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Meggendorfer-Blätter — 104.1916 (Nr. 1306-1318)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2193#0033
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Nr. 1307

Zeitschrift für Humor und Kuust

29

Rochus Kipfel

Liebe Tante, ich möchle für die Kirche in Anterdempfing
ettvas zuwisteuern hab aber kein Geld nicht.

Sei so gut und schick mir zu diesem fromen Zweck ein
paar Mark.

Liebe Tante! Beis Militär ists gar nicht schön wenn
man kein Geld hat. Die Anterofizire sind so grob und
schimpfen gottlos und wollen immer geschmiert sein.

And jetzt ist die Nacht mit ihren Schwingen gekommen
und ich muß schlißen, den meine Kerze pfunzelt bereits.
Rosen Lilien Nelken
alle drei verwelken
Lust und Weltlichkeit zerbricht
aber Bravheit nicht!

Dies wünscht dir dein liebevoller Neffe

Rochus Kipfel, Infanterist.

And weil er schon einmal im Zug war, schrieb er noch
einen Brief und zwar an das Fräulein Centa Maier in
der Kantine:

Geertes Fräulein Centa!

Sie werden schon bemerkt ham, das Sie mir nicht
gegenstandslos sind, den Sie ham auf mich einen unver-
wischbaren Eindruck gemacht.

Sie find doch ganz anders als die Landmädeln die so
ungcschlacht und grob gebaut sind.

Da ist zum Beispiel die Leni in meinem Leimatsdorf
die wo flch einbildt ich heirat sie.

Was gar nicht wahr ist.

Schon wie ich Ihnen zum ersten Mal gesehn hab, hab
ich gewußt:

„Sie oder keine!"

Oeffnen Sie mir doch die Zimmertüre Ihres Lerzens
und sagen Sie das Wort das mich beglückt und das heißt
ich liebe dich!

Ich geb alles andre auf. Die Leni die wo ohnehin so
gescheert ist und auch meine Tante den bigoden Neidkragen,
die ham will, das ich wie ein Pfarrer so keisch bleim soll.

Aber ich muß der Tante doch schön tun, damit sie mich
nicht enterbt.

Wenn sie aber einmal stirbt, dann wirds ein Leben
wern! Ich bekomme ihr ganzes Geld

und meine liebe Centa dazu.

Denn Sie müffen die meinige werden.

Liebes Fräulein Centa! Immer wenn die Nacht mit
ihren Schwingen kommt, denk ich an Sie!

Liebes Fräulein kommen Sie am Sonntag um 9 !lhr
aus die Nacht vor das Kaserntor damit ich Sie an mein
treues Soldatenherz drucken kann.

Wir gehn dann ins Konzert und könnens dann un-
schenirt von unsrer Liebe reden.

Noch eins liebes Fräulein Centa!

Vielleicht bringen Sie fünf Mark mit. Ich bin die
noch der Leni schuldig. Die schick ich ihr und dann bin ich
frei und gehöre ganz allein nur Ihnen!

And jetzt schließe ich, den meine Sehnsucht macht mich
zu traurig. Bitte um Antwort.

Rosen Lilien Nelken
alle drei verwelken
Stahl und Eisen bricht
aber meine Liebe nicht!

Dies wünscht Ihnen Ihr liebevoller

Rochus Kipfel, Infankerist.


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L.IIsinixs lnserstensnnaiime: kiullolk k^osss, /tnnoneen-Lxxecütion.
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