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Meggendorfer-Blätter, München

— „Und ivas denken Sie so beim Eintritt ins neue Iahr, Äerr Sekretär?"

— „Daß ich jetzt wieder mindestens drei Wochen brauche, bis ich bei
allen Akten und Briefen ganz von selber die richtige Iahreszahl schreibe."

wnä man ma! ru Menä ellen
In einer bellem 6allwir1lchaf1
llnä seichlicheralr lonll bemellen;
varu ein Ilälchchen llebenlatl.
vann wirä man aurnabmrweile
rauchen

kin Kraut, ru rwanrig, nicht 2u
ltark

Unä lo äen ganren Hbenä
brauchen

8amt ^rinkgelä etwa vier, lünl
Mark.

Oann vrirä man, um äar Mt' ru
lpa^en.

llorauzgeletzt, man bat recht weit,
kelcheiäen mit äer ^rambabn
labren.

In äie gewobnle bäuzlichkeit.
Vier bat man, um nichtr ru
entdebren.

Mit V0I2 unä Koblen nicht gegeirt
Unä sich, äem troben L^ag ru 6bren,
Wblch warm unä mollig ein-
gebei^t.

bat man eine Koch-
malchine,

5etzt man lie über 5piritus
llnä macht mit 5vbaritenmiene
5ich einen llolten (!eeaufgutz.
belitzt man etwar llum äaneben,
5el'z auch nur bellerer verlchnilt,
Lätzt äer 6eschmack zich äaäurch
beben

Unä ebenlo äas Kolorit. —

5o kann man aul äem 5ola
l'tzen,

Im?a>1 man gerne lo lang wacht,
llnä mag äie Leit mit Lelen
nützen

öir punktgenau um Mitternacht.
vann öllnet man äas lenlter
leile,

llnä vvirä man ärunten wen
geuiabr,

5o tut man nach 5ilve!terwer'le
Unä !chreit binunter:

?rolt veujabr!

e. N. Uennig

bilvester 1915

Mt

Die Verwandten sind alle zu uns gekommen zur Silvester-
feier — wie jedes Iahr. Dieses Mal hatten die Kinder
sich eine besondere Ueberraschung ausgedacht — ein zeitge-
mäßes Festspiel.

Der vierzehnjährige Emil hatte es unter sträflicher
Vernachlässigung aller Schularbeiten in den letzten Wochen
verfaßt und die Vettern und Basen der ganzen Familie
hatten mit Begeisterung die einzelnen Rollen übernommen.

Besondern Erfolg versprach sich der Autor von der
Schlußszene, in der Bäschen Lelene die blonden Laare
aufgelöst tragend im weißen Gewand und im Strahlenkranz
einer als Friede vor das versammelte

Publikum treten sollte.

Doch es kam anders. War es die Aufregung oder
das reichlich genoffene Festmahl — kurz. als sich die Künstler
um halb zwölf Ahr zurückwgen, um die Kostüme sür das
Festspiel anzulegen, war Bäschen Lelene in einem Zustand,
der jegliches öffentliche Auftreten unter allen Amständen
verbot. Damit war auch die ganze Aufführung unmöglich.
Allgemeine Ausregung und Verzweiflung unter der kleinen
Künstlerschar, bis Emil kurz entschlossen und geistesgegen-
wärtig an die Rampe der Bühne trat und verkündete:

„Sehr geehrte Äerrn und Damen! Das Festspiel muß
leider ausfallen, weil — weil wir keinen Frieden haben!"

F. Kahn

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Copyrtght 1915 bv I. F. Schreiber
 
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