Kriegschronik der Meggendorfer-Blätter, München
19
Nicht freihalten
Das in England so beliebte „Freihalten" ist bekannt-
ljch, um den Alkoholgenuß wenigstens etwas einzudämmen,
schon vor längerer Zeit verboten worden. Niemand darf
mehr eines anderen Zeche bezahlen, — ganz im Gegensatz
zur englischen Politik, die durchaus dafür ist, daß die andern
für die Kosten aufkommen.
Auf die Durchführung des Gesehes wird sehr scharf
geachtet. Vor einem Polizeigericht in Bristol wurde kürzlich
ein Mann zu neun Shilltngs Buße verurteilt, weil er in einem
Wirtshause ein Glas Bier für seine Frau bezahlt hatte.
Das ist aber noch gar nichts. Vor dem Londoner
Polizeiaericht in der Marylebonestreet, wo Mister Plowdcn,
der berühmteste Polizeirichter Londons amtiert, hatte neu-
lich Mistreß Sorrybeer zu erscheinen, die Gattin des
Schneidermeisters Samuel Sorrybeer. Sie war angeklagt,
in einer Bar für ihren Gatten ein Glas Whisky bezahlt
zu haben. Der Polizist Looksharp, der den Fall zur An-
zeige gebracht hatte, und der Barkeeper waren bei der
Verhandlung zugegen.
„Sie wiffen doch, Mistreß Sorrybeer, daß es jetzt ver-
boten ist, jemand freizuhalten," sagte Richter Plowden.
„Es soll in dieser ernsten Zeit eben nicht mehr so schrecklich
gesoffen werden."
„Weiß ich," begann Mistreß Sorrybeer ihre Vertei-
digungsreve. „Aber ist das Saufen? Ein Gläschen Whisky
pro Tag kann man meinem Mann doch erlauben. Das braucht
er überhaupt, Euer Gnaden. Er hat doch jeyt den ganzen
Tag für die Armee Aniformen zu nähen, — na, und da
werden Sie ihm doch wohl die eine kleine Stärkung gönnen."
„Das läßt sich hören," meinte Richter Plowden wohl-
wollend. „Aber Sie dürfen eben nicht für ihn bezahlen.
Das kann der Mann doch selbst tun."
„Anmöglich, Euer Gnaden," sagte Mistreß Sorrybeer
mit Bestimmtheit. „Die Kasse muß ich haben. Wenn der
Kerl Geld in der Tasche hälte, dann wllrde er ja saufen.
And dann könnte er nicht arbeiten And dann würden
viele von unsern neuen Soldaten keme Aniformen kriegen,
und das da>f doch nicht sein. Ich habe nur an das Wohl
unseres Landes gedacht, Euer Gnaden. Labe ich also das
Saufen unterstützt?"
„Wahrhaftig nicht," erklärte Nichter Plowden sehr
erfreut. „Die Frau hat vernünstig und patriotisch gehan-
delt; ste kann gehen. Es wäre ein Glück, wenn wir viele
solche Frauen in England hätten."
Mistreß Sorrybeer wollte gerade das Gerichtslokal ver-
lassen, da meldete sich der Polizist Looksharp. „Euer Gnaden,
ich habe aber gesehen, daß sie sechs Shillings und Sixpence
bezahlt hat. Das macht dreizehn Gläser Whisky."
„By Iove!" schrie Richter Plowden. „Warten Sie mal,
Mistreß Sorrybeer, — Sie haben Ihren Mann ja doch saufen
laffen! Wie war das mit den dreizehn Gläsern Whisky?"
Da trat der Barkeeper vor. „Ich kann bezeugen, Euer
Gnaden, daß der Mann wirklich nur ein Glas bekommen
hat. Die andern zwölf hat die Frau getrunken." —on.
vie Katherli'es
vie siatberües jitzt in äer liüche,
vas eränmbäch ein nnnt ihr keih;
S!e tröjtet sich üurch stomme
Spmche
llnä was sic lonsi rm Stärkung
weisi.
Ihr sierr, äer ihr lo woklgewogen
llnä äcr lo hilllor, wie ein liinä,
stuch «r warä nunmekr
eingersgen,
llnä sch, wie ging äas lo
gelchwinä.
llichl, äasi äie lirtherlies nicht
Misitc:
6s musi js lein. e§ rult äie pllicht.
llnä ässi sie ärein sich lchicken
müsite —
llein,nein,äss isi thrsiummernicht.
Ilur eines, ihren Schmerr ru
lchüren,
llerlolgt sie hstt unä machtihrpein:
lver wirä ihm äenn äie lllirtlchskt
lllhren
Im leläe ärsusien, gsnr sllein.
c. k. Ncnnig
Kleiner Irrtum
— „Sapperlot, da steht ein Bottich mit heißem Waffer,
das gibk ein prächtiges Vad! —
Wundervoll! Scheint früher allerdings ein bißchen was
anderes drin gewesen zu sein!"
— „Limmel, da sitzt ja der Luber in unserm Silvesterpunsch!"
Eitelkeitsblüte
— „Anser Freund Müller ist doch ein komischer Kerl.
Wenn er früher seinen Bekannten Fritzsche, der Reserve-
hauptmann ist, traf, so nannte er ihn stets ,Lerr Laupt-
mann'; und jetzt, wo derselbe die Aniform trägt, nennt er
ihn nur kurzweg,Lerr Fritzsche'!"
— „Ia, das ist aber sehr etnfach — in dem einen Falle
wollte er zeigen, daß sein Bekannter ein großes Tier ist,
und jetzt, daß das große Tier sein Bekannter ist!"
