine Katze."

Summarisch

— „Der Lump ist dir also die geliehenen zwanzig Mark
noch immer schuldig?"

— „3a."

— „And hat er dir auch keine Erklärung darüber gegeben?"

— „Nein, die ist er mir auch schuldig geblieben."

Anerkennung

Auf einer kleinen Wanderung komme ich in ein ent-
legenes Wirtshaus, das gleichzeitig einen ziemlich umfang-
reichsn Oekonomiebetrieb hat. Der erste Anblick, den ich
erhalte, als ich die bescheidene Gaststube betrete, ist ein
großes, farbiges Lindenburgbild, das, hübsch eingerahmt,
an der Wand hängt.

Ich war etwas verwundert ob einer so in die Augen
springenden Ehrung in doch so kleinen Verhältniffen und
sagte zum Wirt: „Das ist ja sehr ersreulich, daß Sie unserm
großen Feldmarschall einen so hervorragenden Platz in
Ihrer Wirtsstube eingeräumt haben."

Worauf der Wirt schmunzelnd entgegnete: „Nicht
wahr, Lerr? Aber der verdiem's auch. Was sollten wir
Bauern wohl machen, wenn der uns nicht so viel Russen
gefang n hätte, die uns jetzt beim Kartoffelklauben helfen
können." C. A. Lg.

Die Llrsache

— „Ich begreife Ihren Kollegen nicht, was der seit einigen
Tagen sür unsinniges Zeug zusammenschwätzt!"

— „Ia, der hat sich nämlich vorige Woche den Weisheits-
zahn ziehen laffen."

Falsche Ausfassung

Lehrling: „Und der Kommis hat gar nicht das Recht,
mir eine Ohrfeige zu geben! Von Ihnen ließe ich sie mir
gefallen."

Prokurist: „Na, da hast du von mir auch eine!"

In Gedanken

Äausfrau (nach der Gesellschaft den Tisch abräumend): „So ein
Säufer, dieser Nechnungsrat! Einundzwanzig Glas Bowle
hat er getrunken!"

Mann: „Woher weißt du das so genau?"

— „Na, schau doch her! Bei jedem Glas, das ich ihm
eingeschenkt, hat er in Gedanken einen Strich aufs Tisch-
tuch gemacht!"

Gemütlich

Fremder (nachdem er von dem Varbierlehrling eingeseift worden ist):
„Das Rasieren scheint der Meister zu besorgen, wo steckt
denn der?"

— „Der ist mal ebe' zur Bahn 'gange'!"

— „Ia zum Kuckuck, warum sagst du das nicht, bevor du
mich einseifst? Wenn er nun eine halbe Stunde ausbleibt?"

— „Dann seif' ich Eahna nochmal ein!"

Copyright 1915 by H. F. Schreiber
 
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