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Die Mine

Pieter Kümmelkehl
kniff das linke Auge
zu und die rechtsseitige
Warze seiner fast faust°
großen Kartoffelnase
zog sich ein klein wenig
nach unten.

Ianko Buttsteert
wurde wütend. „Das
sind ja wohl wieder
Spitzen, du alter Priel-
räuber; und nichs nich
von an dem is da.

Wenn ich holländsken
Tabak gesmuggelt hätt',
denn so wär'n mir die
Grosken nich so knapp,
wo ich jetzt kaum mein
Grog

„Sieh erstmalgenau
zu, ob das auch noch
langt," unterbrach ihn
Wubbo, der eben den
beiden anderen Gästen
eine neue Füllung hin-
gestellt hatte und nun
bei Buttsteert zögerte.

Ianko klappte vor
Wut seine größte Kopf-
öffnung ein paarmal
auf und zu, und es
dauerte eine geraume
Weile, bis er einwand-
frei festgestellt hatte,daß
sein Durst größer war
als sein Ltolz.

„Gib her, du dickes
Mondkalb. L»ast an mir
skonmalwas verloren?"

Sufko trank und
sagte dann begütigend:

„Wubbel meint des man in Spaß, er weiß wohl, daß du
in dein Skapp noch Geld für männig einen Grog liegen
hast; und daß das nich von den Tabaksmuggel kömmt, wo
ich garnich über gesprochen habe, süh, das freut mir, Ianko."

Buttsteert riß sich ein zehn Zoll langes Stück Kau
tabak ab, brachte es an seinen Bestimmungsort, und, als
ob er Brägenkla's Nede gar nicht gehört habe, wandte er
sich abermals an den Krüger.

„Zo, und bei die andern,meinst, brauchst nich bange sein?"

Wubbo macht ein pfiffiges Gesicht.

„Die haben vorgezahlt."

Buttsteert sah verwirrt von einem zum anderen.

Sufko rieb sich wieder intensiv die Käserinde und
Pieter tat nichts.

„Ich mein, wir können Ianko die Geschichte ruhig er-
zählen," sagte Brägenkla nach einer Pause und fuhr dann
mit etwas gehobener Stimme fort:

„Es is wegen die Mjne."

Buttsteerts Augen funkelten neidisch.

„Jhr habt ne Minenprämie?"

Pieter Kümmelkehl kniff dieses Mal das rechte Auge
zu, und seine Nase spielte momentan vom violetten etwas
ins rötliche hinüber. Sufko Brägenkla aber ließ das prä-

Ferner Kanonendonner

ludierende Räufpern ertönen, daß es sekundenlang klang,
als ob ein Preßluft-Stemmer an der Arbeit sei.

„Tschä, mit die Mine: Iunske, das war ein sweres
Stück Arbeit, nich Pieter?"

Kümmelkehl riß beide Augen auf und streckte die Anter-
lippe weit vor, wie wenn er befürchtete, die möglich ab-
fallende Nasenkartoffel oder einen Teil derselben damit auf-
fangen zu müssen.

„Das is nu wohl, nu töf mal, ja, just ne Woche is
das nu her, da stehen, was ich und Pieter sind, auf die
Deichdüne un glupsen auf 'n Meer raus, ob das nich 'n
Wind werden will, der uns wenigsten so 'n paar Granats
teertkes in den Priel jagt — ja, kiek man nich so unner-
fünsch, Ianko, das is so.

Es war bei Dämmerung und die Flut stand gleich vor
das Ablaufen. Eine steife Brise — Wubbo Wubbel, bannig
viel steiwer war die als dein Grog — kam von See, aber
einen Granatwind war das nich.

Was Pieter Kümmelkehl is und ich wir stehen da und
skütteln mit den Kopp, weil das man kümmerliche Aus-
sichtens sind sür natt und drög von den andern Tag.

Endlich sag ich zu Pieter: „Pieter," sag ich, „was woll'n
wir hier zu stehn tun? Mich is das in mein Magen in,
 
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