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Nr. 1368

Zeitschrift für Humor und Kunft

45

Ein mcrlwürdiger Gründer

ich gewesen, dieser durch einen schönen Zufall erkannten
Möglichkeit nicht weiter nachzugehn. And so mein Lerr,
wurde ich ein Gründer von Vereinen, die ich dann an
Gastwirte verkaufte. Das ging freilich nicht von heute
auf morgen; aus vielen Versuchen und manchen Fehl-
schlägen erst krystallisierte stch jene Erfahrung und Ge-
wandtheit heraus, die mir garantierte, daß mein Beruf
ein, wenn auch schwankendes, so doch immer schönes Ein-
kommen gewähren konnte, auf das ich, neben der see-
lischen Befriedigung, nun einmal angewiesen bin. O bitte,
lächeln Sie nicht, — ich sage ausdrücklich: seelische Befrie-
digung! Ich habe meinen Beruf immer als einen hohen
und heiligen aufgefaßt und schätze seinen sozialen Wert
nicht gering ein. Es ist eine Mission, mein Lerr; ich diene
damit dem Staate und der Gesellschaft. Bedarf es über-
haupt eines Beweises dafür? Bedenken Sie: ein Verein
— wohlgemerkt, ein Vergnüngsverein, in dem die verschie-
densten Beruse vertreten sind — läßt zunächst einmal
manche geschäftlichen Veziehungen entstehen. „Ich muß
mir doch endlich ein Gebiß machen lassen," denkt Äerr
Müller. „Nun, in unserem Verein ist der Zahnarzt
Schulze, da werde ich eben zu dem gehn." — Ferner: es
stnd ältere und jllngere Mitglieder da. Die älteren
Lerren haben Töchter, die jüngeren sind unverheiratet.
Merken Sie es nun, mein Lerr, — das Vereinswesen ist
eine Säule des Staates, der die Eheschließungen braucht.

Dann weiter: Talente werden geweckt und gefördert. Einer,
der den Pinsel führen kann, malt herrliche Bilder zum
Schmuck des Vereinszimmers; ein anderer, der poetisch
veranlagt ist, macht köstliche Gedichte für Vereinsfeste.
Denken Sie nur: Wenn Goethe so in etwa zwölf Vereinen
gewesen wäre, was hätte der Mann da erst geleistet! —

Sehr liebenswllrdig, mein Lerr! Freilich, das Neden
macht Durst, und das Bier ist hier ausgezeichnet. Ia, also
fünfzehn Iahre lang habe ich Vereine gegriindet. Laben
Sie eine Ahnung, mein Lerr, wie viele? Siebenhundert
Vereine! Die meisten davon sind natürlich wieder einge-
gangen; das ist einmal nicht anders, es muß immer Platz
geschafft werden im Leben sür Neues, Besseres. Zch will
Sie nicht damit ermllde», Ihnen alle siebenhundert Ver-
eine aufzuzählen. Nur ein paar will ich aufs Geratewohl
erwähnen.

Einen Nauchklub zu gründen, dazu gehört nicht viel.
Auf die Spezialisierung kommt es an. Ich habe zum Bei-
spiel einen „Verein der Oscuro-Raucher" gegründet. Ein
guter Gedanke war das. Lerren, die so schwarze Zigarren
rauchen, sind seßhaft und trinken tüchtig. Der Wirt, dem ich
diesen Verein zuführte, erkannte das auch und zahlte mir
eine sehr anständige Provision. Ich selbst rauche leicht
und trat schon deshalb bald wieder aus dem Verein aus.
Das mußte ich natürlich immer möglichst bald 1u»; ich
mußte doch weiter gründen. Meistens richtete ich es so
ein, daß ich eine Spaltung im Vereine herbeiführte und

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