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12v Meggendorfer-Blätter, München

Auskunft

Lerr: „Wie viel Grad haben wir
heute?"

Diener: Fünf."

— „Anter Null?"

— „O, weit."

Onkel August hat eine Nase wie
eine große gelbe Rübe, nur daß sie
blau ist. Leider ist er sehr oft von
Katarrh geplagt, der ihn dann jedes-
mal sehr mitnimmt.

„Armer Onkel," sagt meine Frau
mitleidig, als Onkel August zu uns
zu Tische kommt, „schon wieder so
einen bösen Katarrh. Und ganz
heruntergekommen bist du dabei."

„Ia," seufzt Onkel August, „es
ist schrecklich, was einem so ein win-
ziger Körperteil für Beschwerden
machen kann!"

Jm Eifer Gast: „Wo ist die Speisekarte?"

Wirt: „Der Lerr Doktor hat sie gerade gehabt; er
wurde plötzlich zu einem Kranken abgerufen. Sehen
Sie, dort läust er auf der Straße und liest ste weiter."

Klaus, die Lebensmittel und der Kabeljau

Vvn Alfred Manns

An der Budjadinger Küste liegt ein kleines Fischerdorf.

Der Bestmann Melchert Sabbelsnut öffnete die Tür
seiner Kate und trat ins Freie. Er hatte seine schenkelhohen
Stiefelholschen an, auf denen sich Körper und Kopf wie
zwei übereinandergestülpte Edamer Käse ausnahmen. Die
Nase, die ebenfalls einem derartigen Miniaturkäschen glich,
kam plötzlich hoch und fuhr suchend in der Luft herum.
Nun kniff er das eine Auge zu und betrachtete prüfend den
dicken Schwaden weißen Rauches, der aus dem Schornstein
eines Nachbarhauses drang. Noch einmal schnüffelte er,
stieg aufgeregt von einem Fuß auf den andern, riß aus
dem Innern des Lauses seine Timpmütze, stülpte sie über
den Käse und holte aus der Losentasche eine gewaltige
blaue Tüte, der er einen faustgroßen, negerhaargleichen
Klumpen Tabaks entnahm, welcher vermittels zweier Finger
hinten in den Rachen besördert wurde.

So vorbereitet klunschte Melchert schweren Schrittes
auf das rauchende Laus zu.

Sabbelsnut ging gleich zur Küche, öffnete und blieb
wie angewurzelt stehen.

„Den Donner"-war alles, was er hervorbrachte.

Inmitten eines, von Tabaksrauch durchsetzten Wasser-
wrasens saß der Schiffer Klaus Klütenslick und sog vergnügt
an seiner Schmurgel. Auf dem Feuerherde stand ein un-
geheurer Waschkeffel, darinnen Geschmargret, die Gemahlin
des Schiffers, äußerst behutsam rührte. Im Raume umher.

an den Wänden, aufTischen, Stühlen
und auf dem Erdboden hing und lag
unwahrscheinlich viel Schweinefleisch.

Der Bestmann trat auf den Keffel
zu und sah mit ungläubigem Stau-
nen hinein, wobei er den Mund weit
aufriß, als des Schiffers Stimme
von der Bank ertönte.

„Last auch keinen frischen Priem
in, Melchert?"

Sabbelsnut sah stch fragend um.
„Tschä, ich mein man, einen ftischen,
den wollt ich doch nicht gern in meine Wurstsuppe in wiffen.
Bei einen von ne halbe Stunde wär das ja nich so ängstlich."

Melchert klappte seinen Mund zu und blickte wiederum
in den Topf, sagte abermals „den Donner auch" ging zur
Bank und setzte sich neben den Schiffer.

„Tschä nich," meinte der, „das 'n Puttende. Der Swein
hatte aber auch einen hintelsten Dickdarm, — Iunge, Iunge,
da ging was rein. Aber wenig Mehl, das kannst glauben,
Blut, Speck und Menge Fleisch, und da hab' ich ihn seine
Junge zwischen gestoßen. Iunge, Iunge, da 's was für 'n
Tannenbaum."

Der Bestmann schüttelte den Kopf: „Es is nich bloß
wegen das Puttende, es is-ich mein überhaupt-"

Der Schiffer überhörte den fragenden Ton. Er spuckte
aus, sah vor fich hin und sagte: „Ich weiß wohl, was du
meinst, ich soll dich das erzählen, wie das gewesen is, wie
sie mich mit meine Trinche gekapert haben."

Sabbelsnut wollte etwas entgegnen, doch Klaus fuhr
unbeirrt fort.

„Du kennst ja die Trinche, wo ich das Sagen auf hab'.
Ansen Baas sein Großvadder hat ihr in unvordenkliche
Zeiten von einen Luller Fischer gekauft. Aber zierlich,
das is sie nich, indem, daß du ihr Vorteil von ihren
Lintersten man bloß dadurch unterscheiden kannst, weil daß
ihr Name da drauf steht, wo vorn sein soll. Einen Kiel
hat fie wie meine Geschmargret ihr Waichkessel, und unten
is fie platt wie' n alten Torffchlitlen. Aber sonsten is die
Trinche 'n schönes Schiff.
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