Zeitschrift für Humor und Kunst 4z
Die Mine
Ein merkwllrdiger Grllnder
Lunde-, Papageien-, Kanarien- und Meerschweinchenzucht,
Gesang, Mustk, Tanz, Theater, Kerbschniyerei, Brand-
malerei --"
Ich unterbrach die Aufzählung mit der kurzen Er-
klärung, daß >ch von seinen liebenswürdig angebotenen
Adressen schon darum keinen Gebrauch machen könnte, weil
ich gar nicht in Berlin oder der Amgegend wohnte. Da°
mit glaubte ich seinen Angriff siegreich abgeschlagen zu
haben. Einen Augenblick halte es auch wiiklich so den
Anschein, denn der biedere Mann steckte mit einem auf-
richtigen Seufzer sein Notizbuch wieder ein. „Sie wohnen
leidernicht hier, — schade,
jammerschade, ich hätte
sonst aufjeden Fall etwas
Passendes für Sie ge-
sunden." — Aber dann
tat er einen kurzen Pfiff
zwiichen den Zähnen,
jenen bekannten Pfiff,
der bei biederen Leuten
von geräuschvollen Um-
gangsformen anzeigt,daß
ihnen ein guter Gedanke
gekommen ist. Ich rückte
ein wenig mit meinem
Stuhl weiter, denn er
hatte den seinen, rittlings
daraufsitzend.vomNeben-
tisch allmählich dicht her-
angeschoben, und ich hatte
das Gefühl, nächstens
würde er mir jovial und
nachbarschaftlich auf die
Schulter klopfen. llnd
dazu sah ich eigentlich gar
keine Vcranlassung.
„Sie wohnen nicht
hier," sagte er heiter.
„aber augenblicklich sind Sie doch hier, nicht wahr?" Da dies
leidcr der Fall war, hielt ich eine Antwort für überflüssig.
Er fubr fort: „Wahrscheinlich sind Sie auch früher schon
manchmal in Berlin gewesen?" Ich nickte. „Und Sie werden
jedenfalls, wenn Sie, was ich von Lerzen wünsche, bei
guter Gesundheit bleiben, auch fernerhin noch manchmal
nach Berlin kommen. Oder nicht?"
„Nun ja, hin und wieder werde ich die Reise wohl
machen."
Klapps, — da lag richiig seine Land auf meiner
Schulter. „Da haben wir's: Sie sind also von Zeit zu
Zeit für kurze Dauer in Berlin anwesend. Ictzt weiß ich
den richtigen Verein für
Sie, — das ist der „Ver-
ein der zeitweilig in Ber-
lin Anwesenden." Das
heißt, dieser Verein be-
steht noch nicht, aber das
macht nichts, wir grün-
den ihn eben, — sofort,
auf der Stelle. Es wird
einer der nützlichsten Ver-
eine werden, die je ins
Leben gerufen wurden.
Daß mir so etwas nicht
schon längst eingefallen
ist! Bedenken Sie nur,
was d:e Mitglieder alles
in diesem Verein fin-
den: Austausch ihrer in
Berliner Gasthäusern
gemachten Erfahrungen
— Lösung der Frage,
wie auch der Fremde zu
jenen Thcaterkarten mit
großem Rabatt kommt,
die jeder Ewheimische zu
erlangen weiß — dann
die bequemsten —-"
Äausfrau: „Nanu, heute bringen Sie einen §>und mit?"
Bettler: „Gchört mir uet; i hab'n von der Slraß'n
mit heraufg'nomma, weil i Ihr gut s §>erz kenn!"
Die Mine
Ein merkwllrdiger Grllnder
Lunde-, Papageien-, Kanarien- und Meerschweinchenzucht,
Gesang, Mustk, Tanz, Theater, Kerbschniyerei, Brand-
malerei --"
Ich unterbrach die Aufzählung mit der kurzen Er-
klärung, daß >ch von seinen liebenswürdig angebotenen
Adressen schon darum keinen Gebrauch machen könnte, weil
ich gar nicht in Berlin oder der Amgegend wohnte. Da°
mit glaubte ich seinen Angriff siegreich abgeschlagen zu
haben. Einen Augenblick halte es auch wiiklich so den
Anschein, denn der biedere Mann steckte mit einem auf-
richtigen Seufzer sein Notizbuch wieder ein. „Sie wohnen
leidernicht hier, — schade,
jammerschade, ich hätte
sonst aufjeden Fall etwas
Passendes für Sie ge-
sunden." — Aber dann
tat er einen kurzen Pfiff
zwiichen den Zähnen,
jenen bekannten Pfiff,
der bei biederen Leuten
von geräuschvollen Um-
gangsformen anzeigt,daß
ihnen ein guter Gedanke
gekommen ist. Ich rückte
ein wenig mit meinem
Stuhl weiter, denn er
hatte den seinen, rittlings
daraufsitzend.vomNeben-
tisch allmählich dicht her-
angeschoben, und ich hatte
das Gefühl, nächstens
würde er mir jovial und
nachbarschaftlich auf die
Schulter klopfen. llnd
dazu sah ich eigentlich gar
keine Vcranlassung.
„Sie wohnen nicht
hier," sagte er heiter.
„aber augenblicklich sind Sie doch hier, nicht wahr?" Da dies
leidcr der Fall war, hielt ich eine Antwort für überflüssig.
Er fubr fort: „Wahrscheinlich sind Sie auch früher schon
manchmal in Berlin gewesen?" Ich nickte. „Und Sie werden
jedenfalls, wenn Sie, was ich von Lerzen wünsche, bei
guter Gesundheit bleiben, auch fernerhin noch manchmal
nach Berlin kommen. Oder nicht?"
„Nun ja, hin und wieder werde ich die Reise wohl
machen."
Klapps, — da lag richiig seine Land auf meiner
Schulter. „Da haben wir's: Sie sind also von Zeit zu
Zeit für kurze Dauer in Berlin anwesend. Ictzt weiß ich
den richtigen Verein für
Sie, — das ist der „Ver-
ein der zeitweilig in Ber-
lin Anwesenden." Das
heißt, dieser Verein be-
steht noch nicht, aber das
macht nichts, wir grün-
den ihn eben, — sofort,
auf der Stelle. Es wird
einer der nützlichsten Ver-
eine werden, die je ins
Leben gerufen wurden.
Daß mir so etwas nicht
schon längst eingefallen
ist! Bedenken Sie nur,
was d:e Mitglieder alles
in diesem Verein fin-
den: Austausch ihrer in
Berliner Gasthäusern
gemachten Erfahrungen
— Lösung der Frage,
wie auch der Fremde zu
jenen Thcaterkarten mit
großem Rabatt kommt,
die jeder Ewheimische zu
erlangen weiß — dann
die bequemsten —-"
Äausfrau: „Nanu, heute bringen Sie einen §>und mit?"
Bettler: „Gchört mir uet; i hab'n von der Slraß'n
mit heraufg'nomma, weil i Ihr gut s §>erz kenn!"