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Nicht freihalten
Das in England so beliebte „Freihalten" ist bekannt-
ljch, um den Alkoholgenuß wenigstens etwas einzudämmen,
schon vor längerer Zeit verboten worden. Niemand darf
mehr eines anderen Zeche bezahlen, — ganz im Gegensatz
zur englischen Politik, die durchaus dafür ist, daß die andern
für die Kosten aufkommen.
Auf die Durchführung des Gesehes wird sehr scharf
geachtet. Vor einem Polizeigericht in Bristol wurde kürzlich
ein Mann zu neun Shilltngs Buße verurteilt, weil er in einem
Wirtshause ein Glas Bier für seine Frau bezahlt hatte.
Das ist aber noch gar nichts. Vor dem Londoner
Polizeiaericht in der Marylebonestreet, wo Mister Plowdcn,
der berühmteste Polizeirichter Londons amtiert, hatte neu-
lich Mistreß Sorrybeer zu erscheinen, die Gattin des
Schneidermeisters Samuel Sorrybeer. Sie war angeklagt,
in einer Bar für ihren Gatten ein Glas Whisky bezahlt
zu haben. Der Polizist Looksharp, der den Fall zur An-
zeige gebracht hatte, und der Barkeeper waren bei der
Verhandlung zugegen.
„Sie wiffen doch, Mistreß Sorrybeer, daß es jetzt ver-
boten ist, jemand freizuhalten," sagte Richter Plowden.
„Es soll in dieser ernsten Zeit eben nicht mehr so schrecklich
gesoffen werden."
„Weiß ich," begann Mistreß Sorrybeer ihre Vertei-
digungsreve. „Aber ist das Saufen? Ein Gläschen Whisky
pro Tag kann man meinem Mann doch erlauben. Das braucht
er überhaupt, Euer Gnaden. Er hat doch jeyt den ganzen
Tag für die Armee Aniformen zu nähen, — na, und da
werden Sie ihm doch wohl die eine kleine Stärkung gönnen."
„Das läßt sich hören," meinte Richter Plowden wohl-
wollend. „Aber Sie dürfen eben nicht für ihn bezahlen.
Das kann der Mann doch selbst tun."
„Anmöglich, Euer Gnaden," sagte Mistreß Sorrybeer
mit Bestimmtheit. „Die Kasse muß ich haben. Wenn der
Kerl Geld in der Tasche hälte, dann wllrde er ja saufen.
And dann könnte er nicht arbeiten And dann würden
viele von unsern neuen Soldaten keme Aniformen kriegen,
und das da>f doch nicht sein. Ich habe nur an das Wohl
unseres Landes gedacht, Euer Gnaden. Labe ich also das
Saufen unterstützt?"
„Wahrhaftig nicht," erklärte Nichter Plowden sehr
erfreut. „Die Frau hat vernünstig und patriotisch gehan-
delt; ste kann gehen. Es wäre ein Glück, wenn wir viele
solche Frauen in England hätten."
Mistreß Sorrybeer wollte gerade das Gerichtslokal ver-
lassen, da meldete sich der Polizist Looksharp. „Euer Gnaden,
ich habe aber gesehen, daß sie sechs Shillings und Sixpence
bezahlt hat. Das macht dreizehn Gläser Whisky."
„By Iove!" schrie Richter Plowden. „Warten Sie mal,
Mistreß Sorrybeer, — Sie haben Ihren Mann ja doch saufen
laffen! Wie war das mit den dreizehn Gläsern Whisky?"
Da trat der Barkeeper vor. „Ich kann bezeugen, Euer
Gnaden, daß der Mann wirklich nur ein Glas bekommen
hat. Die andern zwölf hat die Frau getrunken." —on.
vie Katherli'es
vie siatberües jitzt in äer liüche,
vas eränmbäch ein nnnt ihr keih;
S!e tröjtet sich üurch stomme
Spmche
llnä was sic lonsi rm Stärkung
weisi.
Ihr sierr, äer ihr lo woklgewogen
llnä äcr lo hilllor, wie ein liinä,
stuch «r warä nunmekr
eingersgen,
llnä sch, wie ging äas lo
gelchwinä.
llichl, äasi äie lirtherlies nicht
Misitc:
6s musi js lein. e§ rult äie pllicht.
llnä ässi sie ärein sich lchicken
müsite —
llein,nein,äss isi thrsiummernicht.
Ilur eines, ihren Schmerr ru
lchüren,
llerlolgt sie hstt unä machtihrpein:
lver wirä ihm äenn äie lllirtlchskt
lllhren
Im leläe ärsusien, gsnr sllein.
c. k. Ncnnig
Kleiner Irrtum
— „Sapperlot, da steht ein Bottich mit heißem Waffer,
das gibk ein prächtiges Vad! —
Wundervoll! Scheint früher allerdings ein bißchen was
anderes drin gewesen zu sein!"
— „Limmel, da sitzt ja der Luber in unserm Silvesterpunsch!"
Eitelkeitsblüte
— „Anser Freund Müller ist doch ein komischer Kerl.
Wenn er früher seinen Bekannten Fritzsche, der Reserve-
hauptmann ist, traf, so nannte er ihn stets ,Lerr Laupt-
mann'; und jetzt, wo derselbe die Aniform trägt, nennt er
ihn nur kurzweg,Lerr Fritzsche'!"
— „Ia, das ist aber sehr etnfach — in dem einen Falle
wollte er zeigen, daß sein Bekannter ein großes Tier ist,
und jetzt, daß das große Tier sein Bekannter ist!"