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200

Meggendorfer-Blätter, München

Verkannte Wohltätigkeit — „Friert's dich, Kleiner?"

— „A bißerl." — „Wo wohnst du denn?" — „Im Westend."

— „Komm, steig mit mir ein, fahr heim; ich zahle für dich
den Nickel!"

— „Na, gib lieber mir die zwoa Nickel, na derfstmit mir laufa."

Glosse

Zu Neujahr gehen mehr Briefe verloren als ge-
schrieben fein wollen.

Zilvejtertmnk

vie ^eil ift lchümm. (ier- Nun 2iedn sich mancher wokl

löknung5vo!l

vem Mr cebvvok! ru lagen,
Äill ich nach fiaur ein Ilälchchen mir
riom belten Kbeinwein tragen.

äurchs fiaar

vie grauen Kummersträbnen.

5o manche Mutter must lich nun
In Zchmer^ vergebens lebnen.

Lum croste loll äer lllein mir beut'
vom eclelsten Kebalt lein,

Unä anäerr tu' ich'5 nicht, er loll
Lvvei vutzenä ^abre alt lein.

^a, als äu, (vein, noch Lraube vvarst,
(var mancher ungeboren,
ver jetzt ein blübenä Leben lcbon
^u stiib im 5treit verloren.

vun füll' ich ibn in5 6la5 binein,
Unü allen (Veine5 Lugenä
verkllnäet er mit boläem vust.
va äenk' ich leiner üugenci.

AchÄein, wa5 lästt c!umich äenn nur
5o trüber vinge äenken!
Komm ber, mit einem vollen 6la5
5oIIst äu mir Kell're5 scbenken!

^115 äu im 5onnenlcheine einst
6ereist an stebenbängen,
va grüstte äich vom alten 51rom
vur 5chaII von ?rieäen5längen.

(Va5 machte5 äenn,äast äielerLrank
5o wunäersam un5 labet?
k5 bat äich, (vein, mit solcher Krast
ver ^abre Vaul begabet.

vie Iväächen, äie äie Lrauben einst
Im lchönen verbste pstückten, —
(vie st'e mit stobem 5inne vvobl
In5 weite Leben blickten.

Unä äiele Lebre gibst äu nun:
(venn anäre ^abre kommen,
(virä a1Ie5. vva5 un5 beut' betrübt,
(vie 5age nur vernommen.

Unä ein5 noch vveist ich, ärauf vvill ich
Va5 letzte 6Ia5 erbeben:

65 vvirä in alle ^eiten bin
vur äeutlchen Kbeinvvein geben!

peter Kobinfon

Der Geist des Herrn Aktuarius

Eine Silvestergeschichte von C. A. Lennig

Es war am Silvesterabend gegen acht!lhr. Ein plötzlich ein-
getretenes lebhastes Schneegestöber schien den trägen trüben Tag
beschließen und dafür eine umso lustigere Nacht hinter schützenden
Mauern, in warmer wohliger Geborgenheit einleiten zu wollen.
Das Licht der elektrischen Bogenlampen fiel wie durch einen grauen
Schleier gedämpft auf die Straßpn, und das brausende Lied des
großstädtischen Verkehrs floß zu einem monotonen Rollen zu-
sammen.

Vor der geöffneten Tür seines Ladens in der Theresienstraße
stand der Ahrmacher Baumann, ein beleibter älterer Lerr und
guckte in das ungastliche Treiben. Ein rötlicher, heißer Dunst quoll
hinter ihm aus dem Laden, färbte die tanzenden Flocken mit
einem belebenden Schimmer und zerschmolz sie sodann.

„Ich mein', ich werd' den Laden zumachen," kalkulierte er.

„Denn fürs erste ift's achte und sürs zweite kommt mir wohl
gar noch ein verspäteter Kunde dahergezettelt und quält mich, ihm
seine invalide Ahr bis morgen zu reparieren. Nein, mein Ver-
ehrtester, daraus kann nichts werden! denn es ist Silvester, und
ich erwarte Gäste." Damit machte er dem imaginären Stören-
fried eine kurze, steife Verbeugung und schickte sich an, den Laden
zu schließen. Zuerst das Schaufenster und dann die schmale Ein-
gangstür. Nicht ohne Mühe klappte Baumann die schwerfälligen,
in ihren rostigen Angeln kreischenden Läden herum, gewiffermaßen
Teil für Teil Licht und Wärme da drinnen zudeckend und gegen
das ungemütliche Wetter absperrend. Durch den letzten Teil
verschwand er dann gleichsam selbst, als hätte er sich in einen
Kleiderschrank gesteckt und die Tür hinter sich zugemacht. Wer

Die ersten Lorbeeren

Iunger Schauspieler (bei seinem ersten
Benefiz): „Äurra! Die ersten Lorbeeren!"
 
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